US-Wahlen: Die Würfel sind gefallen
Der Oktober war für die globalen Aktienmärkte der zweite schwierige Monat hintereinander. Während sich die Aktienmärkte Asiens als sehr robust erwiesen, haben die europäischen, aber auch der Schweizer Markt, stark an Wert verloren. Das ist angesichts der aktuellen COVID-19 Lage keine Überraschung und zeigt, wie gross der Einfluss der Pandemie auf Konjunktur und Märkte ist.
Amerika hat gewählt. Das offizielle Wahlresultat in den USA steht inzwischen fest. Der nächste Präsident der USA heisst Joe Biden, obwohl sein Erfolg sowie derjenige der demokratischen Partei nicht so deutlich ausgefallen ist, wie in den Wochen zuvor prognostiziert. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass es zu wesentlichen Steuererhöhungen für Unternehmen und wohlhabende Haushalte kommen wird, um weitgehende künftige fiskalische Programme zu finanzieren. Dagegen ist mit Biden als Präsident davon auszugehen, dass trotz allen weiterhin bestehenden Problemen in den Beziehungen zur Volksrepublik China der Verhandlungston verbessert wird. Zudem ist die Gefahr eines Handelskrieges mit verschiedenen europäischen Staaten und anderen Alliierten der USA kleiner. Das sind gute Nachrichten für die internationale Handelsbeziehungen und reduziert die politische Risikoprämie an den Finanzmärkten.
Pandemie hat Europa erneut erreicht
In den letzten Wochen hat sich die Lage bezüglich der Anzahl infizierter aber auch hospitalisierter Personen in den meisten europäischen Staaten deutlich verschlechtert. Dies hat zu einer Verschärfung der restriktiven Massnahmen rund um das soziale und ökonomische Leben geführt. Die Folgen für die europäische Konjunktur sind negativ, denn wie Grafik 1 für die vier grössten Volkswirtschaften der Euro-Zone zeigt, besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Anzahl mit COVID infizierter Personen und der Aktivitäten im Dienstleistungsbereich. Damit wird die Gefahr eines erneuten Rutschens Europas in eine rezessive Lage erhöht.
Trotz dieser beunruhigenden Entwicklung ist die aktuelle Lage nicht mit derjenigen des letzten Frühjahrs vergleichbar. Die Erfahrungen welche viele Länder aus medizinischer aber auch aus ökonomischer und sozialer Sicht gesammelt haben, erlauben dieses Mal ein effizienteres Vorgehen im Kontakt mit der Pandemie. Es ist auch keine Überraschung, dass die von früheren Viruskrisen erprobten asiatischen Volkswirtschaften mit der aktuellen Krise besser umgehen als viele andere Volkswirtschaften der Welt.
Globale Industrieproduktion erholt sich weiter
Trotz allen Unsicherheiten rund um die Pandemielage erholt sich die globale Industrieproduktion weiter und liegt in den entwickelten Ländern rund 7% unter dem erzielten Niveau vor dem Ausbruch der Krise. In den Schwellenländern hat sich eine bemerkenswerte Erholung der Produktion eingesetzt, so dass die negativen Auswirkungen der Krise weitgehend überwunden sind. Dass die Angebotsseite der Volkwirtschaft in den Schwellenländern einen besseren Verlauf zeigt als in den Industrienationen erklärt sich aber zu einem bedeutenden Teil durch die fiskalische Antwort der Regierungen. Während in den Industrieländern und insbesondere in den USA die fiskalischen Massnahmen vor allem auf die Stützung des Einkommens der Haushalte ausgerichtet waren, konzentrierte sich China und andere Schwellenländer mehr auf die Unterstützung der Unternehmen. Die Stärkung der Binnenkräfte in den Industrienationen hat zudem zu einer klaren Erholung der Exporttätigkeit in den Schwellenländern geführt. Dies begünstigt die Ausweitung ihrer industriellen Kapazitäten.