Vertrauen ist ein kostbares Gut

Wer Geldgeschäfte macht ist gut beraten, sein Vertrauenskapital sparsam einzusetzen und die finanzielle Zusammenarbeit mit einer Gegenpartei vertraglich zu regeln. Die Erfahrung zeigt aber, dass selbst umfangreiche Vertragswerke unterlaufen werden können, wenn eine Partei Verträge im Nachhinein neu interpretiert und Zahlungsversprechen nicht einlöst.

Streitigkeiten zwischen Vertragspartnern sind gerade bei Geldgeschäften keine Seltenheit. Kann ein Streitfall nicht gütlich beigelegt werden, resultiert daraus in der Regel eine juristische Auseinandersetzung. Die Parteien kommunizieren dann nur noch auf dem Schriftweg über ihre Anwälte. Das zeigt ich exemplarisch am Beispiel der PCWO Invest AG, die aufgrund ihres fragwürdigen Geschäftsgebarens einem veritablen Vertrauensverlust ausgesetzt sieht. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Verantwortlichen das ganz anders sehen. Aber anstatt den eigenen Ankündigungen Taten folgen zulassen und damit bestehende Vorbehalte zu entkräften, werden vage Versprechungen gemacht und Vereinbarungen eigenwillig interpretiert.

Zu vertrauen ist gut, nicht zu vertrauen ist besser.

Giuseppe Verdi, ital. Komponist (1813 bis 1901)

Hinter dem in Liechtenstein domizilierten Unternehmen – ein Schelm wer Böses denkt – steht Andreas Mattig. Pikant an der Geschichte ist der Umstand, dass Andreas Mattig Spross einer Familie ist, die sich im Schweizer Revisions- und Treuhandgeschäft einen Namen als verlässlicher und vertrauenswürdiger Partner gemacht hat. Beste Voraussetzungen also, um mit diesem Vertrauensvorschuss eigene Finanzgeschäfte zu betreiben. Wohl auch zum Leidwesen seiner Familie macht der Sprössling allerdings weniger durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Vertragspartnern auf sich aufmerksam als vielmehr durch ein fragwürdiges Geschäftsgebaren.

Knacknuss sind – verkürzt dargestellt – vertraglich vereinbarte Rückzahlungsfristen im Rahmen eines Darlehens in Millionenhöhe. Besagte Rückzahlungen in Raten erfolgen nicht fristgerecht und die Verzögerungen werden immer wieder neu erklärt. Die Rede ist von ominösen «Drittparteien», die den Zahlungsvorgang behindern oder von «Zahlungsfristen», die nicht klar geregelt sind. Mit den Vorwürfen von dieser Redaktion konfrontiert, zeigt sich Andreas Mattig zwar vordergründig zahlungswillig und sieht sich zu Unrecht dem Vorwurf ausgesetzt, mit Vorsatz zum Nachteil seiner Geschäftspartner zu agieren. Selbstverständlich gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung. Dennoch steht bis heute immer noch eine beträchtliche Summe aus – eine Zahlung, die gemäss Auskunft von Andreas Mattig Ende März erfolgen soll. Zumindest lässt er über seinen Medienanwalt ausrichten: «Wie bereits mehrfach festgehalten, ist die PCWO Invest AG mit Hochdruck daran, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, damit der noch verbleibende Betrag in der Höhe von maximal 2.3 Millionen Euro ausbezahlt wird.» Das sind schöne Worte, denen allerdings bis dato keine Taten gefolgt sind. Sie sollen wohl Vertrauen schaffen, vermögen aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass ein tadelloses und vertragsgetreues Geschäftsgebaren ein überaus kostbares Gut ist, welches Andreas Mattig mutmasslich leichtfertig und ohne Not verspielt hat.

Oder um es in den Worten von Friedrich Schiller zu formulieren, der sehr treffend beschrieben hat, wie viel Verantwortung Bindung – auch im Geschäftsleben – mit sich bringen kann. «Drum prüfe, wer sich bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.»

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