Louis Vuitton – Der Meister des Kofferhandwerks
Die Erfolgsgeschichte von Louis Vuitton begann 1837 in Paris. Als 16-jähriger erreichte er die Stadt zu Fuss, beseelt von einem einzigen Herzenswunsch: Er wollte Koffermacher werden. Heute steht das Label für das grösste Mode-Imperium weltweit.
Louis Vuitton absolvierte, seinem Herzenswunsch folgend, eine Lehre beim angesehenen Pariser Koffermacher Romain Marechal. Schnell erkannte der Meister das grosse Talent seines Lehrlings sowie dessen Liebe zum Handwerk. 1854 machte sich Louis Vuitton selbständig – die Marke «Louis Vuitton Malletier» war geboren. Der Firmeninhaber kreierte zeitgeistige und edle Luxuswaren, denn als einstiger Kofferpacker bei adligen Familien wusste er aus Erfahrung, wie mächtige Kleider und Hüte in Kisten verstaut wurden. Mit diesem Wissen entwarf er elegante, stapelbare Koffer in seinem eigenen Atelier.
Von der Kutsche in die Eisenbahn
Vuitton gelang es, robuste und luftdichte Koffer herzustellen. Funktionales Gepäck war bereits zu dieser Zeit sehr gefragt, auch weil die Kutsche zunehmend von der Eisenbahn abgelöst wurde, die wiederum das Zeitalter der komfortablen Fernreisen für Gutbetuchte einläutete. Mit den Habseligkeiten der Reisenden wurde damals allerdings nicht zimperlich umgesprungen, weshalb Louis Vuitton die Rahmengerüste seiner Koffer mit Holz- oder Metallkonstruktionen verstärkte. Überzogen wurden sie mit einem wasserabweisenden Leinenstoff, der mit Roggenmehl imprägniert war. Die Oberstoffe waren zuerst gestreift, später wurde das Schachbrettmuster «Louis Vuitton Damier Canvas» zu seinem Markenzeichen.
Michael Burke, Louis Vuitton Chairman & CEOIm Grunde geht es nicht um Gepäck, sondern um Innovation.
Von 20 auf 200 Angestellte
Die Nachfrage nach den robusten Koffern aus dem Hause Vuitton war so gross, dass Louis fünf Jahre nach seiner Firmengründung in einer Fabrik in Asnières, einem Pariser Vorort, produzierte. Zuerst begann er mit 20 Mitarbeitern, später beschäftigte er über 200 Fachkräfte. Die Kofferentwicklung blieb allerdings immer in der Hand der Familie. Mit seinem Sohn Georges erdachte und patentierte er ein neuartiges Kofferschloss, denn die gutbetuchte Kundschaft wollte ihr kostbares Reise-Gepäck gut sichern. Besagter Schliessmechanismus ist bis heute im Einsatz.
Entwurf für den Vater
Louis Vuittons Sohn Georges entwarf 1896, vier Jahre nach dem Tod seines Vaters, das legendäre ikonische Monogram-Muster. 1932 folgte die erste Tasche in entsprechendem Design. Als Georges Vuitton 1936 starb, nahm sein Sohn Gaston-Louis Vuitton das Zepter in die Hand. Auch ihm fehlte es nicht an Ideenreichtum und so entwickelte er kurz nach der Übernahme ein neues Material: es handelte sich um ein vinylgetränktes Baumwollgewebe, das heutige Canvas. Das neue Material nutzte er für Koffer, Taschen, Portemonnaies und Brieftaschen.
Spezialanfertigungen in Asniéres
Als Gaston-Louis Vuitton 1970 verstarb übernahm sein Enkel Patrick-Louis Vuitton ein Jahr später das Unternehmen. In Asniéres leitet er die Abteilung für Spezialanfertigungen. Dort werden von Handwerkskünstlern bis heute rund 350 Spezialanfertigungen pro Jahr produziert. Dazu gehören unter anderem Koffer und Kreationen aus exotischem Leder. In der Nähe des Ateliers finden laufend Ausstellungen statt. Präsentiert werden Besonderheiten aus dem Hause Louis Vuitton. Die traditionellen Ateliers für die Kofferherstellung sowie eine restaurierte Galerie befinden sich in einem denkmalgeschützten Jugendstilhaus des Gründers.