SNB: Thomas Jordan tritt per Ende September 2024 zurück
Der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, hat den Bankrat in Kenntnis gesetzt, dass er auf Ende September 2024 von seinem Amt zurücktreten wird. Seine Ankündigung kommt überraschend. Wer Thomas Jordan nachfolgen wird, ist derzeit noch offen. Klar ist, dass die Aufgabe anspruchsvoll und kräftezehrend ist. Die Herausforderungen für seinen wahrscheinlichsten Nachfolger, den derzeitigen Vizepräsidenten Martin Schlegel sind gross, auch weil Thomas Jordan eine riesige SNB-Bilanz hinterlässt.
Thomas Jordan ist im Jahr 1997 in die Nationalbank eingetreten. Als Leiter Forschung war er zunächst massgebend an der Erarbeitung des neuen geldpolitischen Konzepts beteiligt, das Ende 1999 eingeführt wurde. 2004 wechselte er als Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums ins III. Departement und wurde im Mai 2007 Mitglied des Direktoriums. Seine Zeit als Vorsteher des III. Departements stand im Zeichen der grossen Finanzkrise. So war er unter anderem für den Stabilisierungsfonds StabFund verantwortlich, der zur Übernahme illiquider Vermögenswerte der UBS geschaffen wurde. Anfang 2010 übernahm Thomas Jordan als Vizepräsident des Direktoriums die Leitung des II. Departements. Neben der Einführung eines makroprudenziellen Konzepts mit dem antizyklischen Kapitalpuffer befasste er sich intensiv mit der Entwicklung der 9. Banknoten-Serie «Die vielseitige Schweiz». Im Januar 2012 übernahm Thomas Jordan die Führung der Nationalbank zunächst ad interim und dann ab April 2012 als Präsident des Direktoriums und Vorsteher des I. Departements.
Janom Steiner, Präsidentin des SNB-BankratsMit Thomas Jordan tritt eine herausragende Persönlichkeit zurück. Ich bedaure seinen Entscheid zutiefst. Er hat die Nationalbank und ihre Geldpolitik über ein Vierteljahrhundert stark geprägt.
Seine Zeit an der Spitze der Nationalbank fiel in eine Periode mit aussergewöhnlich vielen Herausforderungen. Es waren weitreichende geldpolitische Schritte notwendig, um in unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen die Preisstabilität zu gewährleisten und die Finanzstabilität zu wahren.
Mit der Anfang 2015 erfolgten Aufhebung des Mindestkurses des Frankens gegenüber dem Euro konnte die Nationalbank die Kontrolle über ihre Geldpolitik behalten und deren Wirksamkeit sichern. Während des massiven Einbruchs der Weltwirtschaft als Folge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 gelang es der Nationalbank, die Preisstabilität mit umfangreichen Massnahmen wie der neu geschaffenen SNB-Covid-19-Refinanzierungsfazilität zu gewährleisten. Auf den globalen Anstieg der Inflation im Nachgang zur Pandemie und zum Ausbruch des Kriegs in der Ukraine reagierte die Nationalbank dezidiert. Die Preisstabilität konnte so rasch wiederhergestellt werden. Die Inflationsphase war in der Schweiz deutlich kürzer und weniger ausgeprägt als im Ausland.
Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der SNBEs war ein grosses Privileg, mich für die Nationalbank und das Gesamtinteresse des Landes einsetzen zu dürfen. Bundesrat, Parlament und Bevölkerung danke ich für das grosse Vertrauen in die Nationalbank sowie für die Bewahrung ihres Mandats und ihrer Unabhängigkeit.
Im Frühling 2023 gefährdete die Krise der Credit Suisse die Finanzstabilität in der Schweiz akut. Die Nationalbank stellte in historisch einmaligem Ausmass Liquiditätshilfe zur Verfügung, um schliesslich die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zu ermöglichen. Dadurch trug sie entscheidend zur Verhinderung einer Finanzkrise mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen bei.
Ein grosses Anliegen von Thomas Jordan war auch die technologische Innovation. Während seiner Präsidialzeit wurden insbesondere das Zahlungssystem SIC mit Instant Payments neukonzipiert und das Secure Swiss Finance Network auf Basis der SCION-Technologie für den sicheren Datenaustausch im Finanzsektor entwickelt. Ausserdem führte die SNB als erste Zentralbank digitales Zentralbankgeld für Finanzmarktteilnehmer in Tokenform im Rahmen eines Pilotbetriebs mit realen Transaktionen ein.