Nachhaltige Investments könnten der Trigger sein, um Frauen vom Thema Wertpapieranlage zu überzeugen

Eine aktuelle Studie untersucht vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Einstellung von Frauen zum Thema Geldanlage – und kommt dabei zu interessanten Ergebnissen, die auch die Finanzindustrie nicht kalt lassen dürfte.

In der aktuellen Studie «Frauen und Geldanlage – Für die Zukunft planen» hat J.P. Morgan Asset Management rund 4‘000 Frauen in zehn europäischen Ländern befragt. Im Vordergrund stand die Frage, wie sich die Spar- und Anlagegewohnheiten in der Pandemie verändert haben, wie sich Anlegerinnen und Sparerinnen unterscheiden oder wie Frauen heute anlegen. Die gute Nachricht ist, dass inzwischen 64 Prozent der befragten Frauen als Anlegerinnen Erfahrungen am Kapitalmarkt haben. Doch obwohl die anhaltend niedrigen Zinsen bereits seit Jahren dazu beitragen, dass das Erreichen der langfristigen Finanzziele rein mit Spareinlagen in immer unerreichbarere Ferne rückt, setzen mit 79 Prozent weiterhin zu viele Frauen auf Sparkonten und Tagesgelder. Das heisst, nicht einmal eine von fünf Frauen (18 Prozent) investiert regelmässig. Und selbst Anlegerinnen entscheiden sich häufiger dafür, ihre Sparanlagen aufzustocken (37 Prozent) anstatt ihre Investments (29 Prozent).

Anlegen ist gut für das Selbstbewusstsein
Bezeichnenderweise antwortete ein Drittel der Sparerinnen auf die Frage, was sie zu einer Kapitalmarktanlage veranlassen könnte, dass sie gern regelmässig kleine Beträge anlegen würden. Dies deutet darauf hin, dass sie nach einem Anlageprodukt suchen, welches eher wie ein Sparprodukt funktioniert. Doch die Wertpapieranlage hilft nicht nur dabei, das Vermögen wachsen zu lassen. Wie die Befragung herausfand, steigert Anlegen auch das finanzielle Selbstbewusstsein und sogar das Selbstwertgefühl: Dieses ist bei über einem Drittel der Frauen, die anlegen, höher als bei den Frauen, die bisher nicht investieren.

Die gute Nachricht ist, dass inzwischen 64 Prozent der befragten Frauen als Anlegerinnen Erfahrungen am Kapitalmarkt haben.

J.P. Morgan Asset Management

Viele Studien bestätigen einen engen Zusammenhang zwischen finanzieller Sicherheit und allgemeinem Wohlbefinden. Die Finanzplanung kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Wie sich in der Befragung zeigte, verfügen drei Viertel der Frauen, die anlegen, über eine Finanzplanung. Über die Hälfte der Frauen, die nicht investieren, haben hingegen auch keinen solchen Plan für ihre finanziellen Ziele. So überrascht es nicht, dass ein hoher Anteil der anlegenden Frauen zuversichtlicher ist, was ihre finanzielle Zukunft betrifft.

Nachhaltigkeit als treibende Kraft?
Die Befragung zeigt auch, welches Thema eine treibende Kraft sein könnte, die häufig noch fehlende Akzeptanz der Wertpapieranlage zu verstärken: So deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass nachhaltiges Anlegen, das allgemein als wichtiges Mittel für positive Veränderungen angesehen wird, eine Schlüsselrolle spielen kann. Drei Viertel der befragten Frauen (72 Prozent) sagen, dass nachhaltiges Investieren von grosser Bedeutung ist. Für 20 Prozent ist es sogar von extrem hoher Bedeutung. Unter den Frauen mit Vorkenntnissen über nachhaltige Investments sind mit 77 Prozent mehr als drei Viertel der Meinung, dass ihre Investments etwas Gutes für die Gesellschaft bewirken. Fast die Hälfte (48 Prozent) sieht nachhaltige Wertpapieranlagen als Zukunft des Anlegens und geht davon aus, nur noch in nachhaltige Unternehmen zu investieren. Die Umfrage offenbart auch, welche Bereiche der Nachhaltigkeit am stärksten im Fokus stehen, wobei der Klimawandel von 65 Prozent der befragten Frauen als wichtigste Priorität eingestuft wird.

Drei Viertel der befragten Frauen (72 Prozent) sagen, dass nachhaltiges Investieren von grosser Bedeutung ist.

J.P. Morgan Asset Management

Für 49 Prozent sind Menschenrechte ein wichtiges Thema, für 48 Prozent das Thema Umweltverschmutzung. Trotz des hohen Interesses an nachhaltigen Investments fühlt sich nur ein Viertel der befragten Anlegerinnen gut über das Thema informiert – hier ist die Schweiz führend, denn rund ein Drittel der Frauen fühlt sich gut über nachhaltige Anlagemöglichkeiten informiert und investiert bereits nachhaltig. Zudem äusserte mit 49 Prozent fast die Hälfte aller Befragten Bedenken, dass eine nachhaltige Anlagestrategie die Auswahl ihrer Investments einschränkt. Dies deutet darauf hin, dass weitere Informationen und eine gute Beratung wichtig sind, um dem Interesse der Frauen an nachhaltigen Investitionen auch Taten folgen zu lassen.

Frauen in der Schweiz könnten weitere 41 Milliarden Euro investieren
Insgesamt zeigt die Studie, dass die Pandemie das Bewusstsein von Frauen für die Notwendigkeit verstärkt hat, für zukünftige Unvorhersehbarkeiten zu planen. Als Hauptgrund für das Sparen wird entsprechend am häufigsten die «Notfallplanung» genannt, gefolgt vom «Sparen für den Ruhestand». Viele Befragte setzen dabei jedoch lieber auf das Sparkonto statt auf Wertpapieranlagen. Hauptgründe nicht zu investieren sind die empfundene Komplexität (65 Prozent) und die Schwankungen (35 Prozent) des Kapitalmarkts, was zu einem Gefühl fehlender Kontrolle führt – insbesondere im Vergleich zur Flexibilität und einfachen Verfügbarkeit von Spar- und Tagesgeldkonten. Die Befragung hat jedoch viel Potenzial bei den befragten Frauen identifiziert, in Zukunft mehr zu investieren. Einerseits will fast ein Drittel der Anlegerinnen im kommenden Jahr ihre angelegten Beträge aufstocken. Ausserdem gibt es Sparerinnen, die sich eine Wertpapieranlage vorstellen könnten. Sie würden laut der Befragung knapp ein Drittel ihrer Ersparnisse investieren – vor allem, wenn sie regelmässig kleine Beträge investieren könnten.

Frauen in der Schweiz könnten weitere 41 Milliarden Euro investieren.

J.P. Morgan Asset Management

In der Studie wurden überdies die durchschnittlichen Beträge angesehen, die Frauen derzeit in jedem untersuchten Land sparen und anlegen. Auf dieser Basis wurde der Betrag für Sparerinnen, die eine Geldanlage in Betracht ziehen, ermittelt, sowie der Wert für Anlegerinnen, die ihre Investments aufstocken wollen. Diese Zahlen wurden auf die Bevölkerungszahl dieser Gruppen extrapoliert, um die gesamten zukünftigen Wachstumschancen für Kapitalmarktanlagen für jedes Land zu bestimmen. Über alle zehn untersuchten Länder hinweg ergibt dies ein Investmentpotenzial von 177 Milliarden Euro und allein für die Schweiz ein Potenzial von 41 Milliarden Euro – dies entspricht dem höchsten Investitionspotential aller teilnehmenden Länder.

Die Studie von J.P. Morgan Asset Management unter dem Titel «Frauen und Geldanlage – Für die Zukunft planen» findet sich hier.