Teuerung in der Schweiz: Der Mittelstand leidet

Die Inflation bereitet der Schweizer Bevölkerung Sorgen. Die steigenden Preise treffen insbesondere den Mittelstand. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Comparis.

Die Teuerung in der Schweiz bereitet drei Viertel der Bevölkerung in der Schweiz Sorgen. Damit beschäftigt das Thema deutlich stärker als etwa der Klimawandel (68 Prozent) oder eine allfällige Energie-Mangellage in der Schweiz (53 Prozent). Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Onlinevergleichsdienstes comparis.ch.

Wir sehen ein Auseinanderdriften nach Einkommen: Zwei von drei Personen mit maximal 4’000 Franken Bruttolohn monatlich können deutlich weniger kaufen als noch vor einem Jahr.

Michael Kuhn, Comparis-Finanzexperte

Allerdings spiegeln sich die Sorgen im Alltag je nach verfügbarem Einkommen ganz unterschiedlich wider: Die Hälfte der Befragten gibt an, mit dem Geld, das sie monatlich zur Verfügung hat, weniger kaufen zu können als noch vor einem Jahr. Aber es sind besonders Personen mit einem tiefen Bruttoeinkommen bis 4’000 Franken pro Monat, die sich weniger leisten können (64 Prozent). Dazu zählt auch der untere Mittelstand. Bei einem mittleren Einkommen von 4’000 bis 8’000 Franken sind es 52 Prozent. Bei den hohen Einkommen ab 8’000 Franken geben demgegenüber nur knapp 34 Prozent an, weniger kaufen zu können. «Wir sehen ein Auseinanderdriften nach Einkommen: Leute mit einem hohen Lohn spüren die Teuerung kaum. Knapp 10 Prozent geben an, sich sogar mehr leisten zu können als 2022. Aber schon der untere Mittelstand leidet: Hier können sich zwei von drei Personen deutlich weniger kaufen als noch vor einem Jahr», beobachtet Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn.

Kluft zwischen Frauen und Männern
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es eine Kluft: 55 Prozent der Frauen geben an, dass sie sich weniger kaufen können als noch vor einem Jahr, bei den Männern sind es 45 Prozent. Zwischen städtischen und ländlichen Regionen gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede: Von den Städterinnen und Städtern können sich 45 Prozent weniger leisten als 2022. Auf dem Land sind es 54 Prozent, in der Agglomeration 55 Prozent. Nach Alter sagen 60 Prozent der über 56-Jährigen, dass sie sich mit dem verfügbaren Geld weniger kaufen können als noch vor einem Jahr. Das ist deutlich mehr als bei den 36- bis 55-Jährigen mit 50 Prozent und bei den 18- bis 35-Jährigen mit 41 Prozent.

Mittelschicht muss sich einschränken
Konkret zeigt sich die Belastung der Mittelschicht beim Verbrauch von Alltagsgütern. Comparis hat die sieben Güter und Dienstleistungen untersucht, die sich in den letzten 12 Monaten am meisten verteuert haben: Elektrizität, Zucker, Speisefette, Süssgetränke, Butter, Pauschalreisen und die Parahotellerie mit Ferienwohnungen bzw. Camping. Insgesamt war der Anteil der Personen zwar etwa gleich gross, die sagen, gegenüber 2022 mehr pro Kategorie bzw. weniger konsumiert zu haben. Allerdings gaben 18 bis 28 Prozent der Personen mit mittlerem Haushaltseinkommen zwischen 4’000 und 8’000 Franken pro Monat bei allen Produktkategorien ausser Elektrizität an, diese wegen der gestiegenen Preise weniger genutzt zu haben. Bei den hohen Einkommen mussten sich signifikant weniger – nämlich nur 12 bis 19 Prozent der Befragten – bei diesen Konsumgütern einschränken. Interessant: Bei den Haushalten mit tiefem Einkommen bis 4’000 Franken zeigen sich ebenfalls ausser bei Butter und Zucker keine Auffälligkeiten. «Personen mit wenig Geld mussten sich auch schon vor einem Jahr einschränken und kaufen generell weniger und günstigere Produkte. Nun treffen Einschränkungen wegen der gestiegenen Preise aber auch die Mittelschicht», so Kuhn.

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