Grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung möchte elektronisch abstimmen

Seit Ausbruch der Pandemie nutzen die Menschen in der Schweiz digitale Dienstleistungen der Behörden häufiger. 38 Prozent der Bevölkerung sind offener gegenüber staatlichen digitalen Dienstleistungen geworden. Gleichzeitig vertrauen jedoch gemäss der «Swiss Digital Government Studie» 21 Prozent der Befragten den bestehenden digitalen Dienstleistungen des Staats weniger als zu Beginn der Pandemie – viele nennen Cybersicherheit und Datenschutz als zentrale Gründe.

Die Coronapandemie entpuppt sich zusehends als ein Katalysator für die Digitalisierung: Die Schweizerinnen und Schweizer nutzen seither nicht nur mehr Onlineshopping oder E-Banking, sondern gemäss einer aktuellen Umfrage von Deloitte auch vermehrt digitale Dienstleistungen der Behörden. 38 Prozent der 1'000 befragten erwachsenen Schweizer hat während dieser Zeit eine grössere Offenheit gegenüber E-Government-Dienstleistung entwickelt. Gleichzeitig sagen aber auch 21 Prozent der Befragten, dass ihr Vertrauen in digitale Dienstleistungen der Behörden während der Pandemie gesunken ist, weit mehr als in der letztjährigen Deloitte-Umfrage (7%). «Die Pandemie hat das Verhalten und die Erwartungen der Bevölkerung gegenüber Onlineangeboten der Behörden stark verändert», erklärt Rolf Brügger, Director für Government & Public Services bei Deloitte Schweiz. «Der Wunsch nach mehr digitalen Dienstleistungen der Behörden und die Bereitschaft, diese zu nutzen, sind klar gestiegen. Während digitale Dienstleistungen immer beliebter und häufiger verwendet werden, machen sich aber auch mehr Menschen Sorgen über mögliche Risiken – vor allem bei der Cybersicherheit und dem Datenschutz.»

Flexibilität und Zeitersparnis
Die Befragten sehen viele und weitreichende Vorteile in den digitalen Dienstleistungen der Behörden. Neben Einfachheit (68%) und Selfservice (68%) stehen vor allem Zeitersparnis (72%), örtliche Flexibilität (72%) und zeitliche Flexibilität (75%) im Vordergrund. Nur ein eher geringer Anteil von durchschnittlich rund acht Prozent sieht in digitalen Dienstleistungen der Behörden keinen Mehrwert. «Unsere Umfrage zeigt eindeutig, dass die Bevölkerung die vielen Vorteile eines digitalen Schalters kennt und sehr schätzt», sagt Rolf Brügger. «Die Menschen wollen genauso, wie sie Bankgeschäfte und Einkäufe online tätigen, auch mit den Behörden interagieren können. Digitale Dienstleistungen müssen einfach und schnell auch vom Smartphone aus bezogen werden können. Im digitalen Austausch mit der Gemeinde erwarten Bürgerinnen und Bürger aber höhere Sicherheitsstandards als beim Kleiderkauf oder wenn sie einen Fahrdienst bestellen.»

Schweizweit einheitlich und staatlich
Wie bereits in der letztjährigen Umfrage wünscht sich eine klare Mehrheit (73%) schweizweit einheitliche Dienstleistungen der Behörden. 86 Prozent der Befragten wollen gar, dass digitale Dienstleistungen von einer staatlichen Stelle und nicht durch private Unternehmen angeboten werden. «Unsere Umfrage zeigt eine noch viel stärkere Skepsis als bei der der Volksabstimmung zur E-ID vom letzten Frühling, wo sich bereits eine klare Mehrheit der Bevölkerung dagegen aussprach, E-Government-Dienste durch private Unternehmen anzubieten», erklärt Rolf Brügger. «Bund, Kantone und Gemeinden sind jetzt gefordert, effiziente und sichere digitale Dienstleistungen zu entwickeln, die schweizweit einheitlichen Standards entsprechen und für die gesamte Bevölkerung einfach zugänglich sind.»

Mehrheit will elektronisch abstimmen
Weiter wünscht sich eine sehr deutliche Mehrheit der befragten Personen neue Dienstleistungen, die über die bereits bekannten und gut genutzten E-Government-Dienste hinausgehen. So sagen beispielsweise 84 Prozent, dass sie Pass oder ID gerne vollständig digital bestellen möchten, ohne noch aufs Passbüro gehen zu müssen. Volksabstimmungen sind ein wichtiger Bestandteil der Beziehung zwischen Bevölkerung und Staat – besonders in der Schweiz. Die Umfrage zeigt, dass auch in diesem Bereich mehr Digitalisierung gefordert wird. Ebenfalls 84 Prozent der Befragten geben an, dass sie ihre Stimme gerne elektronisch abgeben möchten. Dieses Anliegen wurde bereits gehört, denn im April 2021 hat der Bundesrat entschieden, die Rechtsgrundlagen für die elektronische Stimmabgabe einer Totalrevision zu unterziehen.

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