Private Markets: Investitionen in Infrastructure Debt mit positiven Auswirkungen auf das Klima

Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur sind das Herzstück eines säkularen Wandels, der eine langfristig nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen soll. Die Rolle des Privatsektors, auch durch Privatisierungen, im Bereich der Infrastrukturinvestitionen hat in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen. Dieses günstige Umfeld führte zum Wachstum der nicht börsennotierten Infrastrukturfonds. Letztere belaufen sich derzeit auf 640 Milliarden US-Dollar und werden bis 2026 voraussichtlich 1,87 Billionen US-Dollar erreichen.

Die langfristige, diversifizierte und widerstandsfähige Natur von Infrastrukturanlagen sowie ihr starkes Ertragsprofil haben das Interesse einer wachsenden Zahl von Vermögensverwaltern und Pensionskassen geweckt. Um die erklärten Ziele der EU zu erreichen, werden allein in Europa in den nächsten 30 Jahren Infrastrukturausgaben von bis zu 7 Billionen Euro erforderlich sein, von denen etwa 3 Billionen Euro aus privaten Quellen stammen werden.

Infrastructure Private Debt – Pensionskassen können 10% investieren
Einst als Untergruppe der alternativen Anlagen betrachtet, ist Infrastruktur heute als eigenständige und attraktive Anlageklasse anerkannt. Dies wird in der Schweiz mit der jüngsten Änderung der Pensionskassenverordnung (BVV2) anerkannt – bis zu 10% können in Infrastrukturanlagen investiert werden, ohne sie in die Allokation alternativer Anlagen einzubeziehen. Infrastrukturanlagen werden durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital finanziert. Dieses Finanzierungsprinzip führt zu einer Aufteilung des privaten Infrastrukturmarktes in das Private-Equity-Segment und das Private-Debt-Segment. Letzteres ist vom Volumen her vorherrschend. Der Grund dafür ist, dass Fremdkapital 70% bis 80% des Finanzierungspakets ausmacht, das für den Bau und Betrieb einer Anlage erforderlich ist. Die restlichen 20 bis 30% sind privates Beteiligungskapital. Das Volumen des privaten Fremdkapitals für Infrastrukturprojekte ist massiv und stabil und beläuft sich seit 2007 auf rund 250 bis 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Allein in Europa werden in den nächsten 30 Jahren Infrastrukturausgaben von bis zu 7 Billionen Euro erforderlich sein, von denen etwa 3 Billionen Euro aus privaten Quellen stammen werden.

Pierre Husser, Investment Manager, Asteria Investment Managers

Trotz der Auswirkungen der Covid 19-Pandemie gewann der europäische Markt für Infrastructure Private Debt in der zweiten Jahreshälfte 2020 an Schwung und erreichte 2021 wieder das Niveau von vor der Covid-Krise. Im Jahr 2020 wurden 251 Transaktionen mit einem stattlichen Volumen von 105 Milliarden Euro abgeschlossen. Rund 70% dieses Volumens wurden durch Fremdkapital finanziert. Die restlichen 30% (31,5 Milliarden Euro) entfallen auf das europäische Private-Equity-Transaktionsvolumen im Infrastrukturbereich, welches als Cash-Reserven darauf wartet eingesetzt zu werden.

Private Debt Infrastructure Anlagen attraktiv für die Portfoliodiversifizierung
Die Renditen für private Infrastrukturtransaktionen in entwickelten Volkswirtschaften liegen zwischen 1,5% und 3% bei einem Solvency-II-Kreditprofil mit Investment-Grade-Rating und bis zu 7% bei höher rentierlichen Anlagen. Private Debt Investitionen können daher als rentable Alternative zu börsennotierten Staats- und Unternehmensanleihen betrachtet werden, da sie eine attraktive Illiquiditätsprämie bieten - eine gute Quelle für die Diversifizierung von Immobilien- und Private-Equity-Anlagen. Private Debt Infrastrukturanlagen bieten Anlegern andere Investitionseigenschaften als Private Equity Infrastrukturanlagen. Erstens gibt es höhere Volumina, was die Kapitalbereitstellung beschleunigt. Die meisten Private-Equity-Kapitalerträge werden erst langfristig erzielt, häufig mit dem Verkauf der Anlage. Die späteren Erfolge sind eine Funktion des gegenwärtigen hohen Bewertungsansatzes, der Fähigkeit, Wertzuwachs zu generieren und die Rendite erfolgreich zu realisieren. Und schliesslich sind Private Debt Infrastructure Investitionen sicherer als Private Equity, da sie durch eine solide Sicherheitsstruktur, eine Rangfolge der Prioritäten und spezifische Covenant-Pakete vor Nachteilen geschützt sind. Zudem bieten Private Debt Infrastrukturanlagen langfristige Cashflow-Erträge und einen Inflationsschutz durch inflationsindexierte, langfristig vereinbarte Einnahmen. Der Unterschied besteht darin, dass Infrastrukturschulden von Zinserhöhungen profitieren können, wenn sie über variabel verzinsliche Schulden aufgenommen werden. Wichtig ist, dass die Anlageklasse Infrastruktur eine geringere Korrelation mit dem Konjunkturzyklus aufweist, da die Verbrauchernachfrage unelastisch ist, eine starke Preissetzungsmacht besteht und ein begrenztes Überangebot besteht, was insbesondere auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu beobachten ist. Private Debt Infrastrukturanlagen weisen im Vergleich zu börsennotierten Unternehmenskrediten günstige Rückzahlungsquoten auf. Die Untersuchungen von Moody's zeigen, dass im Falle eines Ausfalls eine durchschnittliche Rückzahlungsquote von 80% erreicht wird, wobei in fast zwei Dritteln der Fälle eine Rückzahlung von 100% erfolgt.

Private Debt Infrastrukturanlagen – positiver Einfluss auf die Umwelt
Für an Nachhaltigkeit interessierte Investoren kann die Strategie so gestaltet werden, dass sie den Zielen der Nachhaltigkeit entspricht. So können beispielsweise Infrastrukturanlagen und Infrastrukturunternehmen finanziert werden, die einen messbaren und positiven Einfluss auf den Planeten haben. Mit Hilfe des Impact Frameworks können Vermögenswerte identifiziert werden, die einen positiven Beitrag zu einer Reihe von Umweltproblemen leisten, die in einigen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals – SDGs) genannt werden. Ausgehend von diesen SDGs lassen sich Impact-Ziele in umsetzbare Anlagethemen übersetzen und Impact-Messungen für jeden investierten Vermögenswert festlegen. Investierbaren Themen können sein:

  1. Clean & Smart Energy (z. B. erneuerbare Energieerzeugung, Speicherung und Energieeffizienz),
  2. Clean & Smart Water (z.B. Kläranlage),
  3. Dekarbonisierung (z.B. Einführung von EV-Ladestationen, elektrische Züge),
  4. Verringerung der Umweltverschmutzung (z. B. Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen).

Für institutionelle Anleger können selektive Investitionen in direkte Private-Debt-Infrastrukturtransaktionen überdurchschnittliche risikobereinigte Renditen erzielen, die durch die Transparenz der Cashflows und starke Sicherheiten untermauert werden. Auf diese Weise können Anleger in eine diversifizierte Anlageklasse von Infrastrukturschuldtiteln investieren, die eine Dekorrelation zu anderen Anlageklassen, Stabilität bei Konjunkturabschwüngen sowie Schutz vor Inflation und steigenden Zinsen bietet. Mit dem Tüpfelchen auf dem i – dem positiven Einfluss auf das Klima.

Hauptbildnachweis: Unsplash