Geopolitische Spannungen und steigende Kosten prägen die Sorgen der Schweiz

Gesundheitskosten bleiben gemäss dem aktuellen UBS-Sorgenbarometer Top-Sorge – geopolitische Unsicherheiten und Migration rücken stärker ins Bewusstsein.

Die Schweizer Bevölkerung blickt mit zunehmender Besorgnis auf die globalen Entwicklungen: Geopolitische Konflikte, steigende Lebenshaltungskosten und ein schwindendes Vertrauen in politische Institutionen prägen die Stimmungslage. Das zeigt das aktuelle UBS Sorgenbarometer, das seit 49 Jahren den Puls der Schweizer Stimmberechtigten misst und seit 1995 von gfs.bern erhoben wird. Mit 45% bleibt das Gesundheitswesen – insbesondere die Krankenkassenprämien – auch 2025 mit Abstand die grösste Sorge der Bevölkerung. Auf Platz zwei folgt der Umweltschutz bzw. der Klimawandel (31%), an dritter Stelle die Altersvorsorge (30%). Trotz jüngster Reformen, etwa der Einführung der 13. AHV-Rente, bleibt die finanzielle Absicherung im Alter ein Dauerbrenner.

Migration, Europa und Trump: geopolitische Themen rücken ins Zentrum
Die Zuwanderung und Personenfreizügigkeit (30%) sowie die Asylfrage (27%) zählen erneut zu den drängendsten Problemen. Auch die Beziehungen der Schweiz zur EU (25%) gewinnen klar an Bedeutung. Diese Entwicklungen sind Ausdruck der derzeitigen internationalen Spannungen und der offenen Fragen rund um den bilateralen Weg der Schweiz.

Die Zuwanderung und Personenfreizügigkeit sowie die Asylfrage zählen erneut zu den drängendsten Problemen. Auch die Beziehungen der Schweiz zur EU gewinnen klar an Bedeutung.

UBS-Sorgenbarometer 2025

Besonders markant ist der Sprung der Sorge um die Präsidentschaft von Donald Trump: Nur wenige Monate nach Amtsantritt stieg dieses Thema von Rang 41 (2024) auf Rang 8 – die stärkste Veränderung im diesjährigen Barometer. Auch die Konflikte in der Ukraine (14%) und im Nahen Osten (9%) beschäftigen die Bevölkerung deutlich stärker als noch im Vorjahr.

Wirtschaftliche Stabilität, aber wachsende finanzielle Belastung
Die wirtschaftliche Lage der Schweiz wird nach wie vor positiv eingeschätzt, dennoch nehmen finanzielle Sorgen im Alltag zu. Themen wie Wohnkosten (24%), Steuern und die Bundesfinanzen (12%) und Inflation (11%) prägen zunehmend die Wahrnehmung. Während Arbeitslosigkeit kaum noch als Problem gesehen wird (6%), rückt damit die Frage in den Vordergrund, ob das Einkommen des eigenen Haushaltes trotz steigender Ausgaben ausreicht. Parallel dazu zeigt das Sorgenbarometer, dass sich viele Menschen finanzielle Weiterbildung wünschen: Zwei Drittel der Befragten schätzen sich als kompetent im Umgang mit Geld ein – doch ebenso viele möchten ihre Kenntnisse vertiefen. Besonders junge Frauen fühlen sich im Finanzbereich vergleichsweise unsicher, was auf einen Bedarf an gezielter Förderung hinweist.

Vertrauen sinkt – Wunsch nach stärkerem Auftreten der Schweiz
Das Vertrauen in fast alle abgefragten politischen Akteure im Inland hat gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Im internationalen Kontext wünscht sich die Bevölkerung ein offensiveres Auftreten der Schweiz. Eine klare Mehrheit hält die Schweizer Aussenpolitik für zu defensiv – und fordert mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Grossmächten oder supranationalen Gremien. Gleichzeitig ist das Vertrauen in die USA auf ein historisches Tief gesunken. Es lag früher etwa auf dem Niveau der UNO, NATO oder EU, bewegt sich nun aber in derselben Grössenordnung wie das Vertrauen in China – das in den letzten zwei Jahren höher war als noch vor ein paar Jahren.

Digitalisierung und Innovation: Chancen ja, Vertrauen begrenzt
Die Nutzung digitaler Technologien hat in der Schweiz stark zugenommen: Mehr als die Hälfte (57%) nutzt KI-gestützte Chatbots wie ChatGPT zumindest gelegentlich. Trotz wachsender Vertrautheit überwiegt bei 41% weiterhin die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit solcher Systeme. In der Wahrnehmung der Innovationskraft hat sich China erstmals (knapp) vor die Schweiz geschoben.

Gesellschaft im Wandel
Die Schweiz versteht sich laut den Befragten in erster Linie als sicheres und stabiles Land. In einer Zeit wachsender globaler Unsicherheiten gewinnen Stabilität und Eigenständigkeit als zentrale Identitätsmerkmale weiter an Bedeutung.

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