Warren Buffet richtet sein Augenmerk auf Japan

Japans Unternehmer und Regierungsvertreter haben Anstrengungen unternommen, um die Wirtschaft des Landes wiederzubeleben. Das scheint auch in prominenten Investoren-Kreisen auf Aufmerksamkeit zu stossen.

Der Tourismus nach Japan hat einen enormen Aufschwung erlebt. Seit der Wiedereröffnung des Landes im vergangenen Herbst sind die Einreisezahlen exponentiell gestiegen. Im März verzeichnete Japan 1,8 Millionen ausländische Besucher und ist nun auf dem besten Weg, in diesem Jahr 20 Millionen Besucher zu empfangen. Neben der willkommenen Erholung der Besucherzahlen ist auch die Tatsache, dass der prominente Investor Warren Buffet kürzlich sein Augenmerk auf mehrere japanische Handelsriesen gerichtet hat, eine positive Entwicklung für Japan.

Der prominente Investor Warren Buffet hat kürzlich sein Augenmerk auf mehrere japanische Handelsriesen gerichtet.

Dina Ting, Head of Index Portfolio Management, Franklin Templeton

Der für seinen substanzorientierten Ansatz bekannte Investmentexperte hat sich in Japan vor allem auf Konglomerate konzentriert, die in vielen Sektoren des breiten japanischen Marktes vertreten sind. Diese sind insbesondere im grössten Sektor des FTSE Japan Capped Index, dem Industriesektor (22,6%), sowie im viertgrössten Sektor des Index, dem Finanzsektor (10,5%), vertreten. Seit Jahresbeginn ist der Index um fast 7% gestiegen, angeführt von Industriewerten. Das positive Diversifizierungspotenzial hat natürlich das Interesse der Anleger geweckt. Nach unserer Analyse sprechen weitere Gründe für eine langfristige Allokation in japanischen Werten.

Ein Neuanfang für Japans Halbleiterindustrie
Wie andere Länder wird auch Japan seine Kapazitäten im Bereich der Hochtechnologie-Halbleiter ausbauen, und das Thema hat nach dem Stillstand des Welthandels während der Pandemie und den zunehmenden Handelskonflikten höchste Priorität. Das japanische Unternehmen Rapidus – eine neu gegründete Foundry für fortgeschrittene Chipfertigung, ein quasi-öffentliches Unternehmen mit IBM Research – wird weitere staatliche Mittel für Mikrochip-Fertigungsanlagen (Fabs) in Hokkaido erhalten. Japan will sich mit einem beeindruckenden Konsortium aus Grossunternehmen wie NTT, SoftBank, Sony und Toyota von anderen Foundries wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), Samsung und Intel absetzen. Die in Japan ansässigen Produktionsstätten profitieren von dem starken Ökosystem des Landes in Bezug auf Materialien, Ausrüstung und technisches Talent.

Neue politische Massnahmen zur Bewältigung der demografischen Alterung
Das Problem alternder Gesellschaften beschränkt sich nicht auf Japan. Angesichts der sinkenden Geburtenrate in China haben die Universitäten des Landes dieses Jahr die Frühlingsferien verlängert, um den Studenten mehr Zeit zu geben, «die Natur zu geniessen – und die Liebe zu geniessen». Auch in Japan herrscht ein gewisser Optimismus angesichts einer Reihe neuer Massnahmen, die Anreize für mehr Kinder schaffen sollen. Diese Pläne umfassen unter anderem:

  • Ausweitung der Programme für kostenlose Schulmahlzeiten
  • Unterstützung bei der Rückzahlung von Studiendarlehen für werdende Eltern
  • Eine Ausweitung von Stipendien und Unterhaltsbeihilfen für Kinder, die bisher einer Einkommensgrenze unterlagen, auf alle Familien
  • Zusätzliches Einkommen für Väter, die Vaterschaftsurlaub nehmen, in Höhe ihres Gehalts nach Steuern
  • Erweiterte Wohnraumförderung für Familien mit kleinen Kindern

Löhne und Lohngleichheit
Die am 28. April angekündigte gemässigte Ausrichtung der Bank of Japan, die beabsichtigt, das Lohnwachstum durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu unterstützen, hat zu einer Abwertung des Yen und einem Anstieg der Aktienkurse geführt. Dies könnte japanischen Herstellern helfen, da ein schwacher Yen den Wert ihrer zurückgeführten Gewinne erhöhen und ihre Exporte verbilligen dürfte. Auf der anderen Seite könnten die Verbraucher in Japan mit höheren Lebenshaltungskosten konfrontiert werden. Dies ist einer der Gründe, warum der japanische Premierminister Fumio Kishida die Notwendigkeit von Lohnerhöhungen und Massnahmen zur Bekämpfung der Lohnungleichheit betont hat. Seine Rede an der New Yorker Börse im vergangenen Jahr eröffnete er – wie schon sein verstorbener Vorgänger, Premierminister Shinzo Abe – mit Humor und Baseball-Metaphern. Anschliessend forderte er Gehaltserhöhungen, um die Inflation auszugleichen. Im März kam es zu Fortschritten in dieser Frage, als die wichtigsten Gewerkschaften des Landes eine vorläufige Einigung über Lohnerhöhungen von 3,8% erzielten – die höchste Lohnerhöhung seit 1993.

Die am 28. April angekündigte gemässigte Ausrichtung der Bank of Japan, die beabsichtigt, das Lohnwachstum durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu unterstützen, hat zu einer Abwertung des Yen und einem Anstieg der Aktienkurse geführt.

Dina Ting

Um einen Bereich anzugehen, in dem die «Abenomics»-Politik gescheitert zu sein scheint, forderte Kishida ein «essentielles» neues System, um mehr privates Vermögen auf die Märkte zu bringen, und sprach von einer «neuen Form des Kapitalismus» zur Umverteilung des Reichtums. Um dies zu erreichen, schlug er vor, das Steuerbefreiungssystem des Landes in ein dauerhaftes Programm umzuwandeln. Er erklärte, dass solche Anreize notwendig seien, da die japanischen Haushalte über ein persönliches Finanzvermögen von rund 14 Milliarden US-Dollar verfügten, aber «nur etwa 10%» davon in Aktien investiert seien. Schon eine geringfügige Veränderung dieses Anteils könnte für japanische Aktien einen grossen Unterschied ausmachen. Wir sind der Ansicht, dass Anleger, die ein Engagement in Japan suchen, in passiven börsengehandelten Fonds ein attraktives Instrument zur kostengünstigen Diversifizierung in japanische Aktien finden können.