Time to drive – Alpine Trinity

Die Freude an einem besonderen Stück Automobilgeschichte liegt bekanntlich nicht alleine in dessen Besitz, sondern auch in erlebnisreichen Ausfahrten durch einmalige Landschaften. Möglichkeiten dazu bietet die Schweiz glücklicherweise zahlreiche und das bei allgemein besten Strassenverhältnissen. Ein wahrer Klassiker und eine der schönsten Tagestouren führt über die drei grossen Alpenpässe Susten, Grimsel und Furka.

Für einmal verzichte ich an dieser Stelle auf die Präsentation einer automobilen Legende. Dafür möchte ich Ihnen eine Strecke ans Herz legen, die ich selber immer wieder gerne befahre. Die Rede ist von der «Alpine Trinity», einer legendären Route, die Kinogängern älteren Jahrgangs aus Ian Flemmings James Bond-Verfilmung «Goldfinger» ein Begriff sein sollte.

Sustenpass
Die Tour beginnt an der Kirche von Wassen. Auf grösstenteils weit geschwungenen Kurven gelangt man durch das idyllische Meiental an den Fusse des Sustenpasses. Der eigentliche Anstieg ist relativ kurz und bietet nebst zwei Serpentinen keine fahrerisch anspruchsvollen Kurven. Dafür entschädigt aber der grossartige Blick auf die majestätische Gebirgslandschaft zwischen Vorder Sustenhorn und Stucklistock.

Der Anstieg des Sustenpasses in majestätischer Gebirgslandschaft. Bildnachweis: Virgil Andersen

Nach der Passhöhe, die durch einen kleinen Scheiteltunnel unterfahren wird, finden sich nicht nur viele schöne Serpentinen, sondern auch zahlreiche Ausfahrtstellen für grossartige Erinnerungsfotos. Direkt nach dem Scheiteltunnel und ein paar hundert Meter weiter eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf den Steingletscher. Ab dem Dorf Gadmen beginnt schliesslich der gemütliche Teil der Abfahrt nach Innertkirchen, der Startpunkt zum Aufstieg auf den Grimsel.

Grimselpass
Der Grimsel zieht die Betrachter gleich von Beginn an in seinen Bann und ist sowohl landschaftliche als auch fahrerisch imposant. Anfangs geht es in sanfter Steigung und geschwungenen Kurven vorbei an kleinen Dörfern, ab etwa der Hälfte der Strecke, wo die Stauseeanlagen beginnen, bietet die Strecke betörende Serpentinen und faszinierende Ausblicke. Man findet sich eigentlich ständig im Zwiespalt, ob man die Fahrt auskosten, oder doch einmal einen Fotohalt einlegen soll. Einer der Höhepunkte ist sicherlich die Pause im Grimsel Hospiz, welches sich etwas unterhalb der Passhöhe auf einem Felsen mitten in einem Stausee befindet und die fürsorglichen Piloten automobiler Sammlerstücke sogar eine Tiefgarage bietet. Ebenfalls ein Halt wert ist die nicht weit entfernte Passhöhe, wo der kleine Stausee einen hervorragenden Fotokulisse bietet.

Einmalig auf einem Felsen mitten im Stausee gelegen – das Grimsel Hospiz. Bildnachweis: Virgil Andersen

Der Abstieg bzw. die Abfahrt erfolgt über eine im Vergleich etwas langweilige Serpentinenstrasse. Zumindest bietet sie aber viele schöne Kurven und vor allem einen tollen Ausblick auf den gegenüberliegenden Furkapass. In Gletsch am Fusse des Grimsels angekommen geht es gleich ohne Verschnaufpause weiter – der Beginn der Furka liegt tatsächlich nicht weiter als 100 Meter entfernt.

Furkapass

Ohne grosses Vorspiel bietet die Furka gleich ab der ersten Kurve allerfeinsten Fahrspass. Schnelle Passagen wechseln sich mit spannenden Kurven und Serpentinen ab. Und nach dem Kreuzen der alten Furkabahnstrecke folgt eine fahrerisch wirklich schöne Passage bis zum weltbekannten Hotel Belvédère am Rhonegletscher. Seit in den 60er Jahren – damals noch auf Schotterstrasse – Auric Goldfinger (gespielt von Jan Fröbe) und Sean Connery in Ian Flemings James Bond-Verfilmung «Goldfinger» aus dem Jahr 1959 daran vorbeigefahren sind, hat es seinen Glanz im letzten Jahrzehnt zwar etwas eingebüsst, erlebt dafür gerade jetzt eine Renaissance als Objekt der Begierde zahlreicher Social Media Influencer. Ein kurzer Halt lohnt sich auf alle Fälle, alleine schon der atemberaubenden Aussicht auf den gegenüberliegenden Grimselpass wegen.

Atemberaubende Aussicht von der Furka auf den Grimsel. Bildnachweis: Virgil Andersen

Die etwas höher liegende Passhöhe ist weniger spektakulär. Auf der nun deutlichen schmaleren Strasse passiert man aber nochmals wunderschöne Ausblickspunkte und verschiedene Drehorte aus «Goldfinger». Und auf der langen Geraden Richtung Hospental lässt es sich entspannt ausrollen. Und wer das Erlebte abschliessend bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen möchte, ist in der Lobby des The Chedi Andermatt Revue stilsicher aufgehoben.

Alpine Trinity

Dieser faszinierenden Tour in Worten gerecht zu werden, ist kaum möglich. Zwischen Juli und Oktober sind üblicherweise alle drei Pässe befahrbar. Wer sich einen Tag Zeit nimmt, wird verstehen, weshalb man bei diesem tollen Roadtrip auch von der «Alpine Trinity» spricht.

Hauptbildnachweis: Metro Goldwyn Mayer