Damit die Elektroauto-Revolution funktioniert

Ladestationen für Elektrofahrzeuge entwickeln sich zu einem immer interessanteren Segment, das Infrastrukturinvestoren im Auge behalten sollten.

Eine der überraschenderen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 war die Beschleunigung der Energiewende. Im Vergleich zu den Vorkriegsprognosen dürften höhere Preise für fossile Brennstoffe und grosszügige Subventionen, etwa für Elektrofahrzeugen (EVs), den Zeitrahmen für die Reduzierung der globalen CO2-Emissionen aus der Energieverbrennung deutlich verkürzen und zwar nach Meinung mancher Beobachter um bis zu zehn Jahre. Solche optimistischen Vorhersagen spiegeln sich schnell ändernde politische Prioritäten wider. In der Praxis gibt es aber nach wie vor erhebliche Hindernisse. Elektrofahrzeuge sind dafür ein typisches Beispiel, genauer gesagt Ladestationen, deren langsamer Ausbau auf beiden Seiten des Atlantiks für Verzögerungen in der Energiewende sorgen könnte. Der europäische Verkehrssektor ist für 26 Prozent der CO2-Emissionen des Kontinents verantwortlich, verglichen mit nur 10 Prozent Anfang der 1970er-Jahre. Das Transportwesen ist auch der einzige grosse Sektor, in dem die Emissionen in den letzten 30 Jahren gestiegen sind. Die Dekarbonisierung des europäischen Verkehrs ist daher eine wichtige Säule des Green Deal der Europäischen Kommission. Und innerhalb des Transportsektors machte der Strassenverkehr im Jahr 2020 77 Prozent der Emissionen aus.

Ladestationen für Elektrofahrzeuge entwickeln sich zu einem immer interessanteren Segment, das Infrastruktur-Investoren im Auge behalten sollten:

Schon jetzt liegt der Anteil der Europäischen Union an den Ladestationen der Welt deutlich unter dem an der weltweiten EV-Flotte. Diese Divergenz könnte in den kommenden Jahren noch schlimmer werden. Allerdings gibt es auch einige Lichtblicke, wie die obenstehende Grafik zeigt. Obwohl etwa auf die Niederlande weniger als ein Zehntel der Elektrofahrzeug-Flotte der Europäischen Union entfällt, verfügt das Land bereits über fast ein Drittel der Ladepunkt-Infrastruktur der EU. Durch einen vorausschauenden Ansatz mit Blick auf die zukünftige Nachfrage haben die Niederlande auch einen Marktplatz für Infrastrukturinvestitionen geschaffen. Andere vergleichbare Erfolgsgeschichten sind Spanien, Portugal und Polen, die stärker auf Schnellladepunkten setzen, da diese im Vergleich zu langsamen Ladegeräten eine grössere Anzahl von Elektrofahrzeugen bedienen können.

Schon jetzt liegt der Anteil der Europäischen Union an den Ladestationen der Welt deutlich unter dem an der weltweiten EV-Flotte. Diese Divergenz könnte in den kommenden Jahren noch schlimmer werden.

DWS

Ähnliche Strategien müssen dringend breiter angenommen werden. Dies erfordert Infrastrukturinvestitionen nicht nur in Ladestationen, sondern auch in die Modernisierung von Stromverteilungssystemen, Transformatoren für die E-Mobilität und in erhöhte Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energien. So dürften zahlreiche Möglichkeiten zum Einsatz von privatem Kapital entstehen. Ladestationen für Elektrofahrzeuge erscheinen aufgrund ihrer langfristigen, geringen Volatilität, defensiven Renditen sowie eines wachsenden Sekundärmarktes eine interessante Nische zu sein, die es aus Sicht der Infrastrukturportfolio-Allokation im Auge zu behalten gilt.

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