Schweizer Wirtschaft: Wie berechtigt sind Inflationsängste?

Trotz anhaltender Pandemie erholt sich die Schweizer Wirtschaft weiter. Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent im laufenden Jahr. Für 2022 haben sie die Prognose auf 2,5 Prozent revidiert (zuvor 2 Prozent). Der jüngste Anstieg der Inflation dürfte sich mehrheitlich als temporär erweisen.

Dank dem bisherigen Impffortschritt sowie der Agilität der Unternehmen sollte die Erholung gemäss den Ökonomen der Credit Suisse in grossen Teilen der Wirtschaft bis auf Weiteres andauern. Dies, zumal sich die Arbeitsmarktlage verbessert, was sich positiv auf die Konsumentenstimmung auswirkt. Die Arbeitslosenquote sinkt gemäss neusten Prognosen sukzessive und wird gegen Ende des nächsten Jahres 2,5 Prozent erreichen. Zusätzlich nimmt die Nutzung der Kurzarbeit ab. Punktuelle Einschränkungen für gewisse Branchen, wie beispielsweise die Gastronomie oder Freizeitbetriebe, bremsen die Erholungsdynamik. Zudem ist eine Rückkehr zur «Normalität» beim internationalen Tourismus oder bei Grossveranstaltungen noch länger nicht in Sicht.

Lieferengpässe bremsen die Industrie
Bis auf Weiteres wird die Erholung der Gesamtwirtschaft auch durch Lieferengpässe in der Industrie eingeschränkt: Rund 70 Prozent der von den Credit Suisse Ökonomen in Zusammenarbeit mit procure.ch befragten Einkaufsmanager Schweizer Industrieunternehmen melden derzeit längere Lieferfristen und steigende Einkaufspreise. Die Lieferverzögerungen dürften die bisherige Erholung der Industrie leicht bremsen. Aufgrund diverser Lieferengpässe wird die erhöhte Nachfrage nach Gütern

In der Schweiz und Europa schätzen die Credit Suisse Ökonomen die Inflationsgefahr als zu gering ein, als dass die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank in absehbarer Zukunft Leitzinserhöhungen vornehmen werden.

«Monitor Schweiz», Credit Suisse

länger andauern als bisher prognostiziert: Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen neu erst für Mitte 2022 mit einem spürbaren Abflachen der Güternachfrage – dies infolge einer künftigen Marktsättigung und eines möglichen Abbaus von Lagerbeständen.

Geringes Inflationsrisiko in der Schweiz und Europa
Die derzeitigen Preissprünge in Verbindung mit den weltweit hohen Staatsausgaben und der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken in den Industrieländern haben Inflationssorgen geweckt. Empirische Analysen der Credit Suisse Ökonomen zeigen indes, dass sich der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation jedoch beträchtlich abgeschwächt hat. Das Risiko, dass angesichts einer zu hohen Nachfrage eine Lohn-Preisspirale in Gange kommt, ist in Europa und der Schweiz ebenfalls gering. In den USA ist dieses Risiko zwar etwas höher, aber aufgrund der weit verbreiteten Inflationserwartungen dennoch nicht übermässig hoch. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse sind die langfristigen Inflationsrisiken in Europa und der Schweiz gar derart tief, dass die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank in absehbarer Zukunft keine Leitzinserhöhungen in Betracht ziehen und somit an ihrer Negativzinspolitik festhalten werden.

Die Publikation «Monitor Schweiz» der Credit Suisse findet sich hier.

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