Wirtschaftserholung 2021 – wird sie so stark wie erwartet?
2020 war ein schwieriges, vor allem aber ein volatiles Jahr. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Corona-Pandemie und deren Bekämpfung mit Impfstoffen weiterhin der wichtigste und eben unberechenbare Faktor der Weltwirtschaft bleibt. Das Vor-Corona-Niveau der Weltwirtschaft und der Firmengewinne dürfte 2021 nicht einfach zu erreichen sein.
Die Corona-Krise bleibt der entscheidende und eigentlich unberechenbare Faktor für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Die Markterwartungen einer starken Erholung beruhen auf einem raschen Erfolg der Impfstoffe gegen Corona. Doch da wenig über die Langzeitwirkung bekannt ist, ist punkto Marktkonsens Vorsicht angebracht:
- Der Markt erwartet für die US-Wirtschaft einen Rückgang des Bruttoinlandproduktes von rund 4 Prozent für 2020, gefolgt von einer Erholung von auch etwa 4 Prozent für 2021.
- Für die Eurozone wird mit einem stärkeren Rückgang für 2020 von 7-8 Prozent, dafür auch mehr Erholung mit 4 bis 5 Prozent in 2021 gerechnet.
- Für die Schweiz erhofft man sich nach einem Minus von 4,5 Prozent für 2020 ein Plus von 3,5 Prozent im Jahr 2021.
- Für China wird vom Konsens noch mehr Erholung erwartet – etwa 7-8 Prozent für 2021 nach einem konjunkturell gut gehaltenen 2020. Die relativ stabilere wirtschaftliche Entwicklung Chinas 2020 beruht auf der erfolgreicheren Bekämpfung der Corona-Pandemie dank den Möglichkeiten einer Diktatur. Strengere Aktivitätseinschränkungen, gefolgt von staatlich befohlener Produktion sind dafür verantwortlich.
Der Haupttreiber des globalen Konjunkturrückgangs war 2020 wegen der Corona-Pandemie der private Konsum, welcher mehr zurückging als die Gesamtwirtschaft. Aber auch die Investitionstätigkeit reduzierte sich im vergangenen Jahr in zahlreichen Ländern, da viele Firmen ihre Cash-Reserven wegen der Unberechenbarkeit des Corona-Virus schonten. Die Produktionsseite der Weltwirtschaft und auch die Exporte wurden 2020 aus zwei Gründen getroffen: Zum einen war wegen dem Pandemieausbruch in China die Zulieferkette partiell unterbrochen. Zum anderen verordneten die Regierungen vieler Länder zur Corona-Eindämmung auch Produktionsstopps in den Fabriken. Glücklicherweise zeigte sich sowohl beim Privatkonsum, der Industrieproduktion und bei den Firmenresultaten im Sommer und Herbst eine stärker als vom Konsens erwartete Erholung. Dies war entscheidend für die rasche Erholung der Aktienmärkte.
Gérard Piasko, Chief Investment Officer, Maerki BaumannDie tiefe 2020-Basis ermöglicht ein hohes Gewinnwachstum; doch das Vor-Corona-Niveau ist nicht leicht erreichbar.
Stabilisierend wirkten sich für die Weltwirtschaft 2020 klar die gestiegenen Regierungsausgaben aus. Zwar kann mit Recht kritisiert werden, dass dadurch die Staatsverschuldung ansteigt, jedoch gilt hier der «Imperativ der Abwendung der Liquiditätskrise». Die Erfahrung der Krisen von 2000/2001 und 2008/2009 hat gezeigt, dass kurzfristige Finanzhilfen der Regierungen vernünftiger sind, als Firmen in den Konkurs zu treiben. Daher sollten bei erneuten Krisenphasen betroffene Branchen so weit unterstützt werden, dass eine Kreditkrise für die gesamte Wirtschaft vermieden wird. Hätten die westlichen Behörden im Frühjahr 2020 rascher punkto Obligationenkaufprogramme kommuniziert, wären auch die Aktienmärkte nicht innert Rekordzeit um rund 35 Prozent eingebrochen. Noch nie in der Markthistorie hat es so einen rasanten Rückgang gegeben wie im März 2020. Aber auch noch nie gab es eine so rasche Erholung in der Folge.
Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken und wohl auch die Regierungen ihre Unterstützung der Konjunktur 2021 weiterführen. Die kurzen Zinsen werden daher auf historischen Tiefstständen gehalten werden müssen, während der mittlere und längere Teil der Zinskurven bzw. die Obligationenmärkte auf die Konjunkturveränderungen – welche wiederum von der Corona-Entwicklung abhängig sind – reagieren sollten. Anleihen werden daher volatiler. Die globale Inflation jedoch dürfte sich 2021 etwas höher, jedoch immer noch historisch unterdurchschnittlich präsentieren. Ziel der Zentralbanken ist es unverändert, eine deflationäre Entwicklung zu verhindern.
Für die Aktienmärkte gibt es zwei wichtige Faktoren:
- Der Basiseffekt wirkt positiv, was bedeutet, dass der Gewinneinbruch von 2020 eine tiefe Basis ergibt, die 2021 ein zweistelliges Wachstum der Gewinne gegenüber dem schlechten Vorjahr 2020 ermöglichen sollte.
- Der weniger positive Faktor dürfte sein, dass die Unternehmensgewinne und die Weltwirtschaft das Niveau von vor der Corona-Pandemie wohl erst 2022 erreichen werden.