Die Zukunft ist grün – die unvermeidliche Energiewende

Auf Megatrends ausgerichtete Investitionsmöglichkeiten beruhen naturgemäss auf Zukunftsvisionen. Aber was thematisches Investieren viel schmackhafter macht als Prophezeiungen, ist die Tatsache, dass bestimmte Megatrends bereits in Bewegung sind. Thematische Anleger brauchen also nur die Strömungsrichtung zu beobachten und können mit dem Strom schwimmen.

Nach 18 Monaten intensiven Gerangels haben die USA ein 700-Milliarden-Dollar-Wirtschaftspaket verabschiedet, das von vielen als monumentaler Schritt zur Bewältigung des Klimawandels angesehen wird. Der Gesetzentwurf sieht 369 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzmassnahmen vor, darunter Steuergutschriften für Haushalte zum Kauf von Elektrofahrzeugen und Unterstützung für erneuerbare Energien, Forschung zur Kohlenstoffbindung, Wasserstoffkraft und kleine Kernreaktoren. Die Schaffung eines sowohl nachhaltigen als auch ausreichenden Energiesektors erfordert umfangreiche Investitionen in alle Formen sauberer Energie, einschliesslich erneuerbarer Energien, Wasserstoff, Biokraftstoffe, Wasserkraft und sogar Kernkraft. Kürzlich hat das Europäische Parlament beschlossen, künftige Investitionen in Erdgas und vor allem in die Kernenergie (unter bestimmten Bedingungen) als ökologisch nachhaltig einzustufen – ein entscheidender Schritt, der die Notwendigkeit eines Gesamtkonzepts für den allmählichen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen anerkennt.

Die USA haben ein 700-Milliarden-Dollar-Wirtschaftspaket verabschiedet, das von vielen als monumentaler Schritt zur Bewältigung des Klimawandels angesehen wird.

Mobeen Tahir, Macroeconomic Research, WisdomTree

Einfach erreichbare Ziele
Der Energiesektor ist für etwa drei Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, wobei der Strassenverkehr mit 11,9 Prozent den grössten Anteil ausmacht. Daher ist es sinnvoll, dort anzusetzen, wo die meisten Fortschritte mit der grössten Wirkung erzielt werden können. Laut dem Long Term Electric Vehicle (EV) Outlook 2022 von Bloomberg New Energy Finance stellt der Markt für Elektrofahrzeuge bis zum Jahr 2050 eine Marktchance von 82 Billionen US- Dollar dar, wenn man von einem Netto-Null-Szenario ausgeht. Das liegt nicht nur an den Fahrzeugen, sondern auch an dem sie umgebenden Ökosystem von Industrien, zu dem die Batterietechnologie, die Rohstoffe, die Ladeinfrastruktur und das Recycling gehören, um nur einige zu nennen. Angesichts der Tatsache, dass sich die Verkäufe von Elektrofahrzeugen bereits exponentiell entwickeln (siehe Abbildung 1), erscheinen solche Prognosen nicht unplausibel.

Quellen: WisdomTree, Wood Mackenzie, Prognosen ab 2021. ICE = Internal Combustion Vehicle (Verbrennungsmotor), BEV = Battery Electric Vehicle (batteriebetriebenes Elektrofahrzeug), PHEV = Plug-in Hybrid Electric Vehicle (Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeug), HEV = Hybrid Electric Vehicle (Hybrid-Elektrofahrzeug), PC = Passenger Cars (Personenkraftwagen).

Keine halben Sachen
Bis zum Jahr 2050 könnte die Elektrifizierung des Strassenverkehrs zu einem Anstieg des Strombedarfs um 27 Prozent führen. Deshalb ist es wichtig, dass auch der Strom selbst sauber ist. Bei den erneuerbaren Energien ist die Offshore-Windkraft derzeit in aller Munde ­– und das aus gutem Grund. Nach Angaben von Wood Mackenzie wird erwartet, dass in den nächsten zehn Jahren fast 1 Billion US-Dollar in den Offshore-Windmarkt fliessen werden, da dieser skalierbar ist. Mehr Strom aus erneuerbaren Energien erfordert aber auch mehr Energiespeicher. Hier kommt wieder die Batterietechnologie ins Spiel. Lithium-Ionen-Batterien, die sich für die Kurzzeitspeicherung eignen, werden durch neue Technologien für die Langzeitspeicherung ergänzt werden. Dadurch wird die Energieversorgung nicht nur für einige Stunden, sondern für Tage und Wochen sichergestellt.

Die Zukunft ist stark vernetzt – der fortschreitende digitale Wandel
Laut Statista ist die Zahl der mit dem Internet der Dinge (IoT) verbundenen Geräte weltweit von 8,6 Milliarden im Jahr 2019 auf 11,3 Milliarden im Jahr 2021 gestiegen und wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 29,4 Milliarden erreichen. Die Welt wird immer vernetzter, und das hat viele Facetten.

Da ist ein Silberstreifen am Horizont (es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels)
Die Welt hat sich schnell vom Kassetten- und DVD-Verleih zu cloudbasierten Streaming-Diensten entwickelt, die künstliche Intelligenz nutzen, um ein personalisiertes Erlebnis zu bieten. Videostreaming nimmt nicht nur unsere Fernsehbildschirme in Beschlag. Sie dominiert auch unsere Handynutzung. Nach Angaben von Ericsson ist der weltweite mobile Datenverkehr von 10,9 Exabyte (EB) im Jahr 2017 auf 90,4 EB im Jahr 2022 gestiegen und wird bis zum Jahr 2027 voraussichtlich 282,8 EB erreichen, wobei Videos der Haupttreiber dieses Datenaufkommens sind (siehe Abbildung 2 unten).

Quelle: Ericsson Mobility Report 2022 (Mobilitätsbericht 2022 von Ericsson). Anmerkung: Ein Exabyte entspricht einer Million Terabyte.

Gartner prognostiziert, dass die Ausgaben der Endnutzer für Public Clouds im Jahr 2022 um 20,4 Prozent auf 494,7 Milliarden steigen werden, gegenüber 410,0 Milliarden im Jahr 2021. Diese Zahl wird im Jahr 2023 fast 600 Milliarden US-Dollar erreichen. Für die Endnutzer, die zu Hause sitzen und Inhalte, Filme und Fernsehsendungen streamen, kann alles in der «Cloud» liegen. Aber für YouTube, Netflix und Spotify müssen diese Daten irgendwo physisch gespeichert werden. Die explosionsartige Zunahme der Datennutzung wird mehr Rechenzentren und immer höhere Internetgeschwindigkeiten erfordern. Für Investoren, die Cloud Computing als Megatrend betrachten, liegt die Chance nicht nur in der Software, sondern auch in den Immobilien, die die notwendige Infrastruktur bereitstellen.

Dieser Megatrend ist nicht optional
Wenn ein Unternehmen sich beeilt, auf die Cloud umzusteigen, alle notwendigen Nutzerdaten zu sammeln, um seinen Service zu verbessern, dann aber alles vermasselt, indem es Opfer eines Cyberangriffs wird, kann das katastrophale Folgen haben. Mehr Vernetzung bedeutet mehr Schwachstellen, die ruchlose Typen ausnutzen können. Cybersecurity Ventures geht davon aus, dass die jährlichen Kosten für Cyberkriminalität bis zum Jahr 2025 weltweit 10,5 Billionen US-Dollar erreichen werden, gegenüber 3 Billionen US-Dollar im Jahr 2015. Als Verbraucher eines Produkts oder einer Dienstleistung ist Cybersicherheit etwas, von dem man nie etwas hören möchte. Wenn alles in Ordnung ist, passiert nichts. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Unternehmen für einen soliden Schutz sorgen. Daher ist Cybersicherheit ein Megatrend, der nicht optional, sondern obligatorisch ist. Sie ist es, die eine vernetzte Welt nachhaltig möglich macht.

Doch was ist mit den Risiken?
Ja, eine weitere aggressive, zu Zinserhöhung neigende Politik der Zentralbanken könnte für mehr Turbulenzen sorgen. Dennoch sollte die Geldpolitik die Richtung nicht ändern. Behalten Sie daher die Inflationsdaten und die Reaktion der Zentralbanken im Auge. Auch die Deglobalisierung kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere für die Energiewende, die von bestimmten Rohstoffen abhängt. Die Lieferketten erstrecken sich über den gesamten Globus, und eine koordinierte Anstrengung zur Bekämpfung des Klimawandels wäre fruchtbarer als eine fragmentierte.

Fazit:
Die Protagonisten werden sich verändern, die Antagonisten werden sich verändern, und es wird unvorhergesehene Wendungen geben. Und für jeden Anleger kann sich die Handlung etwas anders entwickeln. Aber die Geschichten sind im vollen Gange. Und jetzt ist ein hervorragender Zeitpunkt für Investoren, nicht nur zu beobachten, dass die Welt grüner und vernetzter wird, sondern auch dazu beizutragen, den von ihnen gewünschten Wandel zu bewirken.

Hauptbildnachweis: Freepik