Die Fed ist heute in der Lage, die Wirtschaft zu stützen!

Das Federal Open Market Committee hat die Leitzinsen unverändert bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen, wie es ja bereits im Vorfeld erwartet wurde. Interessant ist jedoch, dass die Währungshüter die Möglichkeit von Zinssenkungen in Aussicht gestellt haben – auch wenn sie betonten, dass die endgültige Entscheidung zum Beginn des Lockerungszyklus aktuell noch nicht gefallen ist.

Das Komitee ist also durchaus gewillt, die Zinsen zu senken, jedoch aktuell noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen. Es gibt weiterhin die Sorge, dass die Inflation, obwohl deutlich niedriger als zuvor, sich bei einer Marke von über 2,0 Prozent festsetzen könnte. Die Währungshüter wollen auf jeden Fall sicherstellen, ihre Zielmarke zu erreichen. Aktuell scheint das Komitee noch nicht zu dem Schluss zu kommen, dass die Geldpolitik lange genug restriktiv war, um dies zu gewährleisten. Fed-Chef Jerome Powell hat angedeutet, dass die Fed noch nicht von einer Zinssenkung im März ausgeht. Er schliesst es zwar nicht aus, aber es ist wahrscheinlich, dass es mehr als zwei Monate zusätzliche Inflationsdaten benötigt, um die erste Senkung auszulösen.

Ich denke, dass fünf Senkungen für das Jahr immer noch die richtige Anzahl ist; meine Vermutung ist, dass die Fed nach dem Start des Zyklus etwas früher ein Treffen auslassen wird, anstatt bei jedem einzelnen Treffen eine weitere Senkung vorzunehmen.

Eric Winograd, Economic Research, AllianceBernstein

Jerome Powell sagte in seiner Pressekonferenz, dass zwar die vergangenen sechs Monate der Inflationsdaten ausreichen, um eine Zinssenkung auszulösen, dafür müsste das Komitee jedoch «mehr gute Daten» sehen. Das ist in gewisser Weise dovish: Das Komitee muss keine verbesserten Inflationsdaten sehen, sondern braucht nur eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklung für einen längeren Zeitraum. Andererseits sagte Jerome Powell auch, dass es nicht das «Basis-Szenario» ist, im März eine Senkung vorzunehmen. Dies lässt sich durchaus als hawkish betrachten. Wenn zwei weitere Monate nicht ausreichen, braucht es dann drei weitere – oder sogar vier? Das wäre das Treffen im Juni. Die Märkte und Medien werden in den nächsten Wochen und Monaten sicher darüber spekulieren, wann die erste Zinssenkung kommt. Ich persönlich bin der Meinung, dass dies nichts bringt. Niemand, einschliesslich der Fed, kennt die Antwort, selbst wenn wir von konsistenten Daten ausgehen – immerhin hat der aktuelle Zyklus mehrfach gezeigt, dass diese Annahme nicht valide ist. Da jedoch eine Prognose von mir erwartet wird, ziehe ich meine Einschätzung für die erste Zinssenkung von Juni auf Mai vor. Der Grund dafür ist, dass ich ein wachsendes Vertrauen des Komitees in die mittelfristige Inflationsentwicklung sehe. Bis Mai hat das Komitee drei zusätzliche Monate an Inflationsdaten, dies sollte ausreichen. Anstelle einer Senkung im März könnten wir eine weitere Lockerung im Jahr 2024 sehen. Ich denke, dass fünf Senkungen für das Jahr immer noch die richtige Anzahl ist; meine Vermutung ist, dass die Fed nach dem Start des Zyklus etwas früher ein Treffen auslassen wird, anstatt bei jedem einzelnen Treffen eine weitere Senkung vorzunehmen.

FED in der Lage, die Wirtschaft zu stützen
Trotzdem dürfte der genaue Zeitpunkt der ersten Zinssenkung – und ob sich das Komitee für fünf oder sechs Senkungen entscheidet, für niemanden wirklich wichtig sein. Für diejenigen mit einem längerfristigen Horizont ist es wichtiger – ausser vielleicht kurzfristige Trader, die auf die einzelnen Fed-Sitzungen spekulieren. Wichtiger ist, dass die Fed bereit ist zu senken. Diese Rückkehr zu einer ausgewogeneren Geldpolitik bedeutet, dass die Währungshüter im Falle einer Verlangsamung der Wirtschaft in einer guten Position sind, um Unterstützung bieten zu können. Dies war in den vergangenen Quartalen nicht der Fall, als die Fed noch gegen die Inflation ankämpfen musste – und ist durchaus eine wichtige Stütze für die Finanzmärkte.

Da die Wirtschaft stark ist, ist es wahrscheinlich, dass die Fed allmählich zu ihrem Gleichgewicht zurückkehren kann, ohne angesichts nachlassenden Wachstums entweder aggressiv zu senken oder als Reaktion auf ein negatives wirtschaftliches Ergebnis unter neutral senken zu müssen. Wenn das gut geht, wäre das die Definition einer weichen Landung.

Eric Winograd

Bei der Betrachtung der nächsten Quartale der Geldpolitik wird ist wichtig, die langfristigen Ziele der Fed im Auge zu behalten. Wie alle Zentralbanken versucht die Fed, die Wirtschaft ins Gleichgewicht zu bringen und sie dort so lange wie möglich zu halten. Die Fed-Definition für Gleichgewicht in den USA sieht folgendermassen aus: ein BIP-Wachstum von etwa 1,75 bis 2,0 Prozent, eine Arbeitslosenquote von 4,0 bis 4,25 Prozent und eine Inflationsrate von 2,0 Prozent. Der Politikzinssatz, den die Fed für notwendig hält, um die Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten, liegt bei 2,50 bis 3,0 Prozent. Das BIP-Wachstum liegt heute leicht über diesem Bereich, und die Arbeitslosenquote befindet sich am unteren Ende ihres Gleichgewichtsbereichs. Zwar ist die Inflation immer noch zu hoch, sie ist jedoch schnell gesunken und dürfte in den kommenden Quartalen ihren Zielwert erreichen.

Fed auf dem Weg zur ausgewogenen Geldpolitik
In diesem Stadium sticht vor allem der Leitzins hervor – der heutige Zinssatz ist etwa doppelt so hoch wie der, den die Fed für konsistent mit dem Erreichen des Gleichgewichts hält, viel weiter entfernt als alle anderen Variablen. Das ist – mehr als alles andere – der Grund, der für Zinssenkungen spricht. Wenn die Wirtschaft im Gleichgewicht ist, der Leitzins aber nicht, würde das die Wirtschaft wahrscheinlich in einen Zustand mit langsamerem Wachstum und einer höheren Arbeitslosenquote drängen. Das ist nichts, was die Fed möchtet. Vielmehr strebt die Fed an, die Zinsen wieder in Richtung Gleichgewicht zu senken und dies schnell genug zu tun, um unnötige wirtschaftliche Folgen zu verhindern. Ich denke, das Rezept dafür ist ein stetigen Senkungszyklus, der in den nächsten Monaten beginnt und dauert, bis der Leitzins wieder auf 3,0 Prozent oder etwas darunter liegt. Da die Wirtschaft stark ist, ist es wahrscheinlich, dass die Fed allmählich zu ihrem Gleichgewicht zurückkehren kann, ohne angesichts nachlassenden Wachstums entweder aggressiv zu senken oder als Reaktion auf ein negatives wirtschaftliches Ergebnis unter neutral senken zu müssen. Wenn das gut geht, wäre das die Definition einer weichen Landung.

Abgesehen von der Zinsentscheidung hat das FOMC bei der heutigen Sitzung auch die Bilanzpolitik in den Fokus genommen. Das Komitee beabsichtigt, auf seiner März-Sitzung eine eingehendere Diskussion über die Bilanz zu führen. Ich interpretiere die Bemerkungen von Jerome Powell zur Bilanz so, dass die Fed bis zur März-Sitzung einen Plan für die späteren Phasen der quantitativen Straffung vorlegen wird. Sie werden höchstwahrscheinlich das Tempo der quantitativen Straffung reduzieren, indem sie die Menge, um die die Bilanz in einem bestimmten Monat schrumpft, verringern. So würden sie das Risiko von Turbulenzen auf den Geldmärkten reduzieren, wie es beispielsweise am Ende der quantitativen Straffung im Jahr 2019 zu beobachten war. Die Protokolle der aktuellen Sitzung scheinen starke Hinweis zu geben, was die Pläne der Fed sind. Die März-Sitzung könnte dann dazu dienen, diese Pläne offiziell zu bestätigen. Gleichzeitig ist jedoch auch möglich, dass das Komitee im März einfach diskutieren und entscheiden wird, ohne im Voraus spezifische Anweisungen zu geben. Wie auch immer, ich erwarte keine bedeutenden wirtschaftlichen oder marktbezogenen Auswirkungen dieser Pläne.

Hauptbildnachweis: Financial Times