Chronische Underperformance der Credit Suisse und der UBS – Eine unrühmliche Geschichte
Eine Analyse der 20-, 10-, 5- und 3-jährigen Performance der CS und der UBS im Vergleich zum Swiss Performance Index (SPI) zeigt deutlich auf, dass die beiden Grossbanken diesen zu keiner Zeit auch nur annähernd zu schlagen vermochten. Ein Armutszeugnis erster Güte.
In der Periode vom 31. Dezember 2000 bis zum 30. September 2020 – also in knapp 20 Jahren – legte der SPI jährlich um 4.2% zu, während die UBS 4.3% verlor und die Credit Suisse sogar 7.2% einbüsste. Mit Sika oder Nestlé erzielte ein Investor im gleichen Zeitraum eine Jahresrendite von 21.4% bzw. 8.5%. Die Betrachtung der prozentualen Zahlen greift allerdings zu kurz. Die wahre Tragödie zeigt sich erst in den absoluten Zahlen. Ausgehend von einer Anfangsinvestition über CHF 10'000.– wuchs der SPI im Zeitraum von Ende 2000 bis zum 30. September 2020 auf CHF 22'537.– an. Bei den beiden Schweizer Grossbanken musste ein Investor hingegen schmerzliche Wertminderungen hinnehmen, was sich in einem Endbetrag von CHF 4'198.– (UBS) bzw. CHF 2'286.– (CS) niederschlug. Demgegenüber verzeichneten Sika und Nestlé eine beträchtliche Wertsteigerung auf CHF 460'595.– bzw. auf CHF 50'088.–.
Der fundamentale Grund für diese deutliche Underperformance der beiden Grossbanken ist deren fehlende Innovationskraft. Können Sie sich an die letzte grosse Innovation der Banken erinnern? Es war der Bancomat im Jahr 1967. Mehr als 50 Jahre (!) sind seither vergangen. Während all diesen Jahren standen die Banken zunehmend unter Margendruck und erhöhten aufgrund dessen die Gebühren für Bankdienstleistungen teils in schwindelerregende Höhen. Das ist weder sehr innovativ noch nachhaltig.
Thomas Buri, Fondsmanager VV Vermögensverwaltung AGKönnen Sie sich an die letzte grosse Innovation der Banken erinnern? Es war der Bancomat im Jahr 1967.
Auch bei der Handhabung der Retrozessionen bewiesen die Banken kein glückliches Händchen. Die neuste «Innovation» der Banken lässt sich bei genauerer Betrachtung im Hypothekengeschäft ausmachen. Bei den Hypotheken wird der bisherige Referenzzinssatz Libor durch den sogenannten Saron ersetzt. Allerdings zum Nachteil der Kunden, da die Banken den Satz bei 0% fixiert haben, obwohl der aktuelle Refinanzierungssatz (3 Monate) bei -0.70% liegt. Zusätzlich wird dann noch die individuelle Kundenmarge verrechnet, was dazu führt, dass die Banken gleich doppelt verdienen. Durch Automatisierung und Digitalisierung sollten aber eigentlich die Gebühren für Bankdienstleistungen fallen und nicht steigen.
Gute Schweizer Industrie-Unternehmen investieren jährlich zwischen 5% bis 10% ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dies schlägt sich dann in zahlreichen, zum Teil bahnbrechenden Innovationen nieder. Die Unternehmen können so ihre Spitzenposition in der Industrie festigen und generieren attraktive Margen, was sich in hohen Marktbewertungen an der Börse niederschlägt. Es zeigt sich klar, dass innovative Unternehmen von den Investoren bevorzugt werden.
Neon-Banken zeigen wie es geht
Obwohl das Bankgeheimnis schon lange gefallen ist, haben die Grossbanken ihr Geschäftsmodell nur sehr zögerlich der neuen Situation angepasst. Auch muss konstatiert werden, dass Aktionärsinteressen nur bedingt ernst genommen werden. Nicht umsonst bemerkte der Bankier Carl Fürstenberg einst: «Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann noch eine Dividende haben wollen». In dieser Denkweise sind einige Bankmanager noch heute verhaftet. Zum einen sperren sie sich gegen jegliche Veränderung. Und zum anderen belohnen sie sich nach wie vor mit überrissenen Vergütungspaketen. Dieses Verhalten wird von den Marktteilnehmern allerdings nicht mehr goutiert, was sich auch im Aktienpreis widerspiegelt. Dabei zeigen Newcomer, wie beispielsweise Revolut, Neon oder Yapeal, dass es auch anders geht.
Thomas Buri, Fondsmanager VV Vermögensverwaltung AGLeider verfolgen die meisten Pensionskassen einen passiven Ansatz – sie replizieren lediglich den Swiss Performance Index – was dazu führt, dass sich chronische Wertvernichter, wie UBS- und CS-Titel im Depot finden.
Doch auch die Schweizer Pensionskassen müssen in die Verantwortung genommen werden. In der beruflichen Vorsorge werden CHF 1'000 Milliarden verwaltet. Ein Grossteil wird dabei in Schweizer Aktien investiert. Leider verfolgen die meisten Pensionskassen einen passiven Ansatz – sie replizieren lediglich den Swiss Performance Index – was dazu führt, dass sich chronische Wertvernichter, wie UBS- und CS-Titel im Depot finden, was wiederum die Gesamtrendite des Portfolios massiv negativ beeinflusst. In den letzten 20 Jahren lag die Durchschnittsgewichtung der beiden Grossbanken im SPI bei ca. 12.7%. Aufgrund ihrer schwachen Aktien-Performance belasteten sie im Berichtszeitraum die jährliche Index-Rendite mit einem Minus von 0.70%. Wären die beiden Grossbanken bei der Depotzusammenstellung nicht berücksichtigt worden, hätte sich die jährliche Index-Rendite von 4.2% auf 4.9% erhöht. Einer Pensionskasse, die Ende 2000 den Betrag von CHF 100 Millionen in Schweizer Aktien investiert hätte, wäre daraus per 30. September 2020 ein stolzer Mehrertrag von CHF 32 Millionen erwachsen. Vor diesem Hintergrund ist von Aktienanlagen in Grossbanken klar Abstand zu nehmen. Damit wäre dann möglicherweise auch die Diskussion darüber, ob die Verwaltung der beruflichen Vorsorge 0.1% mehr oder weniger kosten darf, obsolet.