Besser lesen – Tipps für mehr Lesenutzen und Genuss

Wer viel liest, erweitert seinen Horizont. Aber man kann das Lesevergnügen mehr oder weniger effizient gestalten. Hier einige Tricks für mehr Nutzen und Genuss beim Eintauchen in fremde Welten.

Lesen abseits der Tagesarbeit mit Zahlen und Kurven bringt vielfachen Gewinn: Man lernt neue Lebenssphären kennen, erweitert seine Kenntnisse und setzt sich in der Belletristik mit den Schicksalen anderer Menschen auseinander. Kurz gesagt: Man erweitert seinen Horizont. Aber wie oft merkt der geneigte Leser, dass er nur noch über die Zeilen hinweghuscht und fast nichts hängenbleibt. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass in der Regel nur knapp ein Drittel des Lesestoffs tatsächlich verinnerlicht wird. Was tun? Hier einige Tipps für mehr Lesenutzen und Genuss. Sie können sie durchaus auch nur sporadisch anwenden.

  • Prüfen Sie vor dem Lesen eines Artikels aus dem Gedächtnis, was Sie über das Thema wissen
    Wahrscheinlich ist dies viel weniger, als Sie glauben. Um so aufmerksamer werden Sie jetzt den Artikel lesen. Sie verhalten sich wie ein «Prüfer» des Autors. Dabei achten Sie unwillkürlich auf dreierlei. Erstens vergleichen Sie Ihre persönlichen Informationen einschliesslich Namen und Zahlen mit dem Gelesenen. Zweitens prüfen Sie, ob der Artikel ebenfalls jene Querverweise und Rückgriffe enthält, die Sie kennen. Drittens ist das Überraschungsmoment der neuen Informationen grösser, als wenn Sie nur so dahinlesen.
  • Markieren Sie wichtige und eindrückliche Stellen und lesen Sie diese nach dem ersten Durchgang noch einmal durch
    Das ist sozusagen die vertiefte Beziehung zum Text nach dem ersten Kennenlernen. Das Markieren zwingt Sie zudem, eine Wahl zwischen wichtigen und nicht so wichtigen Textstellen zu treffen. Denn wie normale Menschen sind auch Autoren oftmals mehr oder weniger ausufernde Schwätzer.
  • Fertigen Sie Zusammenfassungen an
    Das Setzen von Schwerpunkten kann darüber hinaus für Zusammenfassungen des Gelesenen genutzt werden. Die «Abstracts» sollten sich auf etwa 1500 bis 2000 Zeichen beschränken. Sie bieten eine weitere Möglichkeit, die Sie vielleicht reizt. Als Stichworte verwendet, können Sie die Zusammenfassungen für Rhetorikübungen einsetzen. Sie merken schnell, was Sie in den Texten verstanden haben und was nicht.
  • Entwerfen Sie bewusst Alternativszenarien
    Dieser Tipp knüpft an die «alternativlosen» Entscheidungen an, die auch Wirtschaftsführer gerne für sich beanspruchen. Suchen Sie bewusst nach anderen Wegen und erwägen Sie deren Konsequenzen. Welche negativen Folgen könnte die lauthals verkündete Fusion zweier Firmen nach sich ziehen? Ist das angeblich zwingende Outsourcing nach Osteuropa wirklich der Königsweg? Müssen die angekündigten Entlassungen sein? Ist das Sale-and-Lease-back von Firmenimmobilien in grossem Stil wirklich empfehlenswert?
  • Greifen Sie ab und an auch zu Klassikern der Weltliteratur
    Sie haben oft Themen aus Wirtschaft und Finanzen zum Mittelpunkt Ihrer Romane und Theaterstücke gemacht. Natürlich sind Wirtschaft und Finanzen in aller Regel «böse» und offenbaren die Abgründe menschlichen Verhaltens wie auch die verführerische Macht von Gold und Geld. Das Geld als Droge hat schon Fjodor Dostojewski in seinem Roman «Der Spieler» verdammt. Aber die Freude über die sprachliche und oftmals auch analytische Kraft der grossen Schriftsteller bleibt. Man greife etwa zu dem Roman «Geld» von Emile Zola aus dem Jahr 1891. Zola spiesst darin das Treiben und «barbarische Geschrei» an der Börse in Paris auf, das «Mysterium der Finanzoperationen», das die einen zu unermesslichen Vermögen führt, die anderen jedoch in ihre persönlichen Katastrophen treibt. Die Zeiten waren anders, die menschlichen Verhaltensweisen indes ähnlich.