Aktionäre haben selten Freude mit US-Banken im Portfolio

Gegenüber dem Gesamtmarkt dümpelt der US-Bankensektor nahe an seinem Rekordtief herum. Zu Recht sagen die Investment-Experten von DWS, denn Aktionäre haben selten Freude mit US-Banken.

Als am Dienstag vor einer Woche die US-Inflationszahlen leicht nach unten überraschten, aber die Märkte gewaltig darauf reagierten, da gehörten die Banken zu den Hauptprofiteuren. In der Spitze gewann der S&P 500 Bankenindex fast fünf Prozent an diesem Tag. Solch guten Tage waren selten dieses Jahr. Der grosse Einbruch kam mit der Krise der Regionalbanken im März, seitdem hat der Index sich nicht mehr nachhaltig erholen können. Aktuell handelt er mal wieder nah an seinen historischen Tiefstständen im Vergleich zum S&P 500.

In den vergangenen zwölf Monate haben die vier grössten US-Institute zwar gut (zusammen rund 115 Milliarden US-Dollar) verdient. Allerdings entfiel fast die Hälfte davon auf eine einzige Bank.

DWS

Die Reaktion vom Dienstag mag auf den ersten Blick verwundern, da Banken normalerweise Profiteure höherer Zinsen sind. Doch dieses Jahr war nicht normal. Nicht nur wegen der Geschwindigkeit der Zinserhöhungen mit den entsprechenden Wertverlusten bei Anleihen, vor allem bei langen Laufzeiten. Sondern weil die US-Regulatoren die Schieflagen der US-Regionalbanken als Anlass genommen haben, eine Verschärfung der Regulatorik einzuleiten – von höheren Eigenkapitalanforderungen für die Grossbanken bis zu strengeren Bilanzierungsanforderungen und Stresstests für die kleineren Institute. Aber der grösste Gegenwind bleiben zunächst die höheren Refinanzierungskosten. Nach dem Versiegen des Billig-Geldes von der Fed mussten sich die Banken wieder auf die klassischen Kundeneinlagen konzentrieren, um an Liquidität zu kommen. Und diese Kunden sehen, dass Staatsanleihen dieses Jahr bis zu fünf Prozent abgeworfen haben, sie für ihr Bankguthaben jedoch mit einem Bruchteil abgefunden werden. Was zu entsprechender Abwanderung der Gelder führt, so denn die Banken die Guthabenzinsen nicht anheben.

Anteil der US-Bankensektors an der Kapitalisierung und den Gewinnen des S&P 500:

Der obenstehende Chart zeigt nicht die Kursentwicklung des Bankenindex versus dem S&P 500, sondern den Anteil, den die Marktkapitalisierung des Sektorindex an der Kapitalisierung des Gesamtindex ausmacht. Auch er zeigt, dass man den Tiefstständen von 2008 wieder sehr nahekommt. Und der Anteil sich gegenüber 2003 auf unter drei Prozent mehr als halbiert hat. Erstaunlich ist dies nicht, schliesslich, wie der Chart ebenfalls zeigt, hat sich der Gewinnanteil der Banken am Gesamtindex ebenfalls halbiert. Auf jetzt acht Prozent. Drei Prozent Anteil an der Marktkapitalisierung versus acht Prozent Anteil an den Gewinnen – hier zeigt sich, welchen Bewertungsabschlag Anleger für die Bankenbranche vornehmen. Aus gutem Grund, vereint der Sektor doch ein sehr zyklisches, niedrigmargiges Geschäftsmodell mit hohem Regulierungsdruck und hoher Kapitalintensität. Erstaunlich ist vielleicht eher, wie der Chart ebenfalls zeigt, in welch engem Band der Bewertungsabschlag sich vor allem über die letzten zehn Jahre bewegt hat. Für einen Ausbruch nach oben, also eine Verringerung des Bewertungsabschlags, ist für den US-Bankensektor vorerst auch keinen Grund absehbar, der Gegenwind ist zu stark. Dazu gehört auch die erwartete spürbare Abschwächung der US-Konjunktur und damit ein Anstieg der Insolvenzen. Selbst auf eine mittelfristige Margenverbesserung der grössten Institute aufgrund der fortschreitenden Konsolidierung zu setzen, erscheint zu optimistisch. Dafür überraschen einzelne US-Banken zu regelmässig mit grösseren operativen Ausrutschern. Auch in den vergangenen zwölf Monate haben die vier grössten US-Institute zwar gut (zusammen rund 115 Milliarden US-Dollar) verdient. Allerdings entfiel fast die Hälfte davon auf eine einzige Bank.

Hauptbildnachweis: J.P. Morgan