ESG-Investitionskriterien weiter auf dem Vormarsch
Nur 4% der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen legen derzeit Kennzahlen zur Rassenvielfalt offen. Dies birgt noch viel Raum für Verbesserungen. Die Nasdaq hat bei der US-Börsenaufsichtsbehörde Anfang Dezember einen Vorschlag eingereicht, demzufolge Nasdaq-Unternehmen mindestens ein weibliches Verwaltungsratsmitglied sowie im Minimum ein VR-Mitglied haben müssen, das sich entweder als unterrepräsentierte Minderheit oder als Mitglied der LGBTQ-Gemeinschaft versteht. Wohin kann dieser Weg führen?
Aus unserer Sicht ist es ein wichtiger Schritt, wenn Unternehmen in Zukunft über ihre Zahlen zur Diversität berichten würden – und zwar nicht nur im oberen Management, sondern auch auf niedrigeren Hierarchieebenen, wo die Diversität der Mitarbeiter vielleicht nicht so sichtbar ist. Es gibt bereits zahlreiche Belege dafür, dass Firmen mit hoher geschlechtsspezifischer, rassischer und ethnischer Diversität im Management besser abschneiden als ihre weniger diversen Branchenkollegen.
Der Vorschlag der Nasdaq könnte weitreichende Auswirkungen haben. Denn einer ersten Nasdaq-Analyse zufolge sind 75% der an der Technologiebörse kotierten Unternehmen nicht Diversity-konform. Dienstleister wie MSCI und Morningstar, die Unternehmen auf der Grundlage von ESG-Merkmalen wie Diversität bewerten, dürften den Schritt der Nasdaq ebenfalls begrüssen. Anforderungen wie diese verschaffen ihnen mehr Daten, auf die sie ihre Bewertungen und Analysen stützen können.
Mittlerweile reichen viele Unternehmen bereits Diversitätsdaten bei Bundesbehörden wie der U.S. Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) ein. Doch die Behörden sind nicht verpflichtet, diese Daten gegenüber Investoren offenzulegen. Diese sind aber notwendig, wenn man in Unternehmen, die auf diesem Gebiet führend sind, investieren will. Viele Firmen haben gute Absichten und sind sich einig, dass dies ein wichtiges Thema ist. Sie befinden sich in der Lernphase und haben sich verpflichtet, härter an diesem Sachverhalt zu arbeiten.
Mary Jane McQuillen, ClearBridge InvestmentsDer Nasdaq-Vorschlag wird voraussichtlich Welleneffekte haben, wenn er in Kraft tritt. Unternehmen, die nicht direkt von der Regel betroffen sind und nicht zur Nasdaq gehören, werden ermutigt, ähnliche Massnahmen zur Diversität zu beschliessen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nasdaq-Diversity-Vorschlag könnte Investitions-Perlen hervorbringen
Die neuen Regeln dürften Investoren zugutekommen, die ESG-Investitionskriterien bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen anwenden. Denn die Einführung neuer, ESG-orientierter Regeln wie der Nasdaq-Vorschlag könnte dazu beitragen, in Zukunft Firmen mit höheren Erfolgschancen zu finden. Das würde sie zu bevorzugten Investitionen machen.
Selbst Investoren, welche die ESG-Richtlinien nicht in ihre Entscheidungen einbeziehen, könnten ebenfalls davon profitieren. Der Nasdaq-Vorschlag wird voraussichtlich Welleneffekte haben, wenn er in Kraft tritt. Unternehmen, die nicht direkt von der Regel betroffen sind und nicht zur Nasdaq gehören, werden ermutigt, ähnliche Massnahmen zur Diversität zu beschliessen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Hohe ESG-Rankings korrelieren tendenziell mit einer höheren Performance von Aktien. Als eine Massnahme, die mehr Unternehmen dazu motivieren würde, Diversitätspraktiken einzuführen, sollten die neuen Regeln dazu führen, dass mehr Firmen eine Outperformance an der Börse erzielen. Es ist ein bahnbrechender Schritt für eine US-amerikanische Börse. Keine andere Börse hat diese Art von Diversität und Offenlegung bisher zu einer Kotierungsvoraussetzung gemacht.