Die Asset Management Association Switzerland zeigt sich nach dem Greensill-Debakel ausgesprochen still

Die Asset Management Association Switzerland (AMAS) ist die repräsentative Branchenorganisation der Schweizer Asset Management-Industrie. Ihr Ziel ist es gemäss eigenen Angaben, die Schweiz als führendes Asset Management-Zentrum mit hohen Standards für Qualität, Performance und Nachhaltigkeit zu stärken. Das überaus passive Verhalten der Branchenorganisation im Nachgang zum Greensill-Debakel wirft allerdings Fragen auf.

Der Schweizer Finanzplatz ist zweifelsohne ein attraktiver Standort für die Asset Management-Industrie. Insofern ist die Idee, eine eigene Branchenorganisation zu etablieren, richtig und wichtig. Dazu würde gehören, dass die Branchenorganisation auch unangenehme Dinge zur Sprache bringt und Fehlverhalten kommentiert beziehungsweise dieses allenfalls sanktioniert. Nicht so die AMAS. Das Greensill-Debakel der Credit Suisse scheint kein Thema zu sein. Warum die Branchenorganisation unter Präsident Iwan Deplazes in diesem Zusammenhang beharrlich schweigt, bleibt Spekulation.

Zu einzelnen Mitgliedern äussern wir uns nicht.

Adrian Schatzmann, Geschäftsführer der Asset Management Association Switzerland (AMAS)

Die Verantwortlichen sehen offenbar keine Veranlassung, angemessene Massnahmen zu ergreifen. Möglicherweise will man sich nicht dem Vorwurf des Nestbeschmutzers aussetzen. Vielleicht ist man im Wissen um die eigene offene Flanke aber schlicht nicht handlungsfähig. So wurde bis gestern Michael Degen, derzeit suspendierter CEO des Asset Management der Credit Suisse auf der Homepage der Asset Management Association Switzerland als Vorstandsmitglied aufgeführt. Nachdem Degen bei seinem Arbeitgeber, der Credit Suisse, vor dem Hintergrund der Greensill-Pleite offenbar in Ungnade gefallen ist, hat nun auch die Asset Management Association Switzerland reagiert – wenn auch spät und sehr leise. Erst auf Nachfrage der Onliner-Redaktion bestätigt Geschäftsführer Adrian Schatzmann, dass Michael Degen bei der AMAS nicht mehr im Amt ist. Unmittelbar im Anschluss an das Gespräch mit Schatzmann wurde die AMAS-Homepage aktualisiert. Weshalb die Personalie erst jetzt angegangen wurde, blieb unbeantwortet. Obwohl die Reputation einer Branchenorganisation eng mit ihren Leitfiguren, sprich mit ihren Vorstandsmitgliedern, verbunden ist, wurde auf Seiten der AMAS über mehrere Wochen kein Handlungsbedarf erkannt. Dabei sind durch die Greensill-Affäre mutmasslich nicht nur zahlreiche Investoren zu Schaden gekommen; die Greensill-Affäre dürfte auch negativ auf den Schweizer Asset Management-Standort abfärben. Schon alleine deshalb wäre eine unmittelbare Reaktion der Verbandsspitze angebracht und folgerichtig gewesen. Stattdessen wurde Degen still und heimlich ersetzt. Durch wen ist nicht bekannt. Eine offizielle Mitteilung der Asset Management Association Switzerland ist bis dato nicht erfolgt.

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