Time to buy – Mercedes-Benz 500 E
Die Mercedes-Benz E-Klasse der Baureihe W124 ist eines DER Symbole für die späten 80er- und frühen 90er-Jahre. Gezeichnet von Bruno Sacco, der ab 1975 für 24 Jahre das Design bei Mercedes-Benz verantwortete, unterstreicht das kantige und bereits in der Basisversion bullig wirkende Äussere die technische Robustheit und den gebotenen Luxus.
Noch einen drauf setzt das damalige Top-Modell der Serie, der Mercedes-Benz 500 E, welcher von 1990 bis 1995 im Angebot stand. Der «500 E» ist aber nicht nur deswegen eine Perle: kaum ein heutiges Fahrzeug bietet eine so aussergewöhnliche Entstehungsgeschichte.
Der Weg zu mehr Sportlichkeit
Nachdem insbesondere die kleineren Limousinen von Mercedes-Benz bis dahin ein eher biederes und aus dem Taxi-Geschäft geprägtes Leben führten, versuchte die Marke in den 80er-Jahren ein sportlicheres Image zu gewinnen und etwas auf die Konkurrenten in München und Ingolstadt aufzuholen. Es wurde nicht nur die Zusammenarbeit mit der damals noch unabhängigen Firma AMG intensiviert. Auch verschiedene Serienfahrzeuge wurden durch sportlichere Top-Modelle aufgepeppt.
Virgil AndersenAusgestattet mit einem 5-Liter-V8-Motor leistete das Fahrzeug für die damalige Zeit wahnwitzige 326 PS und 480 Nm Drehmoment. Zum Vergleich: Ein fast zeitgleich vorgestellter Ferrari 348 leistete 295 PS und 304 Nm – und beschleunigte trotz des deutlich geringeren Gewichts sogar leicht langsamer auf 100 Km/h.
So stellte Mercedes-Benz im Jahr 1990 am Pariser Autosalon den als Hochleistungslimousine bezeichneten 500 E vor. Ausgestattet mit einem 5-Liter-V8-Motor leistete das Fahrzeug für die damalige Zeit wahnwitzige 326 PS und 480 Nm Drehmoment. Zum Vergleich: Ein fast zeitgleich vorgestellter Ferrari 348 leistete 295 PS und 304 Nm – und beschleunigte trotz des deutlich geringeren Gewichts sogar leicht langsamer auf 100 Km/h. Damit der moderne Geschäftsmann von damals auf der Autobahn auch motorentechnisch als entsprechend potent erkannt wurde, gönnte Mercedes dem Top-Modell diverse Anpassungen an der Karossiere. Ganz legendär sind dabei die breiten Backen des 500 E.
Nachbarschaftshilfe in Stuttgart
In sich ist der 500 E eigentlich bereits prädestiniert als Sammlerobjekt. Hinzu kommt aber noch seine einmalige Entstehungsgeschichte. In den späten 80er-Jahren litt der benachbarte Autohersteller Porsche massiv unter strategischen Fehlentscheiden sowie dem Börsen-Crash von 1987. Das Unternehmen stand nahe dem finanziellen Abgrund. Mit aus heutiger Sicht enormen Pragmatismus entschied der damalige Mercedes-Chef, Werner Niefer, Nachbarschaftshilfe zu leisten und lagerte einen Teil der Entwicklung und Produktion des neuen Modells nach Zuffenhausen aus. So überarbeiteten die Porsche-Ingenieure letztlich den Mercedes-V8 sowie die Vorderachskonstruktion des 500 E und die insgesamt rund 10'500 Fahrzeuge wurden allesamt komplett von Hand bei Porsche montiert. Ein besonderes Schmankerl dabei ist, dass die Fertigung auf der damals gerade freigewordenen Produktionsstrasse des Porsche 959, dem Über-Porsche der 80er-Jahre, erfolgte.
Ein neuer Trend gesetzt
Mit der neuen Sportlimousine hat Mercedes-Benz in den 90ern den Zahn der Zeit getroffen und wohl auch den bis heute anhaltenden Trend von stark motorisierten Sport-Limousinen (bzw. heute auch Kombis und -SUVs) begründet. Der 500 E wurde denn auch von der Presse in den Himmel gelobt und von der gut betuchten Kundschaft – das Fahrzeug kostete damals rund 135'000 DM, rund das doppelte des 300 E – fleissig bestellt. Kaum vorgestellt, waren die ersten drei Produktionsjahre bereits ausverkauft.

Trotz der Porsche-Gene blieb der 500 E aber primär Mercedes. Bei der Entwicklung lag der Fokus auf Komfort und Langstreckentauglichkeit. Die umfangreich verbauten Komfort-Features forderten auch auf der Waage ihren Obulus: Mit knapp 1.8 Tonnen Leergewicht war der 500 E schon damals ein Schwergewicht. Die Fahrwerks-Optimierungen durch Porsche und die durch Transaxle-Bauweise perfekte 50:50-Gewichtsverteilung erlauben zwar eine deutlich agilere Fahrweise – ein Sportwagen ist der 500 E aber nicht. Sein Revier ist eindeutig die Autobahn, wo er seinen Fahrer auch nach heutigen Verhältnissen noch überaus dynamisch und vor allem komfortabel ans Ziel bringt.
Trotz hoher Produktionszahlen eine Seltenheit
Der 500 E wurde in einer relativ hohen Stückzahl gebaut. Allerdings wurde er von seinen Erstbesitzern, wie angedacht, intensiv als Langstrecken-Limousine genutzt. Vor diesem Hintergrund finden sich heute kaum noch unverbastelte Fahrzeuge mit tiefen Kilometerständen. Die selten angebotenen Exemplare in Sammlerzustand mit weniger als 100'000 Kilometer Laufleistung erreichen deshalb immer noch Preise von rund 70’000 bis 80'000 Franken. Zumindest etwas für den hohen Kaufpreise entschädigt jedoch die Tatsache, dass es wohl kaum technisch problemlosere Fahrzeuge von Mercedes gibt. Und auch wenn einmal etwas repariert werden muss, halten sich die Kosten in vertretbarem Rahmen. Das macht den 500 E zum perfekten Liebhaberfahrzeug für Enthusiasten, die einen dezenten Auftritt und komfortable Touren mögen.