Indien wird in den JP Morgan Emerging Market Local Currency Bond Index aufgenommen

Indische Obligationen fanden sich bisher kaum in Vermögensportfolios. Der Grund: Der Zugang zu den indischen Finanzmärkten war schwierig. Dabei birgt die Aufnahme indischer Obligationen in die grossen Schwellenländer-Indizes grosse Investment-Chancen.

In den letzten zehn Jahren haben indische Lokalanleihen eine Rendite von 70 Prozent erzielt. Indische Obligationen haben gegenüber solchen aus Europa aber auch aus Schwellenländern eine Outperformance hingelegt. Im letzten Jahr betrug die Rendite indischer Lokalanleihen 7 Prozent, über 10 Jahre lag die annualisierte Rendite im Durchschnitt bei 5 bis 6 Prozent.

Indische Staatsanleihen versprechen derzeit Renditen, die über 7 Prozent liegen, wobei hier der Lockerungszyklus – im Gegensatz zu anderen Märkten – noch nicht eingepreist ist.

Kenneth Akintewe, Portfolio Manager, abrnd

Die Ankündigung, dass der JP Morgan Emerging Market Local Currency Bond Index ab Mitte 2024 indische Staatsanleihen aufnehmen wird, beflügelt die Wirtschaft schon jetzt. Die monatlichen ausländischen Kapitalzuflüsse beliefen sich gegen Ende des letzten Jahres auf 1 Milliarde US-Dollar pro Monat und haben nun im Februar 2024 fast 3 Milliarden erreicht. Dieser Zustrom von ausländischem Kapital ist ein Zeichen für das wachsende Vertrauen in die indische Finanzlandschaft. Indien wird bis März 2025 mit 10 Prozent im Index gewichtet sein. Andere Indizes, wie zum Beispiel der Bloomberg Barclays Index und der Global Aggregate Bond Index könnten folgen. Tatsache ist: Die Inklusion indischer Anleihen dürfte Anlegergelder in Höhe von mehreren Milliarden Dollar nachsichziehen. Eine der Herausforderungen bei Schwellenländeranleihen ist die Volatilität der Währung. Die indische Rupie steht mit einer monatlichen Volatilität zwischen 2 und 2,5 Prozent sehr gut da. Dieses Jahr dürfte sich die Rupie erstmals seit Jahren gegenüber dem Dollar aufwerten. Der Zeitpunkt für Investitionen in indische Anleihen könnte sich jetzt also als gut erweisen.

Robuster indischer Anleihemarkt
Ausländische Investoren halten derzeit weniger als zwei Prozent des gesamten inländischen Anleihemarktes Dies ist ein Vorteil, wie sich während der Pandemie zeigte. Während der Covid-Krise verzeichneten zahlreiche Obligationenmärkte Verluste von 20 Prozent und mehr. Demgegenüber verzeichneten indische Obligationen, einschliesslich des monetären Effekts, bloss einen Rückgang von 4 Prozent. Das geringe Auslandsengagement mildert das Risiko volatiler globaler Kapitalströme. Zudem macht die geringe Korrelation mit den wichtigsten Anleihen-Indizes den indischen Obligationenmarkt besonders robust, was ihn zu einer attraktiven Wahl für risikobewusste Anleger macht. Mit einem Wachstum von zwischen 7 und 8 Prozent ist Indien die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft. Die Inflationsrate lag im Januar und Februar 2024 bei 5,1 Prozent, ist aber rückläufig. Treiber der Inflation sind die landwirtschaftlichen Produkte, deren Preise stark von der Regenmenge abhängen, die 2023 geringer ausfiel als erwartet.

Erwartete Renditen von 7 Prozent
Die Zentralbank dürfte in den kommenden Monaten die Geldpolitik lockern. Wir erwarten, dass die Zinsen 2024 um 50 Basispunkte und im Zyklus bis 2025 um bis zu 100 Basispunkte sinken werden. Indische Staatsanleihen versprechen derzeit Renditen, die über 7 Prozent liegen, wobei hier der Lockerungszyklus – im Gegensatz zu anderen Märkten – noch nicht eingepreist ist. Eine Rupien-Aufwertung um 3 Prozent gegenüber dem US-Dollar wird erwartet, begünstigt durch Aussichten auf US-Leitzinsen um bis zu 3 Prozent. Niedrige Volatilität, geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen und erwartete Zuflüsse von Indexanleihen in Milliardenhöhe deuten weiterhin auf Indien als einen attraktiven Markt hin. Mit Indiens Aufnahme in den JP Morgan Emerging Market Local Currency Bond Index ist der Zugang zum indischen Obligationenmarkt erleichtert worden. Trotzdem sollten Anleger die steuerlichen Risiken im Auge behalten. So kann beispielsweise eine Kapitalertragssteuer von 30 Prozent anfallen, wenn innerhalb von 12 Monaten ein Gewinn aus einer Position erzielt wird. Es sind diese operativen Nuancen, die viele ausländische Anleger in der Vergangenheit von Investitionen in Indien abgehalten haben. Erfahrene Investoren können diese Herausforderung jedoch bewältigen.

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