Asiatische Anleihen: Angesichts weltweiter Unsicherheiten bleibt Stabilisierung Chinas entscheidend

Nach der fulminanten wirtschaftlichen Erholung Asiens nach der Coronapandemie in den Jahren 2020 und 2021 rücken Covid-19 und die Regulierung Chinas wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Die Inflation ist weniger besorgniserregend, da der wichtigste Faktor für die Kreditvergabe in Asien das Vertrauen in die chinesische Politik ist.

China muss geld- und finanzpolitische Anreize schaffen. Chinas BIP-Ziel von 5,5% scheint derzeit unerreichbar zu sein. Eine Rückkehr des Vertrauens in China dürfte trotz aller anderen globalen Unsicherheiten eine Erholung der asiatischen Kreditmärkte bewirken. Trotz der wirtschaftlichen Erholung erlebten die asiatischen Kreditmärkte ein turbulentes Jahr 2021. Dies vor allem aufgrund der restriktiven chinesischen Massnahmen, die sich auf viele Sektoren auswirkten, darunter Technologie, Bildung, Dienstleistungen, Gaming und schliesslich den am meisten betroffenen Sektor: den Immobiliensektor.

Immobilien: eine wichtige Säule in China
Im Dezember und Januar kündigte die chinesische Politik zwei politische Prioritäten an: Stabilisierung des Immobiliensektors und Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Mitte März, nach einem erneuten Ausverkauf von Technologie- und Immobilienaktien, bekräftigten die Politiker diese Ziele erneut. Für den Immobiliensektor ist eine Lockerung der Politik festzustellen (Ankurbelung der Nachfrage), aber die erneuten Schliessungen, insbesondere in Shanghai, deuten auf weiteren Gegenwind hin. Die eingeschränkte Mobilität führt zu einer Unterbrechung der Lieferketten, die das verarbeitende Gewerbe und die Exporte beeinträchtigen könnte. Doch auch der Immobilienverkauf ist betroffen. Der Immobiliensektor ist nach wie vor eine wichtige Säule der chinesischen Wirtschaft und macht mehr als ein Drittel des BIP aus. Je grösser der externe Druck auf die Wirtschaft (Covid-19, schwächere globale Nachfrage, straffere globale Liquidität unter Führung der US-Notenbank Fed, zunehmende geopolitische Spannungen), desto mehr wird China auf zusätzliche wirtschaftliche und geldpolitische Anreize zurückgreifen müssen. Das wird dem Immobiliensektor zugutekommen. Aus Anlegersicht sind in diesem Sektor bereits viele schlechte Nachrichten eingepreist, wobei es eine klare Abgrenzung zwischen stärkeren und schwächeren Unternehmen gibt. Die März-Ergebnisse waren ein Wendepunkt für den Immobiliensektor: Nur ein Drittel der Emittenten konnte rechtzeitig uneingeschränkte geprüfte Berichte vorlegen. Wir konzentrieren uns auf ausgewählte Emittenten aus dieser Gruppe, die unserer Meinung nach überleben können. Auch wenn es in diesem Sektor weiterhin Ausfälle geben wird, können die stärkeren Unternehmen einen immensen Wert bieten.

Inflation: Steigend, aber weniger besorgniserregend
Die Industrieländer hatten schon mit Inflationsdruck zu kämpfen, bevor der Russland/Ukraine-Krieg die Öl- und Rohstoffpreise in die Höhe trieb. Seitdem ist auch in Asien die Inflation aufgrund von Öl und Rohstoffen gestiegen. Die grossen Öl importierenden Länder sind davon stärker betroffen. Es wird erwartet, dass die asiatischen Zentralbanken im Gleichschritt mit der US-Notenbank die Zinsen erhöhen. Das dürfte dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit zu wahren und die Währungen stabil zu halten. China ist das einzige Land, das von der Fed abweicht. Dort hat sich die Inflation aufgrund von

Es wird erwartet, dass die asiatischen Zentralbanken im Gleichschritt mit der US-Notenbank die Zinsen erhöhen.

Christina Bastin, Portfoliomanagerin, Muzinich & Co.

Störungen in der Logistik im Zusammenhang mit Covid-19 erhöht. Das trieb den Erzeugerpreisindex in die Höhe, während der Verbraucherpreisindex insgesamt stabil blieb. Bisher hat sich der Anstieg des Erzeugerpreisindex nur begrenzt auf den Verbraucherpreisindex ausgewirkt, da der chinesische Verbrauch nach wie vor schwach und sogar deflationär ist. Dies ebnet den Weg für die dringend benötigten Zinssenkungen. Eine schwächere Währung würde auch den chinesischen Exporten helfen. Südkorea war der Fed aus Gründen der Finanzstabilität bereits zuvorgekommen. Die am meisten beobachteten Länder sind derzeit Indien und Indonesien, deren Aussenhandelspositionen sich mit höheren Devisenreserven und wesentlich geringeren Leistungsbilanzdefiziten deutlich verbessert haben.

Chinesische Anleihen und Nachfrage nach ESG
Chinesische Anleihen, sowohl Investment Grade als auch High Yield, erscheinen im Vergleich zu ihrer eigenen Geschichte und anderen asiatischen Märkten günstig. Die Regulierung hat zu einer Underperformance geführt. Die von nun an wachstumsorientierte Politik, die bereits günstigen Bewertungen, in denen viele negative Nachrichten eingepreist sind, und der Mangel an Neuemissionen bedeuten, dass chinesische Anleihen gute Erholungsaussichten haben. Der indische Sektor der erneuerbaren Energien hat in letzter Zeit ebenfalls nachgegeben. Während wir bei längerfristigen Papieren wegen der Zinsrisiken vorsichtig sind, sehen die Anleihen mit kürzeren Laufzeiten attraktiv aus und es gibt weiterhin eine starke ESG-geleitete Käuferbasis. Der indische Sektor der erneuerbaren Energien wird in den nächsten zehn Jahren wachsen, da die Regierung das Ziel verfolgt, die Abhängigkeit des Landes von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Hauptbildnachweis: Pixabay