Humanoide Roboter: Warum sie schneller marktreif werden als erwartet
Anfang November stellte das norwegisch-amerikanische Unternehmen 1X Technologies seinen humanoiden Haushaltsroboter Neo vor und öffnete die Möglichkeit zur Vorbestellung – die Auslieferung ist für 2026 geplant. Die Markteinführung sorgte für grosse Aufmerksamkeit und gilt als Startschuss für eine Zukunft, in der humanoide Roboter in privaten Haushalten Einzug halten. Auch wir bei DNB Asset Management haben bereits eine Bestellung aufgegeben. Auf der Webseite von 1X Technologies kann man den Roboter entweder für 20’000 US-Dollar kaufen oder ein Abo für 499 US-Dollar pro Monat abschliessen. Wir haben uns für das Abo entschieden.
Traditionelle Roboter arbeiten nach festen Programmen und funktionieren nur unter kontrollierten Bedingungen. Klassische KI bleibt dagegen digital. Physical AI verknüpft beides – und macht Maschinen zu autonomen Akteuren in der realen Welt. Es ist die Verbindung von Software, Sensorik und Mechanik, die Maschinen erstmals in die Lage versetzt, in unvorhersehbaren Umgebungen sicher zu agieren. Möglich wird das durch günstigere Rechenleistung, leistungsfähige Sensoren, bessere Batterien und realistische Simulationstools.
Audun Wickstrand Iversen, Portfolio Manager, DNB Asset ManagementPhysical AI ist kapitalintensiv und komplex, doch wenn sie skaliert, entstehen nachhaltige Wettbewerbsvorteile.
Der Roboter soll in den Räumlichkeiten von DNB Asset Management in Bjørvika stehen und könnte theoretisch sogar Kaffee für andere DNB-Fondsmanager holen. Es gibt ein enormes Interesse an einem humanoiden Roboter, der ins eigene Zuhause kommt und Dinge erledigt, die wir selbst nicht tun wollen. Wir haben der Neo-Roboter von 1X Technologies bestellt, um selbst mehr über diese Technologie zu lernen. Wir waren überrascht, wie früh die Markteinführung kommt, ursprünglich waren wir von 2027 ausgegangen. Was man verstehen muss: Diese Robotikunternehmen brauchen mehr Daten aus dem richtigen Leben. Der Launch ist eigentlich ein Weg, um Zugang zu Daten zu bekommen, um die Roboter zu trainieren. Sobald ein solches Lernmodell erst einmal entwickelt ist, wird die Entwicklung sehr schnell voranschreiten. 1X Technologies hat mit der frühen Einführung die Messlatte sehr hochgelegt. Es wird sich erst in ein paar Jahren zeigen, ob eine so frühe Markteinführung klug war. Doch als erstes Unternehmen mit einem solchen Roboter könne sich 1X Technologies einen wichtigen Lernvorsprung sichern.
Investmentmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette
Schon heute ist die Technologie in zahlreichen Branchen angekommen: In der Logistik bewegen autonome Roboter Güter Seite an Seite mit Menschen, in der Medizin unterstützen robotergestützte Systeme Chirurgen mit höchster Präzision. In der Landwirtschaft arbeiten Maschinen datenbasiert und ressourcenschonend, während in Fabriken kollaborative Roboter repetitive Tätigkeiten übernehmen. Selbstfahrende Fahrzeuge und Robotertaxis sind in den USA bereits im Praxiseinsatz. Für Anleger eröffnet sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein breites Feld an Chancen: In der Sensorik und Automatisierung sind Unternehmen wie Ambarella, Symbotic oder Trimble aktiv, während RBC Bearings, Moogund Teradyne zentrale Komponenten und Testsysteme liefern. In der Medizintechnik prägen Intuitive Surgical und Procept Biorobotics die robotergestützte Chirurgie, Nvidia stellt die Rechenleistung für KI-Training und Simulation bereit. Auch Joby Aviation, Kraken Robotics oder Ondas Holdings entwickeln Lösungen für autonome Mobilität und Drohnentechnologie.
Physical AI ist kapitalintensiv und komplex, doch wenn sie skaliert, entstehen nachhaltige Wettbewerbsvorteile. Systeme, die sich spezialisieren und lernen, schaffen bleibenden Wert – ein evolutionärer Schritt von der Denkmaschine zur handelnden Maschine, der gerade erst beginnt.