Mit dem Bitcoin auf Achterbahnfahrt

Unsere Vorfahren kannten als Zahlungsmittel noch Muscheln, Steine oder Edelmetalle. Heute sind es Scheine, Münzen, Bankkarten und digitales Geld: Vor rund 12 Jahren entstand die erste und bekannteste Kryptowährung: Der Bitcoin (BTC). Doch was steckt eigentlich hinter der Digitalwährung?

Mit einem Anteil von rund 80 Prozent gilt der Bitcoin als federführend in Sachen Digitalwährungen. Danach folgen Ethereum (ETH) und Ripple (XRP). Bitcoin ist eine Internet-Währung, deren Kurs allein von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Tagtäglich wächst die Anzahl der virtuellen Währungen. Weltweit gibt es inzwischen einige Tausend unterschiedliche Kryptowährungen.

Taugt der Bitcoin als Zahlungsmittel?
«Hierzulande kann man mit Bitcoins weder die Hotelrechnung noch einen Kaffee bezahlen», erklärt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz. Zusammen mit Jeffrey Hochegger und Tobias Knoblich – beides Anlagestrategen bei der Raiffeisenbank – ging er auf Spurensuche des Bitcoins und verfasste eine Studie. «Rund um den Bitcoin & Co. gibt es jede Menge Fragen, welche derzeit besonders kontrovers diskutiert werden. In der Studie versuchten wir einige Antworten zu finden, um dem Phänomen Bitcoin auf die Spur zu kommen.»

Primär aufgrund der hohen Volatilität sowie der Schwierigkeit, einen fairen Wert für Bitcoin zu eruieren, sehen wir bei der klassischen Vermögensverwaltung im Rahmen der strategischen Vermögensallokation momentan keinen Platz für Kryptowährungen.

Matthias Geissbühler, CIO, Raiffeisen Schweiz

Spektakulärer Start
Der Start ins neue Jahr habe zu reden gegeben: Die Kryptowährung schoss in den ersten acht Handelstagen um fast 44% in die Höhe und erreichte am 8. Januar 2021 bei 41'044 US-Dollar einen zwischenzeitlichen Höchststand. Doch die Euphorie hielt nicht lange: Fast ebenso schnell stürzte der Bitcoin danach wieder auf knapp über 30'000 US-Dollar ab. Wie auf einer Achterbahnfahrt schnellte er am 13. März nochmals in die Höhe und erreichte bei 61'742 US-Dollar einen neuen Spitzenwert. Damit blieb er im Gespräch.

21 Millionen Coins
Das Maximalangebot von Coins liegt bei 21 Millionen. Dies erklärt die hohen Preisschwankungen. «Ein limitiertes Angebot gepaart mit einer hohen und steigenden Nachfrage würde in der Tat fast zwangsläufig zu immer höheren Preisen führen – dies lehrt uns das Gesetz von Angebot und Nachfrage», so Matthias Geissbühler. Doch ein beschränktes Angebot allein reiche nicht aus, um den Wert des Gutes in die Höhe zu treiben. Dafür brauche es auch eine entsprechende Nachfrage und einen klaren Nutzen für den Käufer. Anfang Februar gab der Elektroautobauer Tesla bekannt, 1.5 Milliarden US-Dollar in Bitcoins zu investieren und die Kryptowährung künftig auch als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Die digitale Währung hat daraufhin in kürzester Zeit fast 20% zugelegt, geht aus der Studie hervor.

Was steckt hinter der Digitalwährung Bitcoin? Bildnachweis: Caroline Mohnke

Stromfresser Bitcoin
Weiter entnimmt man der Studie, dass nicht nur die Herstellung von Bitcoin, sondern auch jede einzelne Transaktion Unmengen an Strom kostet. Alles andere als klimafreundlich. Der Bitcoin existiert im Gegensatz zu anderen Anlageklassen ausschliesslich in digitaler Form. Bei der Herstellung fliesst kein Schweiss von Bergleuten, sondern die Computer und Server legen Höchstleistungen an den Tag. Diese werden vom Netzwerk der «Miner» zur Verfügung gestellt. Der Schürfprozess frisst nicht nur ein bisschen Energie, denn die Rechenleistung zur Lösung der Programmierungscodes verbraucht Unmengen an Strom. So schätzt die Universität Cambridge den aktuellen Strombedarf des Bitcoins auf fast 130 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr, was etwa 0.5% der weltweiten Stromproduktion entspricht – Tendenz steigend. Das sei genug, um beispielsweise die gesamte Universität für über 700 Jahre zu betreiben. Alternativ könnte man damit auch den Strombedarf von Norwegen für ein Jahr decken oder jenen der Schweiz für etwas mehr als zwei Jahre.

Hype oder revolutionäres, neues Geld- und Zahlungssystem?
Wie lautet das Fazit eines Anlageprofis? Matthias Geissbühler (CIO): «Der Bitcoin ist und bleibt faszinierend. Primär aufgrund der hohen Volatilität sowie der Schwierigkeit, einen fairen Wert für Bitcoin zu eruieren, sehen wir bei der klassischen Vermögensverwaltung im Rahmen der strategischen Vermögensallokation momentan keinen Platz für Kryptowährungen. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet. Das heisst aber nicht, dass sich diese Einschätzung in Zukunft nicht ändern kann. Wer an Bitcoin & Co. glaubt und von deren Potential überzeugt ist, kann die Wette auf weitersteigende Kurse eingehen. Dies sollte allerdings nur mit einem kleinen Teil des Vermögens gemacht werden – und mit dem Bewusstsein, dass die Volatilität hoch bleiben wird und schlimmstenfalls auch ein Totalverlust resultieren kann.»