US-Notenbanksitzung vom 31. Juli: Wachsendes Vertrauen, wachsende Risiken

Die vor dem Juli-Treffen der US-Notenbank eingehenden Daten hätten nicht besser sein können: Die Konsumausgaben erholten sich im Juni nach einem schwachen Start im zweiten Quartal. Geringere Inflationsraten im selben Monat als erwartet erfreuten sowohl die Konsumenten als auch die Zentralbanker. Gleichzeitig scheint eine weitere Abkühlung an den Arbeitsmärkten eine weitere Deflation zu unterstützen.

Solide Arbeitsmärkte waren wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass die Märkte in letzter Zeit eine sogenannte «sanfte Landung» erwarteten. Robuste Einkommenszuwächse unterstützten den Konsum auch abseits pandemiebedingter fiskalischer Grosszügigkeit, was bislang eine Rezession trotz höherer Leitzinsen verhinderte.

Letztendlich halten wir die aktuellen Arbeitsmarktbedingungen für noch nicht schwach genug, um eine unmittelbare Zinssenkung zu rechtfertigen.

Christian Scherrmann, US-Volkswirt, DWS

Allerdings könnte der robuste Arbeitsmarkt auch einen Teil zur Inflation beigetragen haben. Der anhaltende deflationäre Trend im zweiten Quartal erzählt jedoch eine andere Geschichte. Es scheint schwieriger für Unternehmen zu sein, die Preise zu erhöhen, möglicherweise weil einige Konsumenten durchaus weniger Geld in der Tasche haben. Die im Juni beobachtete erhöhte Preissensibilität unterstützt diese Ansicht. Während der deflationäre Trend das Vertrauen der Zentralbanker hinsichtlich der Erreichung ihres Inflationsziels stärkt, lenkt er gleichzeitig auch den Fokus auf die wirtschaftliche Dynamik.

Derzeit haben wir beides: wachsendes Vertrauen, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt, und wachsende Risiken, dass die Leitzinsen möglicherweise aktuell etwas zu hoch sind und somit die Wirtschaft irgendwann doch stärker als beabsichtigt abbremsen könnten. Wir erwarten, dass sich diese Überlegungen in der bevorstehenden Notenbanksitzung widerspiegeln werden. Aus Sicht realer Zinsen, also Leitzinsen minus Inflation, ist die geldpolitische Haltung der Fed in den letzten Monaten tatsächlich falkenhafter geworden. Letztendlich halten wir die aktuellen Arbeitsmarktbedingungen jedoch für noch nicht schwach genug, um eine unmittelbare Zinssenkung zu rechtfertigen. Auch in Bezug auf einen geldpolitischen Ausblick werden sich die Notenbanker wohl zunächst erneut zurückhaltend zeigen. Konkrete Botschaften erwarten wir erst im Rahmen des diesjährigen Notenbanksymposiums in Jackson Hole Ende August, was möglicherweise den Weg für eine Zinssenkung später im Jahr ebnet.

Hauptbildnachweis: Freepik