Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Lohnverhandlung
Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Chefgespräch ...
«Herr Schmid, was führt Sie zu mir?»
Peter «Pedro» Schmid schielte auf das Blatt Papier, das er mit beiden Händen krampfhaft festhielt.
«Guten Morgen Herr Brühlmann», antwortete er. «Herzlichen Dank, dass Sie sich in dieser wichtigen Angelegenheit Zeit für mich nehmen.» Schmid zögerte, bevor er sein Anliegen näher artikulierte: «Ich möchte mit Ihnen gerne über …», stammelte er.
«Lauter!», wurde er schroff unterbrochen, «ich kann Sie kaum verstehen.»
Schmid zuckte ob der harschen Reaktion so heftig zusammen, dass er die Notiz fallen liess, die er über Wochen hinweg erarbeitet, bearbeitet, überarbeitet und mit jedem Mal verschlimmbessert hatte. Umständlich bückte er sich, um das Blatt Papier aufzuheben. Dann versuchte er es mit ausbalancierter Haltung und hohlem Kreuz erneut.
«Ich möchte mit Ihnen gerne über meine Lohnsituation sprechen», wiederholte er nun wesentlich lauter.
Aus der Ferne schlug die Kirchenuhr acht Mal.
«Was wollen Sie?», kam es wenig freundlich zurück.
Schmid starrte erschrocken auf seine Notizen, bevor er wieder etwas von sich gab. «Anerkennung», erwiderte er zögerlich.
«Anerkennung? Sie wollen Anerkennung?»
Schmid nickte verlegen.
«Das ist alles?! Dann nehmen Sie sich doch bitte ein grosses Stück davon ....»
Ein lautes und herzhaftes Lachen füllte den Raum.
Konsterniert schaute Schmid sein Gegenüber an und schüttelte verständnislos den Kopf.
Es dauerte, bis die Lage sich wieder beruhigte.
«Also, was genau wollen Sie?»
«Ich möchte, dass meine Leistungen besser anerkannt werden. Auch finanziell», präzisierte Schmid.
«Finanziell? In diesen Zeiten? Machen Sie Spass?»
Schmid brauchte einen Augenblick, bis er mental im Stande war zu reagieren: Er schüttelte den Kopf.
«Und warum zum Teufel glauben Sie, dass Ihre Leistungen eine bessere Honorierung rechtfertigten?»
Vizedirektor Schmid starrte abermals auf sein vollgeschriebenes Notizblatt, seine Augen suchten verzweifelt nach hilfreichen Stichworten.
«Wegen meiner ausserordentlichen Performance», las er als erstes ab. Seine Antwort klang wie eine Frage.
«Mein lieber Schmid, wenn Sie wüssten, mit wie vielen hochbegabten Menschen ich mich täglich rumschlage ...».
Abermals brach lautes Gelächter aus.
«… und wegen meiner ausgewiesenen Integrität», ergänzte Schmid eilig.
«Integrität? Was für ein Blödsinn! Lassen Sie sich einfach nicht erwischen …», bemerkte sein Gegenüber, dem nun vor lauter Lachen fast die Tränen kamen.
«… dann halt wegen meiner Loyalität», hielt Schmid weiter dagegen, «schliesslich bin ich schon mehr als 17 Jahre bei der Bank.»
«17 Jahre?»
«17 Jahre und drei Monate», bestätigte Schmid stolz.
«Also ein Sesselkleber!»
«Was?», krächzte Schmid nach Luft schnappend, während sein Antlitz sich merkbar verfinsterte.
«Ein veritabler Sesselkleber!», tönte es ein weiteres Mal.
«Was soll das?» Pedro Schmid war der Ärger nun deutlich anzuhören. Enerviert warf er das Notizblatt weg und schaute hinüber zum Sofa.
«Ich habe überhaupt keine Lust, dieses Theater Abend für Abend mitzuspielen …», erwiderte Priska, seine Gattin, gehässig, bevor sie sich wieder in ihre Lektüre vertiefte.