Wenn der Franken stärker ist als die Performance: Wie Währungen Schweizer Renditen auffressen

Die US-Aktien hangeln sich von Höchststand zu Höchststand. Der S&P 500 hat dieses Jahr 16% zugelegt. Der Verlust auf dem US-Dollar von 12% hat das meiste davon weggefressen. Von der Mehrrendite der Anleihen in US-Dollar gegenüber den Schweizer Obligationen wollen wir gar nicht sprechen.

Der Yen hat ebenfalls 10% verloren. Zum Glück hat der Nikkei 30% zugelegt. Das gleiche gilt für die 19% der britischen Aktien, die für einen Schweizer Investor durch den Verlust des Pfundes halbiert wurden. Gut gehalten hat sich der Euro, der lediglich etwas mehr als 1% zum Franken eingebüsst hat. Als Schweizer Anleger gehört das dazu. Wir verlieren mit Fremdwährungen regelmässig Geld. Da stellt sich die Frage, ob die Fremdwährungsrisiken nicht abgesichert werden sollen.

Die einfachste Methode der Währungsabsicherung ist der Terminverkauf der Fremdwährung.

Thomas Stucki, Chief Investment Officer, St.Galler Kantonalbank

Die einfachste Methode der Währungsabsicherung ist der Terminverkauf der Fremdwährung. Gegenüber dem heutigen Kassawert wird der Terminkurs durch die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen bestimmt. Ist der Zins in der fremden Währung höher als im Franken, ist der Terminkurs tiefer als der aktuelle Kurs. Für den Verkauf von US-Dollar oder Pfund beträgt diese Differenz rund 4%, womit die Absicherung dieser beiden Währungen pro Jahr rund 4% kostet. Die Absicherung des Euro kostet rund die Hälfte davon, da die Zinsen im Euroraum nicht so hoch sind wie in den USA oder in Grossbritannien. Gratis ist die Währungsabsicherung für einen Schweizer Anleger nicht zu haben. Vielmehr geht sie ins Geld, wenn man sie über Jahre betreibt. Da die Zinsdifferenz in etwa der Inflationsdifferenz zwischen den verschiedenen Währungsräumen entspricht und diese über die Kaufkraftparität durch die Währungen ausgeglichen wird, müssten die Kosten durch den stärkeren Franken jedoch ausgeglichen werden. In diesem Jahr hat man mit der Währungsabsicherung gut verdient. Ob das im nächsten Jahr auch der Fall sein wird, ist offen. Viel hängt von der SNB und ihrem Franken-Management ab. Stabilisiert die SNB den Franken über Interventionen im Devisenmarkt, zahlt man mit der Währungsabsicherung in der Regel drauf, zumindest in den Währungen mit den grossen Zinsdifferenzen wie dem US-Dollar. Die Währungsabsicherung als regelmässigen Renditetreiber im Portfolio zu betrachten, ist nicht angebracht.

Währungsabsicherung als stabilisierendes Element
Dennoch macht es Sinn, sich mit der Frage der Währungsabsicherung zu befassen. Währungsrisiken erhöhen die Schwankungen im Portfolio und sind damit ein zusätzliches Risiko, das nicht oder nur bedingt mit einer höheren Performance entschädigt wird. Während die Frage des Ertrages unsicher ist, ist die Risikoreduktion sicher. Durch die Absicherung der Fremdwährungen werden die Wertschwankungen geringer. Ein zusätzliches Argument ist die «Safe Haven»-Eigenschaft des Frankens. Der Franken wird dann überdurchschnittlich gesucht und wertet gegenüber den anderen Währungen stark auf, wenn die Lage in der Welt unsicher ist. Das ist üblicherweise nicht das Umfeld, in dem die Aktienkurse gedeihen. Wenn man aber auf den grundlegenden Anlagen Geld verliert, weil die Preise der Aktien oder der Obligationen sinken, will man nicht zusätzlich auf der Währung auch noch verlieren. Dieser psychologische Vorteil der Absicherung darf nicht unterschätzt werden.

Währungsabsicherung ist ein strategischer Entscheid
Wie hoch die optimale Quote der Währungsabsicherung ist, ist Gegenstand vieler Studien. Die Resultate sind sich nicht eindeutig, weshalb in den meisten Fällen ein pragmatischer Ansatz gewählt wird. Wichtig ist, dass man die Absicherung als strategischen Entscheid implementiert und nicht an eine Währungsprognose bindet. Wir sichern in der Vermögensverwaltung der Privatkunden die Fremdwährungsobligationen zu 100% und die Aktien in Europa und den USA zu 50% ab. Die Absicherung der Aktien aus den Emerging Marktes ist schwierig, weshalb wir darauf verzichten. Mit diesem Vorgehen fühlen wir uns wohl und fahren wir gut.

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