US-Zölle bremsen Schweizer Löhne – und die Stimmung gleich mit

Schweizer Unternehmen planen 2026 im Schnitt Lohnerhöhungen von 1 Prozent, womit sich das Lohnwachstum verlangsamt. Auch die Reallöhne dürften weniger ansteigen als 2025, besonders in den von US-Zöllen belasteten Exportbranchen. Eine Spezialbefragung zum Homeoffice zeigt zudem, dass Unternehmen keine umfassende Rückkehr ins Büro vorsehen.

Schweizer Firmen erwarten 2026 einen nominalen Lohnanstieg von 1 Prozent. Das geht aus der jährlichen Umfrage der UBS bei 388 Unternehmen hervor. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 1,4 Prozent, die – wie von der letztjährigen UBS-Lohnumfrage erwartet – für das Jahr 2025 effektiv gewährt wurden. Sämtliche Branchen planen Lohnerhöhungen, die Unterschiede zwischen ihnen sind gering. Das Schlusslicht dürfte 2026 die Uhrenindustrie sein, die besonders unter den US-Zöllen und einer schwachen Nachfrage aus Asien leidet. Die IT-Branche dürfte die Löhne 2026 hingegen am meisten anheben.

Inflationsrückgang macht sich bemerkbar
Der geringere Anstieg der Nominallöhne widerspiegelt unter anderem die gesunkene Inflation. Lag diese zum Zeitpunkt der letzten Lohnrunde bei 1,1 Prozent, betrug sie zum diesjährigen Umfragezeitpunkt noch 0,2 Prozent. Diese überraschend niedrige Teuerung führte 2025 zu einem deutlich stärkeren Reallohnwachstum (+1,2 Prozent) als zunächst von den Unternehmen geplant. Damit konnte der Kaufkraftverlust von 2022 – zumindest ohne Einbezug der gestiegenen Krankenkassenprämien – weitgehend ausgeglichen werden.

Mit dem Rückgang der Inflation tritt bei der Lohnfestsetzung die wirtschaftliche Unsicherheit in den Vordergrund. Zahlreiche befragte Unternehmen verweisen auf die hohen US-Zölle und die schwachen Konjunkturaussichten als Gründe für ihre Zurückhaltung.

Meret Mügeli, UBS-Ökonomin

Für 2026 ist hingegen mit einer Abschwächung zu rechnen. Unter Berücksichtigung der von der UBS erwarteten Inflation von 0,5 Prozent ergibt sich ein Reallohnwachstum von lediglich 0,5 Prozent. Unternehmen aus exportorientierten Branchen zeigen sich zurückhaltender und planen niedrigere Reallohnerhöhungen (0,2 Prozent) als binnenorientierte Unternehmen (0,5 Prozent).

US-Zölle und wirtschaftliche Unsicherheit prägen Lohnrunde
«Mit dem Rückgang der Inflation tritt bei der Lohnfestsetzung die wirtschaftliche Unsicherheit in den Vordergrund», erklärt Meret Mügeli, UBS-Ökonomin und Verantwortliche der Umfrage. «Zahlreiche befragte Unternehmen verweisen auf die hohen US-Zölle und die schwachen Konjunkturaussichten als Gründe für ihre Zurückhaltung.» Tatsächlich hat sich der Wirtschaftsausblick im Vorjahresvergleich deutlich abgeschwächt. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine Stagnation der Konjunktur und eine Zunahme der Arbeitslosenquote in 2026. Besonders negativ eingestellt sind exportorientierte Unternehmen, von denen mehr als ein Viertel eine Rezession im kommenden Jahr erwartet. Auch die Einschätzungen zum Personalbestand haben sich eingetrübt – sowohl für das kommende als auch rückblickend für das aktuelle Jahr. Das unterdurchschnittliche Wirtschaftswachstum überlagert gar den strukturellen Arbeitskräftemangel: Der Anteil der Unternehmen, die von Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen berichten, ist 2025 erneut gesunken, von 58 auf 47 Prozent.

Wirtschaftsausblick mit Fragezeichen
Die UBS-Ökonomen erwarten, dass der Ausblick für die Schweizer Konjunktur in den kommenden Quartalen neben der belastenden US-Handelspolitik von positiven Impulsen durch die deutsche Fiskalpolitik geprägt wird. Vor diesem Hintergrund sieht die UBS 2026 ein Wachstum auf adjustierter Basis von rund 1 Prozent. Die anhaltenden Diskussionen um einen Zoll-Deal deuten allerdings auf Abwärtsrisiken. «Solange sich der Wachstumsausblick nicht massiv verschlechtert, dürfte die SNB ihre Leitzinsen in den kommenden zwölf Monaten stabil bei 0 Prozent halten», erläutert UBS Chefökonom Schweiz Daniel Kalt. Währenddessen stehen in den USA wohl weitere Zinssenkungen an. Dies spricht für eine leichte Aufwertung des Frankens gegenüber dem US-Dollar (12-Monatsprognose: 0.76) und einen stabilen Wechselkurs gegenüber dem Euro (12-Monatsprognose: 0.94).

Keine komplette Rückkehr ins Büro
Eine Spezialbefragung zum Thema Homeoffice zeigt, dass sich nach dem pandemiebedingten Boom eine gewisse Gegenbewegung abzeichnet. Knapp ein Viertel der Unternehmen, bei denen Homeoffice möglich ist, hat das Kontingent über die letzten zwei Jahre reduziert. Eine weitreichende Rückkehr ins Büro dürfte der Umfrage zufolge vorerst allerdings ausbleiben. Die Mehrheit der Unternehmen hält unverändert an der Homeoffice-Möglichkeit fest und plant, dies auch für die nächsten zwei Jahre beizubehalten.

Hauptbildnachweis: Freepik