SSF veröffentlicht «Practitioners' Guide» um Unschärfen im Beratungsprozess auszuräumen
Immer wieder zeigen sich Anlegerinnen und Anleger enttäuscht, wenn sie realisieren, dass ihre individuellen Nachhaltigkeitsziele nicht in ihrem Portfolio abgebildet sind. Ein Grund für solche Erwartungslücken liegt im vorgelagerten Beratungsprozess, der Kundenziele nur bedingt erfasst und das Leistungsvermögen von nachhaltigen Anlage-Ansätzen nicht klar genug erläutert. Um diese Unschärfen im Beratungsprozess auszuräumen, hat Swiss Sustainable Finance (SSF) in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ernst & Young einen Practitioners' Guide für Banken und Vermögensberater entwickelt.
Schweizer Finanzinstitute verzeichneten in den letzten Jahren eine deutlich gestiegene Nachfrage nach nachhaltigen Finanzinstrumenten. Gemäss der Market Study 2022, die gemeinsam von Swiss Sustainable Finance (SSF) und dem Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich erstellt wurde, ist das Volumen nachhaltiger Anlagen im Berichtszeitraum (2021) erneut um 30 Prozent gestiegen (2020: 31 Prozent). Aktuell beträgt beispielsweise der Anteil von Fonds mit Einbezug von Nachhaltigkeit schon 53% des gesamten Schweizer Fondsmarktes. Nicht alle Anlageprodukte verfolgen jedoch die gleichen Nachhaltigkeitsziele. Anlegerinnen und Anleger schätzen oftmals die Ziele und Wirkungsmechanismen von nachhaltigen Anlage-Ansätzen falsch ein, was zu einer Erwartungslücke oder zum Vorwurf des sogenannten «Greenwashing» führen kann. Dies liegt auch daran, dass individuelle Nachhaltigkeitsziele im Anlagegespräch bisher erst bedingt erfasst werden.
Sabine Döbeli, CEO, Swiss Sustainable Finance (SSF)Der Practitioners' Guide soll Finanzinstitute dabei unterstützen, den Beratungsprozess zielgerichtet aufzusetzen und es Beratern damit erleichtern, die Bedürfnisse der Kunden zu erfassen und ihnen dazu passende Produkte anzubieten.
Dabei ist zentral, dass die Nachhaltigkeitsmerkmale eines Anlageprodukts transparent und verständlich dargelegt werden. Um diese Unschärfe im Beratungsprozess auszuräumen, hat eine SSF-Arbeitsgruppe in enger Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ernst & Young Empfehlungen erarbeitet und im sogenannten «Practitioners' Guide on the Integration of Sustainability Preferences into the Advisory Process for Private Clients zusammengefasst. Die Empfehlungen basieren auf einer Umfrage unter den SSFMitgliedern sowie einer Reihe von Interviews und Workshops mit den Mitgliedern der SSFArbeitsgruppe. «Der Practitioners' Guide richtet sich an Finanzinstitute, die Anlageberatung für Privatkunden anbieten. Er soll Finanzinstitute dabei unterstützen, den Beratungsprozess zielgerichtet aufzusetzen und es Beratern damit erleichtern, die Bedürfnisse der Kunden zu erfassen und ihnen dazu passende Produkte anzubieten», präzisiert Sabine Döbeli, CEO von SSF und betont: «Unsere Empfehlungen richten sich dabei an Praktiker, sie ersetzen aber nicht eine sorgfältige Prüfung der regulatorischen Verpflichtungen auf nationaler und internationaler Ebene, welche die Finanzinstitute gegenüber Kunden und Aufsichtsbehörden einhalten müssen. Sie sind als Ergänzung zu den vergangene Woche von der Schweizerischen Bankiervereinigung publizierten Richtlinien für die Finanzdienstleister zum Einbezug von ESG-Präferenzen und ESG-Risiken bei der Anlageberatung und Vermögensverwaltung zu verstehen und geben weiterführende Empfehlungen dazu, wie diese in die Praxis umgesetzt werden können.»
Der «Practitioners’ Guide on the Integration of Sustainability Preferences into the Advisory Process for Private Clients» ist nur in englischer Sprache verfügbar und findet sich hier.