«Last Exit» vor dem «Hard Brexit»?

Die Verhandlungen zwischen der Britischen Regierung und der EU kommen in die entscheidende Phase. Am 10. und 11. Dezember treffen sich die 27 EU-Staatschefs. Dies wäre die passende Gelegenheit, um das Verhandlungsergebnis zu diskutieren. Allerdings liegt zurzeit noch kein Verhandlungsergebnis vor. Insbesondere bleiben Differenzen mit Frankreich zur Regelung der Fischerei und von staatlichen Subventionen. Auch dem EU-Parlament bleibt das Vetorecht in einer Abstimmung zum Vertrag noch vorbehalten.

Nimmt man die Entwicklung des britischen Aktienmarktes seit dem Referendum am 23. Juni 2016 als Gradmesser für die bisherigen wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits, dann behalten bisher die Brexit-Gegner recht. Der britische Aktienmarkt hat über die letzten 4 ½ Jahre aus Sicht eines CHF-Investors nur eine sehr magere Rendite von insgesamt etwa 3,5% erzeugt. Hingegen hat, wiederum aus Sicht eines CHF-Investors, der deutsche DAX-Aktienindex über denselben Zeitraum gut 28% rentiert und der Schweizer SPI-Index sogar gut 48%. Für Aktienanleger war der Brexit rückblickend ein klares Verkaufssignal.

Ein harter Brexit könnte aber auch diesen Aufschwung nochmals um einige Jahre verzögern. Zu gross scheinen uns die strukturellen Brüche, die bei einem harten Brexit in kurzer Zeit bewältigt werden müssten.

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer, Bank Cler

Auch das Pfund hat seit dem Brexit-Referendum etwa 15% an Wert zum Schweizer Franken verloren und notiert aktuell unter 1.20 CHF/GBP. Die Pandemie trifft die britische Wirtschaft hart, und Lockerungen sind auch jetzt nur teilweise möglich. Immerhin: falls die Brexit-Frage bis Ende Jahr endlich vom Tisch ist und es gelingt, die Pandemie dank der bereits anlaufenden Impfungen nachhaltig zu besiegen, dann könnten neue Impulse für den versprochenen Post-Brexit-Aufschwung entstehen.