Aktienmärkte erklimmen neue Allzeithochs – Zuversicht trotz knapper Impfstoffe

Der breite Schweizer SPI-Index lag Ende Januar erstmals wieder über dem Höchststand von Februar 2020. Die überwiegend robusten Unternehmensgewinne im US-Technologiesektor (Amazon, Google, Apple) und die Aussicht auf eine deutliche Wiederbelebung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr tragen dazu bei, dass trotz Pandemie die Zuversicht an den Aktienmärkten überwiegt.

Aktienmärkte erklimmen neue Allzeithochs. Der breite Schweizer SPI-Index lag Ende Januar erstmals wieder über dem Höchststand von Februar 2020. Die überwiegend robusten Unternehmensgewinne im US-Technologiesektor (Amazon, Google, Apple) und die Aussicht auf eine deutliche Wiederbelebung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr tragen dazu bei, dass trotz Pandemie die Zuversicht an den Aktienmärkten überwiegt.

Joe Biden ein konstruktiverer Partner für die EU?
Es zeichnet sich ab, dass Joe Biden für Deutschland, zumindest in der Pipeline-Frage, der unangenehmere Partner für Angela Merkel werden könnte, als es der unbeliebte Vorgänger war. Dass der Oppositionsführer Navalny zu einer willkürlichen Haftstrafe verurteilt wurde, nachdem ein Vergiftungsversuch, der mutmasslich vom russischen Geheimdienst verübt wurde, gescheitert ist, erhöht den Druck für den Stopp des Pipeline-Projektes mit Russland. Die durch Angela Merkel etwas voreilig in Aussicht gestellte «angemessene Antwort» auf den Giftanschlag ist die deutsche Regierung und auch die EU bisher schuldig geblieben. Dass Putin den Giftanschlag noch aufklären wird, ist ja kaum zu erwarten. Steigt der Druck der USA und der EU auf Russland weiter an, Navalny freizulassen, und gibt Russland diesem Druck nicht nach, dann könnte dies am Ende zu einem vorläufigen Stopp des North-Stream-2-Projektes führen. Strategisch besteht für die EU dabei das Risiko, dass sie zum Spielball der strategischen Rivalität zwischen China und den USA wird.

Trotz anhaltender und zermürbender Lockdowns, die viele Menschen auch wirtschaftlich existenzbedrohend treffen, ist das Ende der Pandemie absehbar geworden. Im Gegensatz zum Dienstleistungssektor sind die Indikatoren für die Industrieproduktion im Januar weiter gestiegen und befinden sich auf hohen Niveaus.

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer, Bank Cler

Beide Grossmächte üben zunehmend Druck auf die EU aus, um eigene Interessen zu verfolgen. Auch Sanktionen gegen europäische Unternehmen, sei es durch die USA oder durch China werden verblümt undhäufiger auch unverblümt angedroht und verhängt. Die eilig geschaffene staatliche Stiftung, die aber mit Gazprom-Mitteln ausgestattet wurde und den Bau der Pipeline indirekt finanzieren soll, ist ein etwas naiver und bedenklicher Ausdruck dieser Entwicklungen. Die USA werden sich kaum durch einen Stiftungsmantel von ihrem Wunsch, die Pipeline zu stoppen, abbringen lassen.

Zuversicht trotz knapper Impfstoffe
Weltweit rollen die Impfkampagnen meist nur schleppend an. Die Impfkampagnen sind gut organisiert, die Impfzentren sind bereit, aber ohne Impfstoff ist die Aktivität in den Impfzentren vieler Länder unter den Erwartungen geblieben. Für die Schweiz und Liechtenstein zeigt der Bericht des Bundesamtes für Gesundheit vom 2.2.2021, dass im Januar rund 517 000 Impfdosen ausgeliefert wurden und dass 3,64 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Unter der rein rechnerischen Annahme, dass jeden Monat zusätzlich 3,64 Prozent der Bevölkerung eine Impfdosis erhalten, kommt man also rasch genug zum Ergebnis, dass in etwa 9 Monaten 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung zwei Impfdosen erhalten haben und somit über 11 Millionen Dosen verimpft sind. Dass ansteckendere Mutationen die rückläufigen Inzidenzzahlen erneut ansteigen lassen könnten, bleibt ein gravierendes Risiko. Immerhin, der prioritäre Schutz der Risikogruppen könnte schon in wenigen Monaten deutlich verbessert sein und auch die Verfügbarkeit von Impfstoffen könnte sich noch verbessern.

Die Geldpolitik bleibt weltweit extrem expansiv
Trotz anhaltender und zermürbender Lockdowns, die viele Menschen auch wirtschaftlich existenzbedrohend treffen, ist das Ende der Pandemie absehbar geworden. Im Gegensatz zum Dienstleistungssektor sind die Indikatoren für die Industrieproduktion im Januar weiter gestiegen und befinden sich auf hohen Niveaus. In vielen Branchen haben börsenkotierte Unternehmen für das vergangene Jahr gute oder sehr gute Ergebnisse erzielt. Die riesigen geplanten Hilfsprogramme in den USA sind zwar noch nicht beschlossen, werden aber weiterhin erwartet. Die Geldpolitik bleibt weltweit extrem expansiv. Dabei spiegelt der leichte Inflationsanstieg gegenwärtig bloss Basiseffekte, denn 2020 waren die Preise in einzelnen Gütergruppen eingebrochen. Dabei spiegelt der leichte Inflationsanstieg gegenwärtig bloss Basiseffekte, denn 2020 waren die Preise in einzelnen Gütergruppen eingebrochen.

Fed: Geldpolitik bleibt weiter locker
Die US-Notenbank (Fed) hat an ihrer jüngsten Sitzung entschieden, an den bisherigen Leitzinsen sowie den monatlichen Anleihekaufprogrammen festzuhalten. Aus Sicht der Fed-Mitglieder gibt es keinen Grund, die aktuelle Geldpolitik anzupassen. Die Erholung der Wirtschaftstätigkeit und Beschäftigung hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt. Es ist demnach laut Fed-Chef Powell verfrüht, um beispielsweise über eine mögliche Reduktion der Anleihekaufprogramme zu diskutieren. Die weitere Entwicklung hängt aus seiner Sicht im Wesentlichen vom Verlauf der Corona-Pandemie ab. Kurzfristig dürfte die Gesundheitskrise die Wirtschaft weiterhin belasten. Für das zweite Halbjahr ist die Fed jedoch zuversichtlicher.

EZB setzt eingeschlagenen Weg fort
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat an seiner ersten Sitzung 2021 den geldpolitischen Kurs des vergangenen Jahres bestätigt. Demzufolge beschlossen die Mitglieder, die Leitzinsen und Kaufprogramme sowie die Forward Guidance unverändert zu belassen. Der Beginn der Impfkampagne im gesamten Euroraum stellt gemäss EZB-Präsidentin Lagarde in der Bekämpfung der Gesundheitskrise einen Meilenstein dar. Dennoch überwiegen kurzfristig die Abwärtsrisiken für die Konjunktur. Unter diesen Voraussetzungen sind deshalb gemäss Lagarde nach wie vor umfangreiche geldpolitische Impulse notwendig. Im März trifft sich der EZB-Rat zur nächsten Sitzung.

Ausblick
An den Finanzmärkten dominiert insgesamt der Optimismus, dass das Virus besiegt werden kann. Dieser Optimismus ist auch am Anleihenmarkt erkennbar. Die Risikoaufschläge für höherverzinsliche Titel sind wieder deutlich zurückgekommen. Auch bei den Renditen der Staatsanleihen gab es zwischenzeitlich eine Gegenbewegung. Insgesamt aber sank die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen der USA und Deutschlands seit Ende Januar 2020 bzw. im Fall der Schweiz seit Mitte März. Die Furcht vor den Corona-Mutationen sowie die Impfverzögerungen sorgen weiterhin für einen erhöhten Bedarf an Sicherheit.