Wie kann das Anleger-Engagement den Klimawandel beeinflussen?

Anleger-Engagement bedeutet aktives Einwirken mittels direkter Gespräche und die Förderung des Dialogs mit den Gesellschaften, in die investiert wird. Auf diese Weise sollen Ziele wie Transparenz, Umweltschutz, soziale Verantwortung und vernünftige Unternehmensführung erreicht werden.

Das Engagement der Aktionäre ist die Grundlage einer glaubwürdigen, nachhaltigen Investitionspolitik. Angestrebt wird nicht der blosse Verkauf von Titeln, sondern vielmehr eine Mobilisierung, um gesellschaftliche Entwicklungen zu beeinflussen. Der so geleistete Beitrag zum Klimaschutz ist weitaus bedeutender als derjenige, der sich durch den Ausschluss intransparenter oder umweltverschmutzender Sektoren oder Unternehmen erzielen lässt. Die Ausübung der Aktionärsrechte im Rahmen der Portfolio-Verwaltung erfordert jedoch zusätzliche Ressourcen. Der damit einhergehende Zeitaufwand und das benötigte Fachwissen bringen zusätzliche Kosten mit sich und stellen eine Hürde bei der Umsetzung dar. Es muss eine gezielte Auswahl getroffen werden, um mit dem angelegten Geld eine direkte Wirkung zu erzielen und in Unternehmen zu investieren, die sich hinsichtlich Umweltfreundlichkeit nicht auf blosse Behauptungen beschränken, sondern besonders ökologischen Geschäftsmodelle folgen. Darüber hinaus gilt es, einen Eskalationsprozess festzulegen, der einen Austausch mit der Unternehmensspitze ermöglicht, um das angestrebte Ziel erreichen zu können. Zwar ist es schwierig, die Effektivität des Engagements präzise zu messen, zugleich lässt sich vorstellen, in welche Richtung sich die Umweltschutzbestrebungen ohne das Einwirken der Aktionäre entwickeln würde.

Einigkeit macht stark – Massnahmenbündelung zur grösstmöglichen Wirkung
Wie lassen sich mit dem Engagement konkrete Ergebnisse erzielen? Eine pragmatische Lösung ist die Teilnahme an Initiativen wie beispielsweise das Bündnis «Climate 100+». Die 2017 gegründete Initiative mit über 600 Anlegern und Vermögenswerten in Höhe von rund 55 Billionen US-Dollar stellt nicht nur eine grosse Investitionskraft dar, sondern ermöglicht auch einen Fokus auf die Aktien, über die sich die grösste Wirkung erreichen lässt.

Von der Transparenz zur Transformation
Die Initiative verfolgt zwei Handlungslinien: Transparenz und Senkung der Emissionen. Als erster Schritt in Richtung Dialog und Transformation werden die Unternehmen dazu angehalten, ihre CO2-Emissionen offenzulegen. Aus dem jüngsten TCFD-Bericht geht hervor, dass 2015 nur 5'600 Unternehmen ihre CO2-Emissionen anlässlich der CDP-Befragung vollständig offenlegten, während es 2020 bereits 9'600 Unternehmen waren. CDP ist eine NGO, die durch die Veröffentlichung der Klimadaten von Unternehmen Aufmerksamkeit für den Klimaschutz generieren will. Selbst wenn noch ein langer Weg vor uns liegt, sind die hier bereits erzielten Erfolge beachtlich.

Beim Anleger-Engagement geht es meistens um die Senkung von Emissionen, doch dies allein reicht nicht aus, um die Erderwärmung aufzuhalten.

Natacha Guerdat, Asteria Investment Managers

Senkung der Emissionen, um die Klimaneutralität zu erreichen
Nach erfolgter Offenlegung des Emissionsausstosses werden die Unternehmen dazu aufgefordert, sich zu einer Reduktion ihres Emissionsausstosses zu verpflichten, um die im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele zu erreichen. Bislang sind zwar nur wenige Unternehmen eine solche Verpflichtung eingegangen, doch sind nur rund zwanzig Unternehmen für ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dies bedeutet, dass mit einem gezielten Engagement der Aktionäre beachtliche Ergebnisse erzielt werden können.

Anleger-Engagement zahlt sich für die Unternehmen aus
Engagement bedeutet weit mehr, als Druck auf die ausgewählten Unternehmen auszuüben. Der direkte Dialog zwischen Aktionären und Führungskräften unterstützt die Organisation dabei, gewisse Unternehmenspraktiken zu ändern, sich gegenüber ihren Konkurrenten besser zu positionieren, Reputationsschäden zu verhindern und finanzielle Verluste zu vermeiden. Darüber hinaus profitieren Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen transparent kommunizieren und bestrebt sind, klimaneutral zu werden, von einem erleichterten Zugang zu günstigem Kapital. Während sich die Börsenkurse nachhaltiger Unternehmen im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts unterdurchschnittlich entwickelten, ist heute das Gegenteil der Fall.

Anleger-Engagement allein reicht nicht, um klimaneutral zu werden
Zwar ist das Anleger-Engagement ohne Zweifel eine bessere Alternative als der Ausschluss gewisser Sektoren, die für das reibungslose Funktionieren unserer Wirtschaft unerlässlich sind. Dennoch hat seine Wirksamkeit auch Grenzen: So können ausschliesslich börsennotierte Unternehmen berücksichtigt werden. Grosse Teile der Privatwirtschaft oder Regierungen können damit nicht beeinflusst werden. Darüber hinaus geht es beim Anleger-Engagement meistens um die Senkung von Emissionen, doch dies allein reicht nicht aus, um die Erderwärmung aufzuhalten. Dazu ist die Finanzierung der Substitution von fossilen durch erneuerbare Energieträger erforderlich. Daher können die Ziele des Pariser Klimaabkommens nur erreicht werden, wenn Investitionen in innovative, nachhaltige und klimaneutrale Unternehmen getätigt werden, die keine Treibhausgase freisetzen und dadurch eine positive Wirkung auf die Umwelt haben.

Für Natacha Guerdat ist das Engagement der Aktionäre ist die Grundlage einer glaubwürdigen, nachhaltigen Investitionspolitik. Bildnachweis: Asteria Investment Managers
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