US-Schulden steigen munter weiter
Wahlkampf ist die Zeit der grossen Versprechen. Das ist in den USA momentan nicht anders. Jeder wichtigen Wählergruppe wird versprochen, dass man bei einem Wahlsieg für sie sorgen wird, seien es die potenziellen Hauskäufer, der Mittelstand, die Eltern von Kindern oder die Grosskonzerne.
Versprochen werden entweder zusätzliche Subventionen oder tiefere Abgaben. Die Frage der Finanzierung ist weniger attraktiv und wird daher meistens umgangen oder die Kosten werden verbal dem Ausland angehängt. Wer im Januar ins Weisse Haus einziehen wird, ist offen. Sicher ist aber, dass die US-Schulden weiter steigen werden, wenn nur ein Teil der Versprechen umgesetzt werden sollte und könnte.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer, St.Galler KantonalbankDie Schuldendynamik des amerikanischen Staates sieht furchteinflössend aus. Ende August betrug der Schuldenstand des US-Treasury 32'256 Milliarden US-Dollar.
Dabei sieht die Schuldendynamik des amerikanischen Staates heute schon furchteinflössend aus. Ende August betrug der Schuldenstand des US-Treasury 32'256 Milliarden US-Dollar. Im Schuldentopf der Amerikaner hätten die Schulden der Eidgenossenschaft 186-mal Platz. Die monatlichen Zinsaufwendung des US-Treasury decken 80% der jährlichen Gesamtausgaben des Bundes. Zugegeben: Die USA sind etwas grösser als die Schweiz und diese Zahlen sind eine Spielerei. Das Problem der US-Schulden ist auch weniger deren Höhe als die Entwicklung.
Ungebremstes Ausgabenwachstum
Bei der Amtsübernahme von Joe Biden war der Schuldentacho bei 27'700 Milliarden US-Dollar. Als Donald Trump die Regierung übernahm, war er bei 20'000 Milliarden. US-Dollar. Die Schulden sind in den letzten 8 Jahren um 60% gestiegen. Zur Entlastung der beiden kann man anmerken, dass die Corona-Pandemie und die Hochinflation der letzten Jahre das ihrige zum Anstieg beigetragen haben. Der Hauptfaktor ist jedoch das ungebremste Ausgabenwachstum. Unter Joe Biden ist das Budgetdefizit auf fast 6% des nominellen BIP gestiegen. Bei Trump waren es vor Corona 4%. George W. Bush hat als letzter US-Präsident 2002 einen Budgetüberschuss präsentiert, bevor es während seiner weiteren Amtszeit rapide nach unten ging. Die Zahlen und der Trend bei den US-Schulden sind besorgniserregend. Die Gefahr eines drohenden Zahlungsausfalls des US-Treasury ist dennoch gering, ausser der US-Kongress verschuldet ihn selber. Wie erwähnt ist die US-Wirtschaft im Vergleich zu allen anderen Ländern sehr gross, weshalb die Zahlen relativiert werden müssen. Der Zinsaufwand ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen und macht aktuell 10% der Ausgaben des US-Treasury aus. Da sich die USA über die Treasury Bills zu einem rechten Teil kurzfristig verschulden, haben die Zinserhöhungen der Fed direkt durchgeschlagen. Auf der anderen Seite werden die erwarteten Zinssenkungen auch rasch zu einer Entlastung führen.
US-Zinsbelastung war schon höher
In den 1990er-Jahren mussten trotz einem tieferen Schuldenstand 15% des Bundesbudgets für die Zinszahlungen aufgewendet werden, da die Zinsen höher und der Haushalt kleiner waren. Auch im Vergleich zur Grösse des BIP mussten in den 90er mehr für die Zinsen aufgewendet werden als die aktuellen 4,3%. Länder wie Italien haben für diese Grösse sowieso nur ein müdes Lächeln übrig, sind sie sich doch an Zinszahlungen von bis zu 10% des BIP gewohnt. Dazu kommt, dass für die US-Staatsanleihen einfach Käufer gefunden werden, solange der US-Dollar die dominierende Reservewährung ist. Einfach weitermachen wie bisher ist auf Dauer aber keine Lösung. Zukünftige Regierungen sollten bemüht sein, dass Budgetdefizit kleiner als das nominelle Wachstum des BIP zu halten, damit die Schuldenquote von den heutigen 122% des BIP wieder sinkt. Der Weg zurück zu Budgetüberschüssen ist nicht realistisch, solange die Ausgaben für die Sozialversicherungen nicht angetastet werden. Das wird jedoch passieren, solange die Lage nicht wirklich existenzbedrohend ist.