Teuer gekauft, billig verkauft: Was Index-Anleger vom Adani-Fall in Indien lernen können

Nach dem Bericht eines Leerverkäufers mit schwerwiegenden Anschuldigungen gingen die Aktien der indischen Adani Group in den Keller. Ein Plädoyer für aktives Management.

Lassen Sie mich im Voraus deklarieren, dass ich als aktiver Aktien-Manager in dieser Diskussion voreingenommen bin. Morgan Stanley Capital International (MSCI) entscheidet gelegentlich über die Aufnahme oder den Ausschluss von Aktien in ihre Indizes. Es existiert ein strenges Verfahren, wie ein Unternehmen ausgewählt wird, oder wie ein Land, ein Sektor oder ein Thema am besten abzubilden ist. In vielen Fällen agieren die Verantwortlichen richtig. Aber manchmal eben auch nicht.

Inzwischen vertrete ich die Ansicht, dass indische Aktien im Verhältnis zu ihren Wachstumserwartungen teuer sind.

Samir Mehta, Portfolio Manager, J O Hambro

Als aktiver Manager habe ich noch nie Aktien von Adani gehalten. Das könnte sich in Zukunft ändern, aber bisher hat Adani unsere Kriterien für langfristig nachhaltige Unternehmen nicht erfüllt. Einige Adani-Aktien wie Adani Ports fand ich zwar verlockend, aber die Finanzierungsstruktur war ein Problem. Die Aufnahme einiger Unternehmen der Gruppe in den MSCI-Index im Juni 2021 führte zu einem Anstieg der Aktienkurse, zum Teil weil passive Anleger diese Aktien kaufen mussten.

Am 24. Januar wurde bekannt, dass ein Leerverkäufer einen Bericht mit vernichtenden Anschuldigungen veröffentlicht hatte, wie Bloomberg berichtete. Das führte zu einem dramatischen Kurssturz bei allen Aktien der Adani Group. Am 8. Februar kündigte MSCI an, die Methodik des Streubesitzes zu überdenken. Sollte das geschehen, wird es wahrscheinlich dazu führen, dass die Gewichtung aller Adani-Aktien im Index reduziert wird. Passive Anleger würden dann diese Aktien verkaufen, was wahrscheinlich dazu führen wird, dass sie teuer gekauft und billig verkauft haben.

Am 8. Februar kündigte MSCI an, die Methodik des Streubesitzes zu überdenken. Sollte das geschehen, wird es wahrscheinlich dazu führen, dass die Gewichtung aller Adani-Aktien im Index reduziert wird.

Samir Mehta

Ich habe bei der Auswahl von Aktien viele Fehler gemacht. 2018 war, wie sich einige von Ihnen vielleicht erinnern, ein schwieriges Jahr für unsere Fonds. Aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt und einige von ihnen anschliessend korrigiert. Inzwischen vertrete ich die Ansicht, dass indische Aktien im Verhältnis zu ihren Wachstumserwartungen teuer sind. Die langfristigen Aussichten für die indische Wirtschaft und verschiedene Unternehmen in Indien sind gut. Die Risiken (Inflation, Druck auf die Gewinnspannen, langsameres Wachstum des verfügbaren Einkommens der Konsumenten, steigende Zinssätze und eine verspätete Zinserhöhung durch die Reserve Bank of India) waren meiner Meinung nach jedoch ebenso hoch. Die Aufregung rund um die Adani Group sollte die Anleger zu einem Blick unter die Oberfläche animieren. Eine Lektion ist (hier dringt meine Voreingenommenheit durch), dass aktives Management bei der Verwaltung von Portfolios eine wichtige Rolle spielt. Eine andere ist, dass, wenn die Bewertungen hoch sind und die Risiken ignoriert werden, der anschliessende Rückgang der Aktien gut für uns sein kann. Wie üblich haben wir einige Namen auf unserem Radar, die wir in Indien aufstocken oder kaufen wollen. Die Zeit ist auf unserer Seite, und es gibt weitere Kollateralschäden, die indische Aktien aufgrund der Auswirkungen der Adani-Saga ertragen müssen.

Hauptbildnachweis: Adani