Credit Suisse: Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist
António Horta-Osório und Thomas Gottstein scheinen sich, allen medialen Beteuerungen zum Trotz, in einen veritablen Machtkampf verstrickt zu haben. Glaubt man den verschiedenen Kommentatoren und Beobachtern agitieren der amtierende Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse und deren CEO hinter den Kulissen mehr oder weniger verdeckt gegeneinander – zum Schaden der Schweizer Grossbank.
Die Ausgangslage ist einmal mehr unschön: Ein Verwaltungsratspräsident, der in einer publikumsträchtigen Angelegenheit seine eigenen Ansprüche nicht zu erfüllen vermag, steht einem CEO gegenüber, der aufgrund gewaltiger operativer Verluste als angezählt bezeichnet werden muss. Alles halb so schlimm, wenn die beiden Protagonisten am gleichen Strick ziehen würden, möchte man meinen. Danach sieht es aber nicht aus. Im Gegenteil: es verfestigt sich zunehmend der Eindruck, dass zwischen António Horta-Osório und Thomas Gottstein ein veritabler Machtkampf tobt. Beide buhlen um den Verbleib in der Bank. Letzterer scheint gerade etwas besser dazustehen. Zumindest aus einer Schweizer Optik rücken die peinlichen Quarantäne-Eskapaden von António Horta-Osório die Milliardenverluste, die Thomas Gottstein als operativer Verantwortungsträger der Bank angelastet werden, etwas in den Hintergrund. Und ja, der neue Veraltungsratspräsident der Credit Suisse hat sich schon innert kürzester Zeit disqualifiziert. Seine Absetzung, wie von einzelnen Kommentatoren gefordert, dürfte indes nicht erfolgen – dafür reicht die Tragweite seines Fehlverhaltens wohl kaum aus. Zu diesem Schluss dürfte auch der Verwaltungsrat der Credit Suisse gelangen – und es beim Status quo belassen. Und da der fehlbare Präsident kaum aus eigenem Antrieb zum Schluss kommen wird, dass sein Verbleib an der Spitze der Bank nicht mehr opportun ist, müssten letztlich die Grossaktionäre ein Machtwort sprechen. Auch danach sieht es nicht aus. Zumindest David Herro von Harris Associates, die drittgrösste Aktionärin der Credit Suisse, stellt sich schützend vor António Horta-Osório und spricht von einem orchestrierten «Ablenkungsmanöver».
Die Position von Thomas Gottstein bleibt somit weiterhin ungemütlich, zumal kolportiert wird, dass die internen Unterstützer des CEOs das Fell des portugiesischen Bären bereits verteilt haben – ohne diesen erlegt zu haben. Das dürfte auch dem Lager von António Horta-Osório nicht unverborgen geblieben sein. Keine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Credit Suisse ist und bleibt ein Unruheherd. Fortsetzung folgt.