Tillmann Lang: «BMW läuft Gefahr zum Blackberry der Automobilindustrie zu werden.»

Inyova, eine digitale Impact Investing Plattform in der Schweiz, verwaltet u.a. die Portfolios von 2‘000 Aktionären der BMW AG. Auf der Hauptversammlung des deutschen Automobilkonzerns BMW am 11. Mai 2022 schlägt das Unternehmen Prof. Dr. Susan Shaheen als neues Verwaltungsratsmitglied vor – und das mit einer brisanten Begründung.

«BMW ist weltweit für seine Ingenieurskunst bekannt. Aber das Unternehmen läuft im Vergleich zu anderen deutschen Automobilherstellern Gefahr, den Anschluss bei der E-Mobilität zu verlieren», erklärt Tillmann Lang, CEO und Co-Gründer bei Inyova, den Kandidatenvorschlag. «Sollte nicht bald ein Kurswechsel erfolgen, könnte BMW dasselbe Schicksal erleiden wie Blackberry. Firmen wie Blackberry haben in Zeiten mit guten Umsätzen die fundamentalen Änderungen im Markt ignoriert und damit den Anschluss an die Konkurrenz verpasst, bis sie in der Bedeutungslosigkeit verschwanden. Hier übernehmen wir Verantwortung, indem wir die Expertin für BMWs Aufsichtsrat vorschlagen.» Zuvor war Inyova in den Dialog mit BMW getreten und hatte in einer Analyse offengelegt, wo aus ihrer Sicht Probleme liegen. «Dieses manifestiert sich auch im Aufsichtsrat, wo wenig Diversität und insgesamt womöglich zu wenig spezifische Expertise für neue Mobilitätskonzepte erkennbar sind. BMW hält allerdings am bisherigen Aufsichtsrats-Mitglied zur Wiederwahl fest», erläutert Lang weiter.

Sollte nicht bald ein Kurswechsel erfolgen, könnte BMW dasselbe Schicksal erleiden wie Blackberry. Firmen wie Blackberry haben in Zeiten mit guten Umsätzen die fundamentalen Änderungen im Markt ignoriert und damit den Anschluss an die Konkurrenz verpasst, bis sie in der Bedeutungslosigkeit verschwanden

Tillmann Lang, CEO und Co-Gründer bei Inyova

International führende Mobilitätsexpertin
Prof. Susan Shaheen ist Forscherin an der weltweit renommierten University of California, Berkeley, und gilt als führende Expertin und Vordenkerin auf dem Gebiet der Mobilitätslösungen und der strategischen Anforderungen für die Transformation des Transportwesens. Sie ist in der Lage, BMW mit datenbasiertem Wissen zu kritischen Technologien und Mobilitätslösungen (z.B. emissionsarme Antriebssysteme und Infrastruktur, innovative Geschäftsmodelle für Mobilitätsdienstleistungen) zu unterstützen, basierend auf ihrer jahrzehntelangen Forschung mit führenden Mobilitätsunternehmen auf der ganzen Welt. «Ich sehe mit der Nominierung eine Chance, mein langjähriges Forschungswissen einzubringen – von Technologie über Politik, menschliches Verhalten bis hin zu nachhaltigem Verkehr. Wenn eine Kandidatin von Privatanlegern nominiert wird, ist das ein Gewinn für beide Seiten», kommentiert Prof. Susan Shaheen. Ziel ist es, dazu beizutragen, den Wandel schneller voranzubringen und den Unternehmenswert langfristig zu steigern. BMW verlässt sich z.T. noch auf Technologien, die inmitten einer sich beschleunigenden Klimakrise und einem notwendigen Mobilitätswandels ein hohes Veraltungspotential haben. 70 Prozent der von BMW 2021 verkauften E-Autos sind mit Plug-in-Hybrid-E (PHEV) ausgestattet. Das ist eine kostenintensive und wenig zukunftsorientierte Technologie, da sie Verbrennungsmotor, Elektromotor und Batterie parallel benötigt. Mit der Nominierung von Prof. Susan Shaheen würde der Verwaltungsrat aber nicht nur eine weitreichende Expertise erhalten, sondern auch hinsichtlich Frauen-Anteil, Alter, Internationalität und Zugang zu einem wichtigen Markt an Diversität dazu gewinnen.

Neuer Ansatz von Active Ownership: Wahrnehmung von Aktionärsrechten
Als neue Generation von Anlegern übernehmen die Inyova-Investoren Verantwortung. Einer der Mechanismen, über den ihre Impact Investments auf Portfoliounternehmen Einfluss nehmen können, ist Active Ownership (aktive Beteiligung). Die aktive Teilhabe beruht dabei auf zwei zentralen Vorgängen: Im Dialog mit Unternehmen, die sich im Portfolio der Anleger befinden, wird der nachhaltige Wandel gemeinsam konstruktiv diskutiert. Beim Voting nehmen Aktionäre ihre Stimmrechte auf der Hauptversammlung der Portfoliounternehmen wahr und beeinflussen damit direkt zentrale Entscheidungen. Wer in passive Fonds und ETFs investiert, hat diese Option derEinflussnahme auf Portfoliounternehmen nur selten. Durch das Voting entscheiden Aktionäre unter anderem aktiv mit, wer in Verwaltungsräte gewählt wird oder wer sich zur Wahl stellt, wie am Beispiel von BMW deutlich wird.

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