Erfreuliche konjunkturelle Grosswetterlage in Sichtweite

In den USA bringt ein boomender Konsum die Industrie vereinzelt an die Kapazitätsgrenze. Europa impft endlich schneller und verbessert seine Ausgangslage für die wichtige Sommersaison in den südlichen Ländern. China bleibt auf einem starken Wachstumspfad.

Die US-Wirtschaft boomt. Getrieben von einem starken Privatkonsum stieg das BIP im ersten Quartal um 6.4 Prozent (zum Vorquartal). In manchen Bereichen ist die Nachfrage so hoch, dass die Industrie mit der Produktion kaum mehr Schritt halten kann. Dazu kommen tiefe Lagerbestände und der Chipmangel, der insbesondere in der Autoindustrie zu Produktionsunterbrüchen führt.

Die überdurchschnittliche wirtschaftliche Stärke der USA wird aller Voraussicht nach bis Ende Jahr anhalten und 2021 zu einem BIP-Wachstum von mehr als 6 Prozent führen.

Thomas Heller, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Trotz der hohen Nachfrage bleibt die Teuerung abgesehen vom Rohöl bis jetzt moderat. Dies könnte sich im Jahresverlauf aber noch ändern, wenn Unternehmen ihre höheren Inputkosten weitergeben.

Höchstes BIP-Wachstum seit 1984 erwartet
Die überdurchschnittliche wirtschaftliche Stärke der USA wird aller Voraussicht nach bis Ende Jahr anhalten und 2021 zu einem BIP-Wachstum von mehr als 6 Prozent führen. Mit den Öffnungen soll sich der Konsum mehr in Richtung Dienstleistungen verschieben, wodurch dort die im letzten Jahr verlorenen Arbeitsplätze nach und nach zurückkehren werden. Die Industrie wird ihre Kapazitäten ausbauen müssen, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können. Weiter müssen die vielerorts tiefen Lagerbestände wieder auf ein normales Niveau gebracht werden.

Eurozone impft schneller
In Europa hat sich das Impftempo endlich beschleunigt, womit die Basis für eine baldige Öffnung der Wirtschaft gelegt ist. Die Konsumenten haben etwa EUR 500 Milliarden gespart und warten nur darauf, grosse Teile dieses Geldes auszugeben. Die Chancen stehen damit gut, dass die Wirtschaft in Europa nach der Kontraktion von 0.6 Prozent im ersten Quartal auf einen Wachstumspfad umschwenken kann. Gegen Ende Jahr dürfte zudem der EU-Aufbauplan seine positive Wirkung entfalten, allen voran in den Südländern, wie Italien. Dort setzt man grosse Hoffnung in den Wiederaufbauplan von Mario Draghi, der die Mittel aus dem Aufbauplan für die Digitalisierung, die Energiewende, den Ausbau des Eisenbahnnetzes und eine Reform der ineffizienten Verwaltung einsetzen will.

China: Keine Anzeichen von Schwäche
Angeführt vom Export und dem Privatkonsum ist die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr von einer tiefen Basis aus 18.3 Prozent gewachsen. Die meisten Indikatoren stehen aber auch über dem Niveau vom Jahr 2019, so beispielsweise der Privatkonsum oder die Infrastrukturinvestitionen. Rund läuft es auch in der Elektronik- und in der Autoindustrie, die jetzt von zuvor aufgebauten Chiplagerbeständen zehren können.

Hauptbildnachweis: Unsplash