Verschuldung von Schweizer Unternehmen auf Rekordwert

Laut dem aktuellen «Janus Henderson Corporate Debt Index» nahmen Unternehmen 2022/23 Netto-Neuverschuldungen in Höhe von 456 Milliarden US-Dollar auf, was den Gesamtschuldenstand bei konstanten Wechselkursen um 6,2% auf einen Rekordwert von 7,80 Billionen US-Dollar ansteigen liess. Unter Berücksichtigung der Wechselkursschwankungen wurde damit der Höchststand von 2020 überschritten.

Dennoch ist ein Fünftel des Anstiegs der Nettoverschuldung lediglich darauf zurückzuführen, dass Unternehmen wie Alphabet und Meta einen Teil ihrer riesigen Bargeldbestände ausgaben. Die Gesamtverschuldung, in der Barbestände nicht enthalten sind, stieg bei konstanten Wechselkursen weltweit nur um 3,0%, was etwa der Hälfte des durchschnittlichen Anstiegs der letzten zehn Jahre entspricht. Höhere Zinssätze haben zwar den Wunsch, Kredite aufzunehmen, gebremst, aber noch keine wesentlichen Auswirkungen auf die Zinskosten der meisten Grossunternehmen gehabt.

Das US-Telekommunikationsunternehmen Verizon wurde 2022/23 erstmals zum weltweit am höchsten verschuldeten Nicht-Finanzunternehmen. Der Google-Eigentümer Alphabet blieb das bargeldreichste Unternehmen.

Starke Bilanzen dank Rekordgewinnen
Die weltweiten Vorsteuerergebnisse (ohne Finanzwerte) stiegen um 13,6% auf einen Rekordwert von 3,62 Billionen US-Dollar, wobei die Verbesserung allerdings stark konzentriert war. Neun Zehntel des Gewinnanstiegs von 433 Milliarden US-Dollar bei konstanten Wechselkursen entfielen auf die Ölproduzenten der Welt. Einige Sektoren, darunter die Telekommunikationsbranche, die Medien und der Bergbau, verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr geringere Gewinne. Insgesamt erhöhten die weltweit gestiegenen Gewinne das Eigenkapital. Dies bedeutete, dass der weltweite Verschuldungsgrad, der ein wichtiges Mass für die Tragfähigkeit der Verschuldung darstellt, trotz der gestiegenen Kreditaufnahme im Jahresvergleich bei 49% stabil blieb.

Verschuldung Schweizer Unternehmen auf Rekordwert
Die Verschuldung der Schweizer Unternehmen stieg währungsbereinigt um 17 Milliarden US-Dollar auf den Rekordwert von 104 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 20% entspricht. Nestle, auf das die Hälfte der Verschuldung der Schweizer Unternehmen im Index entfällt, musste 16,5 Milliarden US-Dollar an Krediten aufnehmen, um grosszügige Aktienrückkäufe, eine hohe Dividende, einen Anstieg der Lagerbestände und laufende Investitionen zu finanzieren. Zwei Drittel der Schweizer Unternehmen im Index nahmen 2022/23 mehr Fremdkapital auf.

Die Verschuldung der Schweizer Unternehmen stieg währungsbereinigt um 17 Milliarden US-Dollar auf den Rekordwert von 104 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 20% entspricht.

James Briggs, Fixed Income Portfolio Manager, Janus Henderson

Cashflow von Rekordniveau gesunken
Der Cashflow, der Faktoren wie Investitionen und Betriebskapital berücksichtigt, folgte 2022/23 jedoch nicht dem Anstieg der Gewinne, sondern sank gegenüber dem Rekordhoch von 2021/22 um 3%. Trotz niedrigerer Cashflows schütteten die Unternehmen einen Rekordbetrag von 2,1 Billionen US-Dollar in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen aus, gegenüber 1,7 Billionen US-Dollar im Vorjahr, und überbrückten die Differenz durch höhere Kreditaufnahme oder den Abbau von Barbeständen.

Höhere Zinssätze wirken sich nur langsam auf Unternehmen aus
Viele Grossunternehmen finanzieren ihre Schulden mit Anleihen zu festen Zinssätzen (sogenannten Kupons), was die Auswirkungen höherer Zinssätze verzögert – nur etwa ein Achtel der Anleihen wird jedes Jahr refinanziert. Die Zinskosten stiegen 2022/23 bei konstanten Wechselkursen nur um 5,3%, was deutlich unter dem Anstieg der weltweiten Zinssätze lag, und die Zinsen verschlangen nur 9,2% der Gewinne. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede. US-amerikanische Unternehmen, die sich stärker über Anleihen finanzieren, verzeichneten keinen Anstieg der Zinskosten, während in Europa, wo variabel verzinsliche Bankkredite üblich sind, die Zinsaufwendungen um ein Sechstel stiegen.

Erträge sind zurück – Unternehmensanleihen bieten Anlegern interessante Möglichkeiten
Der Medianwert bzw. die typische Rendite für Investment-Grade-Anleihen lag im Mai bei 4,9%, gegenüber 4,1% vor einem Jahr und 1,7% 2021. Dies bietet Anleiheinvestoren die Möglichkeit, sich höhere Erträge zu sichern, und bietet die Aussicht auf Kapitalgewinne, wenn der Zinszyklus 2024 von Zinserhöhungen zu Zinssenkungen übergeht.

Ausblick
Die Weltwirtschaft verlangsamt sich, da die höheren Zinssätze Druck auf die Nachfrage und die Unternehmensgewinne ausüben. Aufgrund der höheren Kreditkosten und der gedrosselten Wirtschaftstätigkeit werden die Unternehmen versuchen, einen Teil ihrer Schulden zurückzuzahlen, wobei es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Sektoren und zwischen den stärksten und schwächsten Unternehmen geben wird. Die Nettoverschuldung wird wahrscheinlich weniger stark sinken als die Gesamtverschuldung, da Unternehmen, die über viel Liquidität verfügen, ihre Bargeldbestände weiter abbauen. Insgesamt geht Janus Henderson davon aus, dass die Nettoverschuldung in diesem Jahr um 1,9% auf 7,65 Billionen US-Dollar sinken wird.

Der detaillierte «Janus Henderson Corporate Debt Index» findet sich hier.

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