Blockchain goes Football – oder warum eine gewisse Skepis in Sachen Blockchain-Euphorie angebracht ist

Ein Investmentfonds ermöglicht neuerdings den Erwerb und die Verwaltung von Bildrechten der grössten Fussballtalente von morgen, wobei die Beteiligung der Investoren über Security Tokens erfolgt. Und nein, das ist kein verfrühter April-Scherz, sondern bestenfalls Ausdruck einer überstrapazierten Blockchain-Euphorie.

Jeder Token hat einen Wert von 2 Euro, und jeder Anleger kann partizipieren, wobei die Mindestinvestition 100 Euro beträgt. Die erste Ausgabe ist auf 15 Millionen Token mit einem Gesamtwert von 30 Millionen Euro begrenzt, wie die Initianten, deren Namen wir bewusst nicht nennen, via Pressemittelung verlauten lassen. Ziel sei es, «ein Portfolio von rund 300 Fussball-Akteuren aufzubauen und in den nächsten drei Jahren ein Vermögen von 1,5 Milliarden Euro zu erwirtschaften», so die vollmundige Zielsetzung.

In einer ersten Token-Ausgabe sollen die Bildrechte junger aufstrebende Fussballstars mit enormem Wachstumspotenzial in besagtem Investmentfonds zusammengeführt werden, darunter finden sich Kickernamen wie Zaniolo (Roma), Raúl Moro (Lazio), Bobby Adekanye (Lazio) und David Navarro (Atlético de Madrid Youth A Sub-19). Investoren beteiligen sich über den Erwerb sogenannter Sicherheits-Token, die in Europa offenbar bereits zum Kauf angeboten werden, heisst es weiter. Hauptziel sei es, nicht nur Grossinvestoren, sondern auch allen anderen, die in diesen spannenden Bereich investieren wollen, den Zugang zur Beteiligung am Fussballgeschäft zu erleichtern, verkünden die Initianten weiter. Das Vermögen des Fonds besteht dabei aus Verträgen über die Bildrechte internationaler Fussballstars, die von einem «Expertenteam mit umfassender Erfahrung in diesem Bereich» ausgewählt wurden. An der Spitze dieser sogenannten Experten steht Josep Maria Minguella, ein Spielervermittler, der gemäss Pressemitteilung seit jeher mit dem FC Barcelona verbunden und weltweit für seine Fähigkeit bekannt sein soll, Talente wie Maradona, Messi, Stoichkov und Guardiola zu entdecken und zu fördern.

Für interessierte Investoren soll der Einstieg ganz einfach sein: Auf der Internetseite des Anbieters müsse lediglich ein Registrierungsformular ausgefüllt und einige einfache Fragen beantworten werden, um alle von den europäischen Vorschriften für Finanzprodukte festgelegten Richtlinien zu erfüllen. Nach Abschluss dieser Registrierung gilt Mann oder Frau dann gemäss Selbstdeklaration offenbar plötzlich als qualifizierter Anleger, sodass jeder Fussballfan die notwendigen Sicherheits-Token online erwerben kann, wobei die Mindestinvestition 100 Euro (50 Token) beträgt. Bei Investitionen von mehr als 10’000 Euro und bei institutionellen Anlegern erfordere das Verfahren zusätzliche Überprüfungen, die jedoch stets elektronisch durchgeführt würden.

Wie soll das funktionieren?
Bei der ersten Ausgabe von Token soll eine Ausschüttungsformel mit einer jährlichen Rendite von 5 Prozent als Vorschuss auf den prozentualen Anteil an den künftigen Erträgen des Fonds zur Anwendung kommen, der am Ende der Laufzeit der Token (5 Jahre) an die Anleger ausgeschüttet wird. Das wird zumindest in Aussicht gestellt. Zusätzlich zu ihrem Wertzuwachs, der an die Wertsteigerung des Fondsvermögens gekoppelt ist, könnten die Token auch in Abhängigkeit von der Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Sekundärmarkt an Wert gewinnen, erhoffen sich die Initianten. Die Fondsbewertung selber erfolge über eine optimale Identifizierung des persönlichen Profils eines jeden Spielers. Anhand dieses Profils soll eine einzigartige Strategie entwickelt werden, die speziell darauf ausgerichtet ist, den Wert des Spieler-Images im Laufe seiner Karriere zu steigern, wobei die Bedürfnisse des Marktes sowie die Wünsche, Vorlieben und persönlichen Bedürfnisse jedes Spielers berücksichtigt werden. Alles klar?

Der Onliner-Kommentar hierzu: Ein abenteuerliches Geschäftsmodell, dass sich möglicherweise für risikobereite Glücksritter eignet, bestimmt aber nicht für den begeisterten Fussballfan, der nebst seinem Interesse für das runde Leder wenig bis gar nichts von Blockchain-Anwendungen sowie von Bild -und Vermarktungsrechten im Sport-Marketing verstehen dürfte.

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