Donald Trumps abenteuerlicher Ansatz um das amerikanische Haushaltsdefizit abzubauen

Die US-Bundesschulden übersteigen mittlerweile 33 Billionen US-Dollar, was mehr als 120% des Bruttoinlandsprodukts entspricht. In einem Umfeld, in dem die durchschnittlichen Finanzierungskosten dieser Schulden bei 3,2% liegen und das nominale BIP-Wachstum etwa 5% beträgt, stellt sich weniger die Frage, ob dieser Kurs langfristig tragfähig ist, sondern vielmehr, wie er kurzfristig korrigiert werden kann, ohne einen grösseren wirtschaftlichen oder politischen Schock auszulösen.

Das Primärdefizit – also das Haushaltsdefizit ohne Zinszahlungen – liegt derzeit bei 3,2% des BIP, was etwa 970 Milliarden US-Dollar pro Jahr entspricht. Um das Verhältnis von Schulden zu BIP auf dem aktuellen Stand zu stabilisieren, müsste dieses Defizit auf etwa 1,4% des BIP gesenkt werden. Das bedeutet eine haushaltspolitische Anpassung um 1,8 Prozentpunkte oder 540 Milliarden US-Dollar. Ein solches Budgetanpassungserfordernis ist zwar erheblich, aber nicht beispiellos: Zwischen 2012 und 2015 gelang es den USA, ihren Primärsaldo um 2,1% des BIP zu verbessern – hauptsächlich durch eine Erhöhung der Steuereinnahmen um 766 Milliarden US-Dollar.

Angesichts dieser Realität schlägt die Trump-Administration einen unkonventionellen Ansatz vor: eine massive Erhöhung der Zölle. Durch Anhebung des durchschnittlichen effektiven Zollsatzes auf 25% erhoffen sich die USA Bruttoeinnahmen von bis zu 800 Milliarden US-Dollar auf ein Importvolumen von 3’200 Milliarden US-Dollar. Nach Abzug gezielter Ausnahmen (rund 150 Milliarden) und geschätzter wirtschaftlicher Verluste durch Verzerrungen (etwa 90 Milliarden) läge der Nettogewinn bei etwa 600 Milliarden US-Dollar jährlich. Mit anderen Worten: Die Zolleinnahmen allein würden nicht nur ausreichen, um die erforderliche Konsolidierungsleistung zur Stabilisierung der Schulden zu decken, sondern auch zusätzlichen fiskalischen Spielraum schaffen.

Sollte die Strategie von Donald Trump aufgehen, verschafft sie den USA einen bisher unerreichten fiskalischen und geopolitischen Handlungsspielraum. Scheitert sie hingegen, könnte sie zu einer dauerhaften Fragmentierung des internationalen Währungssystems führen.

Arthur Jurus, Head of Investment Office, ODDO BHF

Diese steuerlichen Mehreinnahmen könnten zur Finanzierung weiterer Massnahmen dienen, etwa zur Abschaffung der Besteuerung von Sozialversicherungsleistungen. Die damit verbundenen Steuereinnahmen – geschätzt auf 200 Milliarden US-Dollar bei insgesamt 1’300 Milliarden ausgezahlten Leistungen – würden damit zwar wegfallen, aber ohne zusätzliche Verschuldung kompensiert. Trump könnte dies als Haushaltskonsolidierung ohne Austerität, als gezielte Steuersenkung und als Bremse der Schuldenentwicklung darstellen.

Doch der Plan geht noch weiter. Er basiert zudem auf einer noch gewagteren Idee: ausländische Zentralbanken dazu zu bewegen – oder zu zwingen –, ihre auf Dollar lautenden Währungsreserven im Wert von 7’700 Milliarden Dollar gegen 100-jährige US-Anleihen ohne Kupon zu tauschen. Die jährlichen Zinskosten dieser Reserven für das US-Finanzministerium werden auf 300 bis 380 Milliarden US-Dollar geschätzt. Durch eine Umwandlung in zinslose Jahrhundertanleihen würden die USA eine jährliche Belastung von über 1,5% ihres BIP eliminieren. Bei einem Abzinsungssatz von 4,4% müsste der Nennwert dieser Anleihen 600 Billionen US-Dollar betragen, um dem heutigen Barwert zu entsprechen. Dieser Mechanismus – so abenteuerlich er auch erscheinen mag – würde als Tausch von Stabilität gegen geopolitische Loyalität präsentiert.

Westliche Verbündete – Kanada, Grossbritannien, Mexiko, Australien – würden im Gegenzug für eine vertiefte Handelsintegration reduzierte Zölle erhalten. Die Europäische Union und Japan könnten zu einem Schuldentausch bewegt werden, im Austausch für den Fortbestand des militärischen Schutzes der USA über die NATO. Im Gegensatz dazu würden asiatische Länder, die mehr als die Hälfte der weltweiten Devisenreserven halten, mit den höchsten Zöllen belegt – in manchen Fällen bis zu 60%. Das Ziel ist klar: Der Zolldruck soll als Hebel dienen, um eine implizite Restrukturierung ihrer US-Schuldenexponierung zu erzwingen.

Durch die Kombination dieser drei Massnahmen – fiskalische Konsolidierung über Zölle, gezielte Steuerverteilung und sanfte Umstrukturierung der von Ausländern gehaltenen Schulden – behauptet die Trump-Regierung, die Tragfähigkeit der US-Schulden ohne Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen wiederherstellen zu können. Doch dieser Plan ist nicht ohne Risiko: Er setzt die Kooperation oder zumindest die Resignation ausländischer Gläubiger voraus, die kaum bereit sind, auf jährliche Einnahmen von 300 Milliarden US-Dollar zu verzichten. Zudem wird angenommen, dass die US-Wirtschaft die rezessiven Auswirkungen einer massiven Zollanhebung ohne grössere Erschütterung verkraften kann.

Es handelt sich also nicht um eine blosse Haushaltsanpassung, sondern um den Versuch, die Regeln der globalen Wirtschaftsmacht einseitig neu zu definieren. Sollte die Strategie von Donald Trump aufgehen, verschafft sie den USA einen bisher unerreichten fiskalischen und geopolitischen Handlungsspielraum. Scheitert sie hingegen, könnte sie zu einer dauerhaften Fragmentierung des internationalen Währungssystems führen.

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