Warum Metas teuerster Irrtum den Weg zur KI-Dominanz ebnet

Meta gestaltet seine langfristige Strategie neu und verlagert Ressourcen weg von der kostspieligen Metaverse-Wette hin zu KI-Infrastruktur, die das zentrale Werbegeschäft bereits deutlich stärkt.

Vor einigen Jahren benannte Meta das gesamte Unternehmen auf das Metaverse um und investierte zig Milliarden in Virtual-Reality-Headsets und digitale Welten. Reality Labs, die Sparte hinter den Quest-Geräten und Horizon Worlds, hat seither Verluste von mehr als 60 bis 70 Milliarden US-Dollar angehäuft, während die Nutzerakzeptanz bescheiden blieb. Nun ändert sich das Drehbuch. Meta erwägt, ab 2026 bis zu etwa 30 Prozent seines Metaverse-Budgets zu kürzen, wobei Reality Labs voraussichtlich einen Grossteil der Reduktion tragen wird. Das Management verlagert bereits Gelder von reinen Metaverse-Projekten hin zu KI-gestützten Brillen und Wearables, wo Produkte wie die Ray-Ban-Meta-Smart-Glasses vielversprechenderen Anklang finden.

Eine KI-Fabrik auf einem riesigen sozialen Graphen aufbauen
Meta verwandelt sich in eine der weltweit grössten KI-Fabriken. Für 2025 rechnet das Management mit Investitionsausgaben von etwa 60 bis 65 Milliarden US-Dollar, hauptsächlich für Rechenzentren, Chips und andere Infrastruktur, die sowohl die Apps des Unternehmens als auch neue generative KI-Projekte antreiben. Nach aktuellen Schätzungen sollen die Investitionen bereits 2026 auf über 100 Milliarden US-Dollar steigen. Entscheidend ist, dass diese Ausgaben bereits einen höchst profitablen Motor speisen. Im dritten Quartal 2025 stieg der Umsatz im Jahresvergleich um etwa 26 Prozent auf etwas mehr als 51 Milliarden US-Dollar, begünstigt durch KI-gestützte Verbesserungen seiner Werbesysteme in Facebook, Instagram und Reels. Die operative Marge lag bei rund 40 Prozent. KI-Werbetools wie Advantage Plus erzielen inzwischen mehr als 60 Milliarden US-Dollar an jährlichem Run-Rate-Umsatz und steigern sowohl den Wert jeder Werbeeinblendung als auch die Rendite für Werbetreibende.

Meta verwandelt sich in eine der weltweit grössten KI-Fabriken.

Ruben Dalfovo, Investment Strategist, Saxo Bank

Die Einstellungsstrategie entspricht dem Umfang dieser Wette. Meta hat stark in Scale AI investiert und dessen Gründer Alexandr Wang als Chief-AI-Officer eingestellt, der Meta Superintelligence Labs leitet, während Bürokratie in älteren KI-Teams abgebaut und gezielt jene von Wang sogenannten Hotshot-KI-Wissenschaftler angeworben werden. Die Märkte mögen die KI-Geschichte im Grossen und Ganzen, sorgen sich aber weiterhin um die Rechnung. Meta-Aktien reagieren empfindlich auf jedes Zeichen, dass die KI-Ausgaben länger hoch bleiben könnten.

Show me the money: KI-Produkte und künftige Monetarisierung
Der grösste Teil des Geldes stammt vorerst weiterhin aus vertrauten Quellen. Metas KI sorgt dafür, dass Menschen länger scrollen, ansprechenderen Inhalt sehen und relevantere Anzeigen erhalten. Kurzvideos in Reels haben sich von einem Bremsklotz für die Gewinne zu einem soliden Beitrag entwickelt, unterstützt durch bessere Empfehlungssysteme und Werbeformate. Neue KI-Produkte stehen noch am Anfang. Meta hat Chatbots eingeführt, KI-Funktionen in WhatsApp und Messenger integriert und frühe Versionen persönlicher Assistenten vorgestellt, die in Apps und Geräten leben. Die langfristige Vision lautet, dass KI-Agenten Nutzern beim Einkaufen, beim Aufgabenmanagement, bei der Inhaltserstellung und bei der Interaktion mit Unternehmen helfen, wobei Meta unterwegs eine Gebühr oder einen Anteil an den Werbeeinnahmen erhält.

Von teuren Träumen zu disziplinierter Ambition
KI-Brillen und andere Wearables sind der Joker. Hier hofft Meta, dass stets verfügbare KI-Assistenten, die über normal aussehende Brillen statt über sperrige Headsets zugänglich sind, die jahrelangen Hardware-Bemühungen endlich auszahlen lassen. Das Zurückfahren reiner Metaverse-Projekte und der stärkere Fokus auf KI-orientierte Wearables zeigt, dass das Management eher der Nutzer-Nachfrage folgen will als dem früheren Metaverse-Hype. Die Risiken bleiben vertraut: hohe Investitionskosten, starke Konkurrenz und regulatorischer Druck. Aber anders als beim Metaverse-Vorstoss verbessern KI-Investitionen bereits heute Engagement und Monetarisierung. Wenn das Management diesen Fokus beibehält und klare Kapitalrenditen vorweisen kann, könnte Metas Kurswechsel letztlich etwas sehr Altmodisches verstärken: den Cashflow.