Volatilität im historischen Kontext – Warum Ruhe bewahren entscheidend ist
Die Kapitalmärkte haben in den letzten Monaten erneut eine Phase erhöhter Unsicherheit durchlaufen. Makroökonomische Sorgen, geopolitische Spannungen und geldpolitische Kurswechsel führten zu teils starken Kursschwankungen. Für viele Anleger stellt sich angesichts solcher Marktbewegungen die Frage: Wie soll man sich in einem Umfeld vermehrter Volatilität verhalten?
Zwischenzeitige Rücksetzer gehören zum Wesen der Kapitalmärkte. Entscheidend ist jedoch, nicht das grosse Bild aus dem Blick zu verlieren. Es lohnt sich ein Blick in die Geschichte, um aus kurzfristigen Turbulenzen keine falschen Schlüsse zu ziehen.
Marktschwankungen sind die Regel, nicht die Ausnahme
Eine zentrale Erkenntnis aus der historischen Betrachtung: Volatilität ist kein Anzeichen für ein Scheitern der Märkte, sondern ein natürlicher Bestandteil langfristiger Wertentwicklung. So hat der S&P 500 allein im Jahr 2022 insgesamt 63 Tage mit Kursverlusten von mehr als einem Prozent verzeichnet, im historischen Durchschnitt liegt diese Zahl bei 62 pro Jahr. Auch in Jahren mit insgesamt positivem Jahresergebnis treten solche Ausschläge regelmässig auf. Diese Erkenntnis kann Anlegern helfen, emotionale Reaktionen zu vermeiden. Volatilität kann beunruhigend wirken, doch wer erkennt, dass solche Unruhe am Markt historisch normal ist, trifft rationalere Entscheidungen.
Arne Tölsner, Head of DACH Client Group, Capital GroupVolatilität kann beunruhigend wirken, doch wer erkennt, dass solche Unruhe am Markt historisch normal ist, trifft rationalere Entscheidungen.
Rückschläge bieten langfristige Chancen
Gerade grössere Rücksetzer entpuppen sich rückblickend oft als attraktive Einstiegsgelegenheiten. Der S&P 500 hat nach Rückgängen von 15 Prozent oder mehr in den folgenden zwölf Monaten im Durchschnitt eine Rendite von 52 Prozent erzielt. Selbst nach Rückgängen von über 20 Prozent – also im Bärenmarktumfeld – lag die durchschnittliche Einjahresrendite immer noch bei 39 Prozent. Das zeigt, wie wichtig es ist, investiert zu bleiben – auch wenn die Schlagzeilen etwas anderes suggerieren. Wer in schwierigen Marktphasen aussteigt, riskiert die stärksten Erholungsphasen zu verpassen und lediglich Verluste mitzunehmen.
Bärenmärkte sind deutlich kürzer als Bullenmärkte
Ein weiterer beruhigender Blick in die Statistik: Seit 1950 dauerten Bärenmärkte durchschnittlich lediglich 12 Monate, während sich Bullenmärkte über rund 67 Monate erstreckt haben. Die Erholungsphasen sind also nicht nur häufiger, sondern auch deutlich länger. Dieses Missverhältnis zeigt, dass Panikverkäufe in Krisenzeiten oft zu spät kommen und langfristig wertvernichtend sein können.
Diversifikation bleibt das Gebot der Stunde
Neben einem kühlen Kopf ist auch eine ausgewogene Portfoliostruktur zentral. Während viele Aktienindizes im bisherigen Jahresverlauf unter Druck standen, hat sich der US-Anleihemarkt stabil gehalten: Der Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index verzeichnete bis Mitte April eine Rendite von 1,88 Prozent. In der Kombination mit Aktien entfalten solche Anleiheinvestments ihre stabilisierende Wirkung besonders in volatilen Phasen. Ein gut diversifiziertes Portfolio ist demnach der beste Schutz gegen emotionale Entscheidungen in unsicheren Zeiten. Gleichzeitig ist es der entscheidende Schlüssel, um langfristig Vermögen aufzubauen.