Niemand ist immun gegen die Angst vor Börsen-Verlusten
In einem Umfeld zunehmender Unsicherheit und wachsender Volatilität an den Märkten wird einmal mehr deutlich, dass emotionale Reaktionen für viele Investoren zu einem grossen Risiko werden können. Niemand ist immun gegen die Angst vor Verlusten. Besonders in Phasen starker Kurseinbrüche ist die Versuchung gross, übereilt zu handeln – ein Verhalten, das langfristig hohe Kosten verursacht.
Die Datenlage zeigt: Rücksetzer kommen zwar regelmässig vor, sind aber selten von Dauer. Der S&P 500 hat im Zeitraum von 1954 bis 2024 im Durchschnitt alle 18 Monate um mindestens zehn Prozent nachgegeben, rund alle sechs Jahre sogar um 20 Prozent oder mehr. Dennoch hat bislang auf jeden dieser Abschwünge früher oder später eine Erholung eingesetzt, nicht selten verbunden mit neuen Höchstständen.
Markttiming bleibt ein Trugschluss
Wer glaubt, durch gezieltes Ein- und Aussteigen den Markt schlagen zu können, riskiert vielmehr, entscheidende Performancephasen zu verpassen. Eine Analyse zeigt, dass ein hypothetisches Investment von 1'000 US-Dollar in den S&P 500 zwischen 2014 und 2024 auf 2'869 US-Dollar angewachsen ist – sofern ein Anleger durchgehend investiert geblieben ist. Das Verpassen der zehn besten Handelstage hat diesen Wert jedoch beinahe halbiert.
Rationale Entscheidungen in irrationalen Zeiten
Dass Anleger in Krisenzeiten irrational handeln, ist kein Zufall, sondern gut dokumentiert. Der Schlüssel liegt darin, emotionale Muster zu erkennen und ihnen nicht nachzugeben. Dazu gehört auch ein Verständnis für typische kognitive Verzerrungen wie Bestätigungsfehler oder Verfügbarkeitsheuristiken, eine mentale Faustregel, die Menschen unbewusst bei Entscheidungen oder dem Fällen von Urteilen nutzen. Eine strukturierte Anlagestrategie hilft, impulsives Verhalten zu vermeiden.
Arne Tölsner, Head of Client Management, Capital GroupWer in turbulenten Zeiten diszipliniert agiert und einem soliden Investmentplan folgt, hat gute Chancen, die Marktturbulenzen nicht nur zu überstehen, sondern auch von ihnen zu profitieren.
Zu den empfohlenen Instrumenten zählen dabei klassische Ansätze wie das sogenannte «Dollar Cost Averaging», also regelmässige Investitionen in konstantem Umfang, unabhängig vom aktuellen Marktpreis. Diese Methode ermögliche es, langfristig einen günstigeren Durchschnittspreis zu erzielen, ohne auf das perfekte Timing angewiesen zu sein.
Diversifikation und Anleihen als Stabilitätsanker
Ein weiteres zentrales Element ist eine breite Diversifikation über Anlageklassen hinweg. Sie kann zwar keine Verluste ausschliessen, reduziert aber das Risiko extremer Ausschläge. Insbesondere Anleihen haben sich in der Vergangenheit oft als Puffer in volatilen Phasen erwiesen. Natürlich muss man auch den Anleihemarkt genauer analysieren und auch hier breiter streuen. Zwar haben Anleihen 2022 ihre Rolle als sicherer Hafen nur eingeschränkt erfüllt – doch die historische Bilanz zeigt, dass aus einer Kombination von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren ein robusteres Portfolio resultiert.
Langfristiges Denken zahlt sich aus
Auch wenn die Gegenwart von Unsicherheit geprägt ist, darf der langfristige Blick nicht verloren gehen. Die Märkte haben langfristig immer wieder gezeigt, dass sie Investoren belohnen. Von 1939 bis 2024 lag die durchschnittliche jährliche Rendite des S&P 500 über sämtliche rollierende Zehnjahreszeiträume hinweg bei 10.94 Prozent. Letztlich gilt es, Ruhe zu bewahren und sich auf bewährte Prinzipien zu stützen. Wer in turbulenten Zeiten diszipliniert agiert und einem soliden Investmentplan folgt, hat gute Chancen, die Marktturbulenzen nicht nur zu überstehen, sondern auch von ihnen zu profitieren.