Das sind drei häufige Fehler beim Anlegen

Soll man sein Geld auf dem Konto belassen, auf keinen Fall Obligationen kaufen und bei Aktien abwarten? Weshalb dies drei schlechte Ratschläge sind.

Sparer werden immer wieder von vermeintlich gut klingenden Argumenten davon abgehalten, langfristig nicht benötigte Gelder in Wertschriften zu investieren. Doch fast immer entpuppen sie sich als Irrtum, wie diese drei Beispiele zeigen.

Irrtum 1: Cash is King
Viele denken, dass es am sichersten sei, ihren ganzen Bargeldbestand auf einem Konto zu horten. Denn die Banken haben in der letzten Zeit wieder etwas Zins auf Spargelder bezahlt – zum Teil 1 Prozent und mehr pro Jahr. Das hatte es zuvor seit Jahren nicht mehr gegeben. Oftmals geht dabei aber vergessen, dass man mit einem Zinskonto sowohl kurz- wie langfristig in der Regel Geld verliert. Dazu eine einfache Rechnung: Angenommen, der Zins beträgt 0,5 Prozent und die Einkommens- und Vermögenssteuer 0,35 Prozent. Dann beläuft sich der Nettozins nur noch auf 0,15 Prozent. Wird davon noch die Inflation von 1,3 Prozent abgezogen, erhält der Sparer keine Rendite mehr, sondern muss auf 1,15 Prozent seines Vermögens verzichten – und das Jahr für Jahr.

Die Behauptung 'Cash is King' ist falsch.

Daniel Weinmann, Anlageexperte, VZ Vermögenszentrum

Auch langfristig macht die Inflation die Zinskonten zu einem Verlustgeschäft – dies ebenfalls hauptsächlich wegen der Inflation. Seit dem Jahr 2000 hat der Franken auf diese Weise 13 Prozent an Kaufkraft verloren. Noch eindrücklicher ist die Einbusse beim Euro oder Dollar. Bei diesen beiden Währungen liegt die Kaufkraft um die 40 Prozent tiefer als noch vor 24 Jahren. Gleichzeitig hätte man mit einem Aktienportfolio gut 6 Prozent Rendite pro Jahr erzielen können. Die Behauptung «Cash is King» (Bargeld ist König) ist also falsch.

Tipp: Ein Liquiditätspolster ist wichtig, um laufende sowie unerwartete Kosten begleichen zu können. Wie hoch dieses sein soll, ist individuell unterschiedlich. Belassen Sie dieses Geld auf bei einer Bank, das einen möglichst hohen Zins anwendet und möglichst keine Zinsbeschränkungen kennt. Viele Banken zahlen nur bis zu bestimmten Summen einen höheren Zins. Darüber hinaus fällt die Verzinsung äusserst gering aus. Für Bargeld, das über diesen Bedarf hinausgeht, stellt ein Konto keine Alternative dar. Je nach Steuersituation beträgt der Verlust pro Jahr über 1 Prozent – und dies trotz höherer Verzinsung der Konten.

Irrtum 2: Obligationen bringen keine Rendite
Mit den zahlreichen Zinserhöhungen in den vergangenen Monaten haben vielerorts auch Obligationen wieder an Attraktivität gewonnen. So weist der Swiss Bond Index (SBI) für Anleihen mit guter bis sehr guter Bonität (Investment Grade) eine Verfallrendite von x ,x Prozent aus. Und noch wichtiger: Obligationen können ihre Funktion als Sicherheitsanker im Depot wieder wahrnehmen. Das sind gute Nachrichten für Sparer, die nicht ausschliesslich in Aktien investieren wollen, sondern in ein ausgewogenes Depot mit Aktien und Obligationen. Zudem sind derzeit die Risiken eines Kursrückgangs bei Obligationen deutlich reduziert worden.

Tipp: Obligationen bieten eine deutlich bessere Rendite als Kontolösungen. Überschüssige Bargeldreserven sollten deshalb auch bei geringer Risikobereitschaft nicht auf einem Sparkonto gelassen werden, sondern bei entsprechend langem Anlagehorizont zumindest in ein gemischtes Aktien-/Obligationen-Depot investiert werden.

Irrtum 3: Ich warte noch mit Investieren ab
Wer sein Geld in Wertschriften investieren will, kennt diese Ausgangslage: Soll man alles auf einmal investieren, oder besser gestaffelt? Denn theoretisch kann man bei einem gestaffelten Einstieg einen vorteilhaften Durchschnittskurs erzielen – dann nämlich, wenn nach der ersten Einzahlung die Aktienkurse sinken. Allerdings zeigen Erkenntnisse der Verhaltensökonomie (Behavorial Finance), dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass bei einem negativen Kursverlauf die zweite und dritte Tranche nicht mehr einbezahlt wird. Ganz anders hingegen, wenn sich die Börsen positiv entwickelt: Dann setzen Anleger den Staffelplan wie vorgesehen um – mit dem Nachteil, dass der Durchschnittskurs höher liegt als wenn man das Geld auf einmal eingesetzt hätte.

Tipp: Aus langfristiger Sicht spielt der Einstiegszeitpunkt eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass man in Aktien überhaupt investiert ist. Auch das Warten auf einen vermeintlich sinnvollen Einstiegszeitpunkt lohnt sich in der Regel nicht. Kommt es zu einer Börsenkorrektur, warten die meisten eine Stabilisierung ab. Doch bis eine solche erkennbar ist, verpasst man oft ausgerechnet die Tage mit den höchsten Kursgewinnen. Deshalb ist der richtige Zeitpunkt zum Investieren immer – jetzt.

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