Wie hart treffen steigende Energiepreise die Schweiz?

Der Krieg in der Ukraine bremst die Schweizer Konjunktur, doch die Erholung nach der Coronapandemie überwiegt derzeit. Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen entsprechend unverändert mit einem Wirtschaftswachstum von 2.5% in diesem Jahr. Gleichzeitig gehen sie aber von einer deutlich höheren Teuerung aus und haben ihre Prognose auf 1.8% revidiert. Die höheren Energiepreise treiben zudem die Energiewende voran.

Das Coronavirus hat nicht mehr annähernd so viel Einfluss auf die Wirtschaft wie dies noch vor einigen Monaten der Fall war. Dies ist nicht zuletzt der weitgehenden Aufhebung der Eindämmungsmassnahmen zu verdanken. Der Krieg in die Ukraine trübt jedoch die konjunkturelle Lage in Europa deutlich, was sich auch auf die Schweiz auswirkt. Die direkte Anfälligkeit der Schweiz gegenüber den höheren Gas- und Ölpreisen ist zwar geringer als im benachbarten Ausland. Dies ist insbesondere auf die Tatsache zurückzuführen, dass einerseits Gas in der Stromproduktion keine Rolle spielt und anderseits Energiekosten einen kleineren Anteil des Haushaltsbudgets beanspruchen. Allfällige Engpässe in der Versorgung hätten aber umfassende Konsequenzen, wird doch zu Spitzenzeiten schätzungsweise ein Viertel des gesamten Energiebedarfs mit Gas gedeckt, wovon die Hälfte aus Russland stammt.

Auch in der Schweiz steigt Inflation über Zielband der Zentralbank
Der weltweit massive Preisanstieg von Erdgas und Öl treibt auch die Teuerung in der Schweiz nach oben. Gemäss revidierter Prognose der Credit Suisse wird die Inflation einige Monate über 2.0% verharren, bevor sie langsam wieder abnimmt (Jahresdurchschnitt 2022: 1.8%). Das Überschiessen der Inflation über das Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 0% bis 2% dürfte indes nicht zu einer unmittelbaren Änderung der Geldpolitik führen. Die SNB wird bis auf Weiteres bei Bedarf im Devisenmarkt intervenieren. Die erste Zinserhöhung ist für Mitte 2023 zu erwarten. Die konjunkturelle Bremswirkung der Inflation ist gemäss einer Analyse des historischen Zusammenhangs zwischen dem Konsum und der Veränderung des Konsumentenpreisindex zudem gering: Ein Anstieg der Inflationsrate um 1 Prozentpunkt reduziert den privaten Konsum im Durchschnitt seit 1982 um 0.11% bis 0.13% (je nach Schätzungsmethode).

Greenflation wird auch für Schweizer Haushalte ein Thema
Die Energiepreise sind nicht nur wegen der geopolitischen Eskalation einem Aufwärtsdruck ausgesetzt. Im Fokus-Artikel untersuchen die Ökonomen der Credit Suisse den Einfluss von «Greenflation», also der preistreibenden Wirkung von Klimaschutzmassnahmen wie höheren CO2-Steuern, auf die Schweizer Haushalte. Die Analyse der Art und Herkunft der CO2-Emissionen im Schweizer Konsum und die Simulation von vier Szenarien zur Besteuerung von CO2 im In- und Ausland lassen zwei Schlüsse zu. Erstens: Je weniger sich die Schweiz an einer globalen CO2-Steuer beteiligt, desto mehr Emissionseinnahmen fliessen zunächst ins Ausland ab. Schliesslich fällt ein Grossteil der Emissionen von Schweizer Konsumenten bei der Güterproduktion im Ausland an. Zweitens würde eine Ausweitung der hiesigen CO2-Abgabe nicht nur dafür sorgen, dass die Emissionseinnahmen in der Schweiz bleiben, sondern auch die Wirtschaft auf eine etwaige globale Erhöhung des CO2-Preises vorbereiten. Gleichzeitig würden dadurch auch Anreize zur Verringerung der Import-Abhängigkeit von Öl und Gas gesetzt werden.

Die aktuelle Publikation «Monitor Schweiz» der Credit Suisse findet sich hier.

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