Zins-Showdown und starke Währungen: Fed öffnet Tür für Zinssenkungen

Die Weltwirtschaft präsentiert sich im Herbst 2025 gespalten: Während die geldpolitische Einflussnahme von Regierungen zunehmend zu einem «Spiel mit dem Feuer» werden, bleibt die Rolle der Notenbanken zentral. Weltweit bestimmen sie die kurzfristigen Zinssätze und steuern damit die Liquiditätsversorgung – ein System, das zwar dem Geist des freien Marktes widerspricht, sich in der Vergangenheit jedoch als wirksamer Schutz vor Inflation erwiesen hat.

Die aktuellen Versuche der US-Regierung, die Entscheidungen der Fed politisch zu beeinflussen, sorgen für erhebliche Vertrauensverluste beim Dollar und US-Finanzanlagen. In den USA verdichten sich zudem die Anhaltspunkte einer Stagflationsphase. Parallel setzt der neue US-Zoll von 39% auf Schweizer Exporte die hiesige MEM-Branche und Export-KMU massiv unter Druck. Dagegen zeigt sich die Eurozone weitgehend robust. Die Unternehmen bleiben weitgehend von politischen Unruhen unbeirrt.

Für die SNB ist der starke Franken das Zünglein an der Waage. Eine Rückkehr zu Negativzinsen erscheint im September oder spätestens im Dezember wahrscheinlich.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Zinsmärkte: Zinssenkungen rücken näher
An den internationalen Zinsmärkten verdichtet sich die Erwartung, dass die Notenbanken in den kommenden Wochen handeln:

  • USA: Die US-Notenbank setzt deutliche Signale für Zinssenkungen, um den Arbeitsmarkt zu stützen. Sollte sich die Konjunktur weiter abschwächen, ist eine Reduktion um bis zu 50 Basispunkte möglich. Bereits jetzt sind die Renditen von Kurzläufern spürbar gefallen.
  • Eurozone: Die EZB bleibt flexibel und könnte, abhängig von der Wachstumsentwicklung und der Haushaltslage in Frankreich, noch ein- bis zweimal die Leitzinsen senken. Die Inflation befindet sich derzeit auf Zielniveau, doch die EZB behält sich rasche Anpassungen vor.
  • Schweiz: Für die SNB ist der starke Franken das Zünglein an der Waage. Eine Rückkehr zu Negativzinsen erscheint im September oder spätestens im Dezember wahrscheinlich, falls der Euro-Wechselkurs und die Entscheidung der EZB dies erfordern. Historisch wertete der Franken in globalen Wachstumsdellen ohnehin meist auf.

Währungen: Franken bleibt stark, Dollar unter Druck
Der Schweizer Franken zeigt sich trotz des US-Zollschlags weiterhin stark. Historische Analysen belegen, dass die Korrelation zwischen Schweizer Wirtschaftswachstum und Franken-Entwicklung gering ist – seit dem Jahr 2000 legte der Franken in den meisten Jahren selbst bei schwächerer Konjunktur zu und bestätigt damit seine Rolle als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten.

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