Keine Entwarnung bei der Inflation

Das Inflationsgespenst geht weiterhin um. Nachdem die Märkte zum Jahreswechsel Zuversicht gezeigt haben, dass die hohe Inflation und der Reigen der Zinserhöhungen bald ein Ende finden, erwies sich der Optimismus als verfrüht.

Die Gesamtinflation sinkt in den USA und in der Eurozone zwar weiter, aber die Preise für Dienstleistungen und Wohnen steigen immer noch zu stark. Und auch die rekordhohe Zahl neu geschaffener US-Arbeitsstellen und das Lohnwachstum lassen Hoffnungen auf baldige Preisstabilität verfliegen. Der Konjunktur geht's immer noch «zu gut» für einen geldpolitischen Richtungswechsel.

Wir rechnen, neben einer Erhöhung der Leitzinsen im März, mit einem weiteren Zinsschritt der SNB im Juni. Insgesamt dürften die Zinsen bis Ende Jahr um 75 Basispunkte ansteigen.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Die Zentralbanken bleiben wohl länger als erwartet im Modus der Inflationsbekämpfung. Wir haben daher unsere Prognose für die Schweizer Zinsen angepasst und rechnen – neben einer Erhöhung der Leitzinsen im März – mit einem weiteren Zinsschritt der SNB im Juni. Insgesamt dürften die Zinsen bis Ende Jahr um 75 Basispunkte ansteigen. Für die Langfristzinsen sind die Auswirkungen aus unserer Sicht nicht allzu gross. Diese dürften nur leicht steigen. Für die Aktienmärkte sind dies schlechte Neuigkeiten. Die Januar-Rally war vor allem von Zinsoptimismus angetrieben. Ausserdem fiel die Berichtssaison durchzogen aus und die Gewinnerwartungen der Unternehmen wurden insgesamt nach unten korrigiert. Wir rechnen bei den Aktienkursen für die nächsten Monate mit einer Seitwärtsbewegung. Insbesondere der technologielastige US-Markt dürfte unter den längerfristig höheren Zinsen leiden.

Da die Aktienmärkte bis auf Weiteres keinen stetigen Aufwärtspfad finden dürften, bleiben Anlagen in Unternehmensanleihen und eher defensive, dividendenstarke Aktien attraktiv.

Thomas Rühl

In der Eurozone hat sich der konjunkturelle Ausblick zwar deutlich verbessert. Die Ängste um die Energieversorgung sind auf den nächsten Winter vertagt. Gleichzeitig haben sich die geopolitischen Risiken mit den Waffenlieferungen an die Ukraine aus unserer Sicht etwas erhöht. Daher behalten wir die Eurozonen-Aktien untergewichtet. In unserer Anlage-Taktik haben wir die Übergewichtung der Aktien abgebaut und das Untergewicht in Konto- und Geldmarktanlagen auf die neutrale Quote zurückgeführt. Da die Aktienmärkte bis auf Weiteres keinen stetigen Aufwärtspfad finden dürften, bleiben Anlagen in Unternehmensanleihen und eher defensive, dividendenstarke Aktien attraktiv. Wir sind überzeugt, dass Schweizer Aktien relativ günstig dastehen und halten sie in unseren Portfolios übergewichtet.

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