Schweizer Privatbanken zeigen sich in der Pandemie widerstandsfähig – Kleinbanken als Verlierer unter den Finanzinstituten

Das Jahr 2020 war auch im Sektor der Privatbanken geprägt von COVID-19. Dank einer schnellen Erholung der globalen Märkte konnten die Schweizer Privatbanken die von ihnen verwalteten Vermögensanteile (AuM) allerdings um 2,8% erhöhen und sich so im Gegensatz zu anderen Branchen relativ schnell vom Pandemieschock erholen.

Obwohl Geschäftsreisen und persönliche Kundenbesuche fast vollständig wegfielen, konnten Schweizer Privatbanken im Jahr 2020 einen Netto-Neugeld-Zufluss von 3,1% verbuchen – den höchsten Zuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt. Insbesondere Grossbanken haben in den letzten fünf Jahren von -1,1% zu +3,4% eine starke Trendwende geschafft. Dies liegt einerseits an ihrer globalen Präsenz in wachstumsstarken Märkten wie LATAM oder dem Mittleren Osten, andererseits vertrauen Kunden in Krisenzeiten grösseren Banken aufgrund ihrer finanziellen Stabilität mehr. Zudem verfügen grosse Banken über mehr technologische Ressourcen, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Diese Aspekte dürften auch der Grund dafür sein, dass sich kleine Banken im Jahr 2020 zum ersten Mal seit fünf Jahren ein Netto-Geld-Abfluss (-2,8%) verzeichnet haben. Die Entwicklungen werden auch in Zukunft anhalten.

Niedriges Zinsumfeld setzt den Privatbanken weiter zu
Der anhaltende Margendruck im Privatbanken-Sektor setzt allerdings die gesamte Branche unter Druck und führt zu einer rekordtiefen Betriebsertragsmarge von 82 Basispunkten (BP) in 2020. Besonders betroffen sind Grossbanken (-11 auf 67 BP). Mittelgrosse Banken konnten ihre Betriebsgewinnmargen bei deutlich über 90 Punkten stabilisieren, während Kleinbanken zum ersten Mal unter die 90 Punkte Marke rutschten. Der generelle Einbruch erklärt sich durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld, welches zu einem starken Rückgang der Nettozinsertragsmarge führte.

Wir gehen davon aus, dass die Nettokommissionseinnahmen in den nächsten Jahren aufgrund des harten Wettbewerbs unter den Schweizer Privatbanken weiter sinken werden und die Nettozinsmarge auf ihrem niedrigen Niveau bleibt.

Martin Schilling, Leiter Asset & Wealth Management, PwC Schweiz

M&A-Aktivitäten werden langsamer, aber kostenintensiver
Die tiefen Nettozinserträge beeinflussen auch die Cost-Income-Ratio (CIR) vorwiegend der Grossbanken negativ, was den Gesamtmedian der CIR auf 85% in 2020 ansteigen liess. Trotz der relativ hohen CIR betreiben Schweizer Privatbanken ein bilanzschonendes Geschäft, bei dem die Kundenvermögen ausserhalb der Bilanz gehalten werden. Dies führt zu niedrigeren risikogewichteten Aktiva und damit zu einer höheren Rendite auf das erforderliche Eigenkapital (RORE). Doch während grosse und mittlere Banken ihre Kapitalkosten weiterhin auf RORE-Basis decken können, vernichten kleine Banken kontinuierlich Shareholder Value. Als Folge davon erhöht sich der Konsolidierungsdruck in diesem Segment weiter. Dennoch haben sich im gesamten Privatbanken-Sektor die M&A-Aktivitäten leicht verlangsamt. 2020 fanden 6 Transaktionen statt, wobei mittelgrosse Banken mit über 2 Milliarden Schweizer Franken im Fokus der Käufer standen. Da kleine Banken aber weiterhin unter Druck stehen, rentabel zu sein, werden die Transaktionen in diesem Bereich voraussichtlich in Zukunft erneut zunehmen.

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